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Ist Reiten noch zeitgemäß?

Foto © Maksida Vogt

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… von Maksida Vogt | Meinung |

Diese Frage zu stellen, ist wie eine Tür zu öffnen – eine Tür zu einem anderen Bewusstsein. Ist es an der Zeit, diese Frage zu stellen? Sind wir kollektiv so weit, damit wir sie verstehen und uns weiterentwickeln können?

Vor etwa fünf Jahren waren wir vielleicht noch nicht so weit. Aber heute, im Angesicht so vieler Menschen, die täglich mit ihren Pferden etwas völlig anderes leben als das, was in einem durchschnittlichen Reiterstall passiert, ist diese Frage eine Konsequenz der Weiterentwicklung der Menschheit. Und trotzdem wird sie vielen als unrealistisch erscheinen, ja fast unglaublich. Wir begegnen Fragen, was wir mit den Pferden dann tun sollen oder ob die Pferde eventuell aussterben werden, wenn der Mensch sie nicht für eigene Zwecke benutzt. Nun, fast alle Reiter werden sagen, dass sie ihre Pferde lieben, nicht wahr? Hört diese Liebe etwa beim Reiten auf? Lieben wir unsere Pferde nur, weil wir sie „gebrauchen“? Und können wir dann überhaupt von Liebe sprechen? Vielleicht sind wir in unserer Gesellschaft einfach so abgestumpft, dass wir glauben, immer etwas im Gegenzug bekommen zu müssen? Dass wir nicht ein Lebewesen von Materie unterscheiden können? In der Tat gibt es sehr viele solche Menschen, die etwas anderes mit Pferden entdeckt haben, als sie zum Reiten oder für sonstige Zwecke zu benutzen: Liebe und Freundschaft.

Wenn man in einem Gefängnis der traditionellen Wahrnehmung gefangen ist, dann ist es schwer, sich eine Pferdehaltung anders als in Boxen oder auf Minikoppeln vorzustellen. Pferde sind in dieser Wahrnehmung Reittiere. Dazu gehört auch die schmerzhafte Unterwerfung der Pferde durch das Benutzen der Gebisse, um mit ihrem Schweiß und Blut den eigenen Unterhalt zu erwirtschaften. Oder aber „nur“ fürs Freizeitreiten, um ein bisschen Entspannung zu erfahren. Wenn ich in diesem traditionellen Denken gefangen bin, dann erscheint es für mich normal, wie die Menschen um mich herum handeln. Wie soll man denn auch etwas anderes denken? Zu stark sind die Ketten in der Reiterszene, es gibt Vorgaben, die man einzuhalten hat, oder man wird schnell als Außenseiter abgestempelt, der sein Pferd nicht unter Kontrolle hat. Und das Pferd muss schließlich dem Menschen gehorchen und auf die kleinste Aufforderung hin alles machen, was der Reiter möchte, nicht wahr? Es ist viel bequemer, im Reiterstübchen zu sitzen und zu plaudern, als komisch angeschaut zu werden, weil man gegen den Strom schwimmt.

Wird ein Reitschüler seinen Reitlehrer hinterfragen? Ihn fragen, woher die Information stammt, dass die Pferde auf dem Gebiss kauen sollen? Sein Wissen über die Anatomie der Pferde hinterfragen? Was macht so ein Gebiss im Pferdemaul, warum fließt der Speichel so, wenn man dem Pferd dieses Fremdobjekt ins Maul schiebt und von ihm komische Figuren zur Belustigung der Menschen abverlangt? Und wird diese/r Reitlehrer/in in der Lage sein, dieses zu erklären? Man wird üblicherweise Folgendes zu hören bekommen: „Wenn das Pferd auf dem Gebiss kaut, dann ist das ein Zeichen der Entspannung. Das ist erwünscht.“

Wenn man einmal die Gelegenheit bekommen hat, fundiertes Wissen darüber zu erfahren, dann erscheinen einem solche Erklärungen als der Gipfel der Ignoranz und man fragt sich, wie man nur so blind sein und diesen Unsinn glauben konnte. Wie konnte man seine Augen für die Leiden des Tieres verschlossen halten, das man so sehr liebt und mit dem man meist täglich zu tun hat? Und wenn man dann so weit ist, sich dessen bewusst zu werden – dann gibt es keinen Weg mehr zurück, denn dann erkennt man immer mehr. Sogar Kinder wissen, dass sie nicht gleichzeitig laufen und essen können. Auch beim Pferd löst das Gebiss im Maul automatisch Speichelbildung und Kaureflex aus, ist also mit der Nahrungsaufnahme verbunden und nicht mit körperlicher Anstrengung. Das Pferd erfährt enormen Stress, denn durch die vermehrte Speichelproduktion läuft es Gefahr, den Speichel einzuatmen. Es muss kämpfen, um atmen zu können! Der Speichel fließt und die Reiter glauben, dass es so sein soll. Wenn unsere Katze anfangen würde, so zu schäumen, würden wir sofort den Tierarzt konsultieren, nicht wahr? Warum sollte das beim Pferd anders sein?

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Pferde gesundheitliche Probleme beim Tragen der Gebisse haben und schwere Verletzungen erleiden, auch wenn der Reiter eine sogenannte „leichte Hand“ hat. Man braucht sich nur zu informieren, die Beweise sind erdrückend! Aber das größte Problem an den Gebissen ist, dass diese Tradition Jahrtausende zurückreicht, seitdem der sogenannte Vater der Reitkunst, Xenophon, den Pferden eine Stachelrolle ins Maul legte, um ihren Willen zu brechen und Gehorsam zu erzwingen. Ein Gebiss ist der Ausdruck der Angst des Reiters vor dem Freiheitswillen des Pferdes.

Was also, wenn wir diejenigen sind, die konditioniert sind, etwas Falsches zu tun? Es ist ähnlich wie mit der Einstellung bezüglich Gewalt gegenüber Frauen – einmal akzeptierte und unterstützte Praktik wird als normal betrachtet, und man erfindet Gründe, um sie zu rechtfertigen: „Ohne Gebiss macht das Pferd, was es will. Du hast es nicht unter Kontrolle.“ „Eine Tracht Prügel hat noch keiner Frau geschadet.“ Ein solcher (Irr-)Glauben erzeugt auch Akzeptanz im Opfer. Man benutzt das Gebiss, und schon hat man einen Sklaven, der mit Schmerz zu kontrollieren ist. Das Problem beim Verwenden der Gebisse ist nicht der Schmerz, es ist das Leugnen desselben.

Und genauso verhält es sich mit dem Reiten auch. Wie viele Menschen gibt es, die kein einziges Mal das Benutzen der Gebisse hinterfragt haben? Das Hinterfragen des Reitens steht noch eine Stufe höher. Man muss sich selbst weiterentwickeln, sich selbst infrage stellen und hinterfragen, um all das zu verstehen. Denn verstehen können wir etwas nur, wenn wir es erfahren. Und erfahren können wir es nur, wenn wir Neues ausprobieren. Wenn wir etwas wagen.

Es gibt kein Tier, das über die Jahre so missbraucht wird wie ein Pferd. Und es passiert alles vor unseren Augen, wir schauen zu, wir sind vielleicht sogar ein Teil davon. „Sportpferd“ ist eine Diagnose. Je nachdem, in welchem „Sport“ es eingesetzt wird, kann man ziemlich genau sagen, woran es leidet. Aber wie durchbricht man diese traditionell gepflegte Ignoranz in der Pferdeszene, wie geht man gegen eine solche gigantische Industrie vor? Viele Menschen interessiert es gar nicht, wie es den Pferden geht, sie wollen mit ihnen Geld verdienen. Der Fall Totilas passiert vor unseren Augen. Organisationen, die massenhafte Tierquälerei organisieren, sind legitim erlaubt. Menschen besuchen diese Events, sie amüsieren sich und klatschen. Sie führen ihre neuesten Hüte vor, trinken Champagner und halten Small Talk. Und die Pferde bluten. Und die Pferde sterben an den Rennbahnen. Und die Pferde sind in den Boxen eingesperrt. Nie eine Herde. Nie eine Familie. Rationiert mit Futter. Beschlagen. All ihrer natürlichen Bedürfnisse beraubt.

Das ist unser Spiegel. Wir sind krank. Wir sind so weit vom Leben entfernt, dass wir das ausüben und zulassen können. Wir haben keine Verbindung mehr mit dem Leben. Wir ehren das Leben nicht. Wir missbrauchen sogar solche sanftmütigen Wesen wie die Pferde. Solche noblen, großzügigen Tiere, von denen wir so viel lernen können, brechen wir. Wir wollen ihnen unseren Willen aufzwingen. Wir scheuen nicht davor zurück, jegliche Mittel zu nehmen, um unsere Ziele zu erreichen. Wir haben als Vorbilder die Menschen, die voll sind mit ihrem inneren Schmerz, die uns die Tortur an den Pferden vorleben und uns aufmuntern, das Gleiche zu tun. Die üblichen Bilder aus den Reithallen tanzen vor meinen Augen. Menschen auf den Pferderücken üben ausgedachte Figuren. Versuchen etwas nachzumachen, die Pferde in bestimmte Positionen zu bringen; die Reitlehrer schreien, die Pferde kämpfen. Gebogene Genicke, angespannte Körper, unerträgliche Schmerzen, angsterfüllte Augen, Verzweiflung … und die Menschen sind blind. Sie fühlen nicht. Sie folgen.

Ist dieses Reiten, das wir überall um uns sehen können, noch zeitgemäß? Passt das zu dem Aufwachen der Menschheit? Es ist zu brutal, zu schmerzerfüllt, zu unterdrückend und ignorant, damit es überleben kann. Die Menschheit ist spirituell unterernährt, sie will mehr wissen, mehr fühlen und mehr leben. Es ist nicht möglich, einem anderen Wesen Schmerz zuzufügen und trotzdem auf Erleuchtung zu hoffen.

Wir suchen die Wege der Heilung, denn wir spüren, dass wir herauswachsen aus den bestehenden verkrusteten Strukturen. Dieses führt uns zu einem anderen Denken und Handeln. Das, was gestern noch normal war, erscheint heute grotesk. Es ist nur ein kleiner Schritt und wir sehen die Welt vollkommen anders. Die Pferde können unsere Begleiter auf diesem Weg sein und uns die Richtung weisen – wenn wir den Mut finden, ihren freien Willen zu respektieren und uns selbst zu befreien. Wir wollen frei sein, die Pferde wollen es auch.

Nein, Reiten ist nicht mehr zeitgemäß, es ist ein Relikt aus der Vergangenheit. Sich dem zu stellen ist ein Teil unserer Heilung. Wie wunderbar, dass wir uns die Frage stellen können.

Maksida Vogt ist Autorin des Buches „Befreie dein Pferd – befreie dich selbst“, das im Frühjahr 2013 bei Cadmos erscheint.

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Wir freuen uns auf eine niveauvolle Diskussion. Bitte teilen Sie uns Ihre kompetente Ansicht zu der Frage „Ist Reiten noch zeitgemäß?“ mit. Frau Vogt wird Ihre Kommentare beantworten. Bitte geben Sie der Autorin und unserer Redaktion dafür ein paar Tage Zeit. Sie werden verstehen, dass wir nur qualifizierte und zum Thema passende Kommentare veröffentlichen. Auf unserer facebook-Page wird zu diesem Thema keine Diskussion geführt.

Danke für Ihr Verständnis. 

 

Category: Besondere Themen

Comments (115)

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  1. Silvia sagt:

    Liebe Frau Vogt,

    vielen Dank für Ihren Artikel in „feine Hilfen“ und für Ihr Buch „Ist Reiten noch zeitgemäß?“.

    Ich lebe ebenfalls den verantwortungsvollen und partnerschaftlichen Umgang mit Pferden, versuche ihre Sprache zu erlernen und die Pferde zu „lesen“. In der Reiterwelt habe ich bislang sowohl positive, sehr dem Freund Pferd verbundene Menschen getroffen, wie natürlich auch „verbissene“ und arg strenge Reiter. Auch bei Reitlehrern gibt es neue, sanftere Herangehensweisen im Unterricht, aber leider auch immer noch immer die Brüllaffen in der Halle.

    Daher gehe ich mit Ihnen und bin sehr froh, dass Sie hier wachrütteln, wenn auch mit provokanten Fragestellungen (aber genau dann erreicht man ja erst, dass die Menschen nachdenken).

    Alles Gute + ich freue mich auf weitere Artikel/Bücher von Ihnen.

    Viele Grüße
    Silvia

    • Maksida Vogt sagt:

      Liebe Silvia,

      vielen Dank für Ihren Beitrag. Das Buch heißt: Befreie dein Pferd, befreie dich selbst. 🙂
      Ich freue mich, dass der Artikel Ihnen gefällt und über Ihr Lob. Beste Grüße

  2. Meine Meinung :

    Vorweg: Für mich ist die Antwort klar: JA !!

    Prinzipiell empfinde ich den Ansatz von Frau Vogt als wichtig und richtig,
    ihre Schlußfolgerungen sind aus meiner Sicht falsch.

    Die Frage sollte lauten „unter welchen Bedingungen darf ich ein Pferd reiten“.
    Dann wird sie zur Kernfrage, die sich ein jeder stellen sollte, um verantwortungsvoll
    mit dem ihm anvertrauten Lebewesen umgehen zu können.

    Als Bedingung gelten die ordentliche Ausbildung des Reiters, die korrekte Ausbildung des Pferdes
    und die möglichst weitgehende Anpassung der Haltungsbedingungen an die vitalen Bedürfnisse des Tieres. Damit wird das Reiten biopositiv. Für Tier und Mensch. Was nun „ordentlich“, „korrekt“ und
    „möglichst weitgehend“ zu bedeuten haben, das sprengt den Rahmen dieser Antwort.

    Denn es gibt meiner Meinung nach nicht nur EINE Lösung, denn sowohl wir, als auch unsere Tiere
    sind Individuen.

    So gibt es sicher Pferde, die zu reiten sie zu vergewaltigen bedeutet, wieder andere haben daran selbst
    einen Mordsspaß. Dies liegt sicher auch im Ausbildungsweg begründet, denn: Pferde, die können sollen
    müssen wollen dürfen, und darin, ob Exterieur und Interieur mit den Anforderungen zusammen passen.

    Wir sollten also nicht das WAS (Reiten) als das Übel sehen,
    sondern das WIE und WARUM etwas gemacht wird genau betrachten.

    Und so ist es auch mit der Liebe. Sie endet nicht in liebevollem Verhalten und Rücksicht.
    Ob man in der Liebe handelt ist nicht an der Handlung fest zu machen, sondern am WIE und WARUM
    diese Handlung erfolgt und inwiefern das Ergebnis ein positives für den Adressaten der Handlung ist.

    Deshalb ist es auch falsch, das der, der ein Pferd reitet prinzipiell unethisch handelt, oder sein Pferd nicht liebt.
    Wer sein Pferd reitet steht nicht automatisch auf einer niedrigeren moralischen Stufe, ist ein gefühlsarmer
    Mensch, der nichts versteht und prügelt auch nicht zwangsläufig seine Frau.

    Was bedeutet Pferde wollen frei sein konkret?
    Die Argumentation von Frau Vogt konsequent weitergeführt heißt :
    Pferdehaltung ist Tierquälerei. Denn egal welche Haltungsform, sie ist niemals frei.
    Entlassen wir sie in die Natur. Können sie dort frei entscheiden, ob sie vom Puma oder vom Bären
    gefressen werden wollen? Sind im hierarchischen Herdenverband dann alle gleich frei
    oder manche mehr, manche weniger ?

    Wenn wir sagen, wir wollen frei sein, was bedeutet das ? Frei von Zwängen ?
    Dann lassen wir das mit Partnerschaft und Beruf ? Werden wir dann auch frei von unseren Bedürfnissen
    nach Nahrung, Sicherheit und Glück ? Wie wunderbar, das wir uns diese Fragen stellen können.

    Befreie Dein Pferd, befreie Dich selbst kann für mich also nicht generell mit dem Aufgeben des Reitens
    in Verbindung gebracht werden. Vielmehr heißt es, wie Goethe das im Faust schreibt:
    „Wer ewig strebend sich bemüht, den können wir erlösen“ (die Erlösung ist die Metapher der Freiheit).

    Durch Wissen und Können, was beides Lernen und Demut voraussetzt, werden wir sicher in eigenverantwortlichem Handeln, unabhängig von Konventionen und Gurus
    und wir rennen nicht mehr jeder Sau nach, die durchs Dorf getrieben wird.
    Das ist Freiheit.

    Sowohl für uns, als auch fürs Pferd, das dann nicht mehr Erfüllungsgehilfe von Weltanschauungen,
    Therapeut oder Selbstwertlieferant sein muß.

    Dafür kann das Reiten eine hervorragende Schule sein.
    Schulung der körperlichen Bewußtheit, der mentalen Stärke und der Empathie.
    Ein Quell auch spiritueller Erfahrung. Das setzt natürlich Fleiß, Durchhaltevermögen und Selbstkritik voraus.

    Unsere Heilung liegt nicht darin zu erkennen, das wir Pferde nicht reiten sollen, sondern darin,
    wieder eine natürliche Haltung zu unserer Umwelt zu gewinnen.
    Der Weg in die Natürlichkeit, hin zu mehr Spiritualität, ist zeitgemäß.
    Dieser Weg ist mit Pferden möglich. Sie sind Katalysatoren.
    Auch und gerade, wenn wir sie reiten.

    Aber nicht, indem wir sie zu engelsgleichen Wesen stilisieren,
    die gleichzeitig mit unseren eigenen Problemen überfrachtet werden.
    Ein Pferd ist ein Pferd.

    • Maksida Vogt sagt:

      Hallo Herr Heilmann,

      vielen Dank für Ihren Beitrag. Ihre Frage finde ich interessant: „unter welchen Bedingungen darf ich ein Pferd reiten?“
      Erstens wäre die Frage angebracht: Warum habe ich das Bedürfnis das Pferd zu reiten? Was sagt das über mich?
      Wenn ich dann auf die zweite Frage übergehe, unter welchen Bedingungen darf ich reiten, dann wäre die Antwort sehr einfach für mich – nur wenn das Pferd das erlaubt. Dazu darf ich aber keine Kontrolle- und Schmerzmittel wie Gebisse, Sporen und Zügel anwenden, denn ich möchte doch sehen was das Pferd kommuniziert und nicht das was ich erzwinge. Ich arbeite mit vielen verschiedenen Pferden, hatte die Gelegenheit in verschiedenen Länder die Seminare und Workshops zu halten, aber es war kein Pferd dabei, das gesagt hätte: ja ich möchte geritten werden.
      Ich finde Ihre Ansätze sehr interessant, aber… wie kann etwas einem Pferd Spaß machen, wenn es ihm gesundheitlichen Schaden verursacht? Ich verstehe, was Sie sagen möchten und ich kenne diese Pferde, die dem Schein nach Spaß beim Reiten haben. Und dann gibt man denen eine artgerechte Haltung, liebevolle Zuwendung und die WAHL, was sie tun mögen oder nicht. Und plötzlich laufen sie von ihrem Reiter weg. Und der wundert sich – wie so, der hatte doch immer Spaß daran.
      Sie sehen… man muss wirklich einen anderen Umgang mit dem Pferd erleben um zu sehen, das sie alle nur Pferde sind und nur eins wollen – eben ein Pferd sein dürfen und nicht von den Menschen benutzt.
      Ich gebe Ihnen Recht, die Pferdehaltung ist Tierquälerei per se. Man muss ihnen schon einige hundert Hektar Platz geben, dann wäre das artgerecht, alles drunter ist ein Kompromiss. Aber ich denke, der Kompromiss, der in unseren Zentren zu sehen ist:

      http://www.academialiberti.de/en/

      ist etwas, was man anstreben sollte, wenn wir unsere Pferde glücklich und vor allem einigermaßen gesund wissen wollen.
      Ich glaube mit der Freiheit haben Sie mich falsch verstanden. Freiheit bedeutet etwas selbst wählen zu dürfen. Wir Menschen können unseren Beruf und Partnerschaft wählen. Die Pferde können gar nichts wählen. Wir haben ihnen dieses Recht genommen. Ist es denn zu viel verlangt, dass wir wenigstens einige unsere Fehler im Umgang mit ihnen korrigieren? Beste Grüße

  3. smiri sagt:

    Hallo Maksida!

    Ich bin gerade eben über diesen Artikel gestolpert und habe mir die Frage gestellt:

    Ist Reiten noch zeitgemäß?

    Ich würde sagen: JA!

    die Frage ist nur: Wie und um welchen Preis?
    Reiten umfasst für mich persönlich ganz viele Dinge, die alle ausschließlich mit einem Pferd erlebt, gefühlt
    genossen werden können.
    Reiten bedeutet für mich: Ein sehr sensibles, sanftes mit großer Kraft und Energie ausgestattetes Wesen erfahren zu dürfen. Dabei lerne ich mich selbst besser kennen und entwickle mich weiter.
    Meine besten Lehrer im Leben waren Pferde; wo würde ich heute stehen, wenn ich diese vielfältigen Erfahrungen nicht hätte machen dürfen!?
    Anatomie, Energie, Herde, Telepathie, innere Bilder, gemeinsames Arbeiten am Boden, Weide, Trail, Raufutter, Massagen mit den Händen, Akupunktur, Krankheit, Spiegel, Spiel…
    Ich könnte diese Liste endlos weiterführen…
    Mein Leben wäre sehr viel ärmer, wenn ich nicht „reiten“ würde. Und dazu muss ich sagen, dass ich dabei eigentlich am allerwenigsten auf meinem Pferd sitze!
    Meine Pferde haben in allem was wir tun Mitspracherecht, sie zeigen mir, worauf sie Lust haben, was sie an einem bestimmten Tag tun wollen und sie möchten beide Leistung bringen!
    Sie lieben das Lob, ein Streicheln oder Kratzen auf der Stirn…
    Und sie bringen mich zu Nachdenken, Reflektieren, Entwickeln und Lernen!
    Ich finde, dass sind sehr positive Eigenschaften und es gibt nur wenige Menschen, die mich dazu motivieren!
    Natürlich bin ich meinen Pferden für dieses großartige Geschenk etwas schuldig!
    Und das versuche ich ihnen mit einer so artgerechten Haltung mit Paddock Trail auf 3ha Wiese, Sand, Wasser, Matsch zu geben. Sie dürfen in einer gemischten Herde 24/7 Pferd sein. Und wenn ich sie mehrmals in der Woche „entführe“, so kommen sie in der Regel gerne mit! Und wenn sie keine Lust haben, dann toleriere ich das! Vor allem meine 24jährige Stute besteht auf „Unterhaltungsprogramm“ von meiner Seite! Sie war 15 Jahre ihres Lebens „nur Pferd“ und nun hat sie noch einmal in den „Arbeitsalltag“ als Therapiepferd hereingeschnuppert! Und ich kann nur sagen, dass sie diesen Alltag liebt! Sie steht am Zaun und möchte etwas unternehmen.

    Ich denke, ein Pferd, dass einen Menschen als Bezugsperson kennengelernt hat, kann nicht mit einem wilden Pferd verglichen werden.
    Es hat andere Bedürfnisse und Forderungen entwickelt. Ähnlich ist es beim Reiten, ein Pferd das einen sanften und vor allem fühlenden und denkenden Reiter kennengelernt hat, macht nicht nur schlechte Erfahrungen! Es entwickelt sich auch weiter…

    Meine Frage wäre daher: Ist Fühlen und Denken noch zeitgemäß? Denn das sind meines Erachtens Grundvoraussetzungen für ein Zusammen-Erleben mit Pferden!

    Liebe Grüße
    smiri

    • Maksida Vogt sagt:

      Liebe Smiri,

      das was Du hier beschreibst, ist nicht das Reiten, sondern das was wir in unseren Zentren mit den Pferden machen – wir verbringen die Zeit mit ihnen und benutzen sie nicht für unsere Zwecke oder uns schöne Gefühle auf ihrem Rücken (buchstäblich) zu verschaffen. In dem Sinne kann man sich sicherlich mit dem Pferd weiter entwickeln und am meisten über sich selbst lernt man, indem man aufs Reiten verzichtet. Dann passiert etwas interessantes, man wird nämlich mit eigenen „Dämonen“ konfrontiert. Denn, was ist es genau, was einen dazu treibt das Tier so zu benutzen? Denn, die Pferde wollen das nicht, wenn Du dich mit Tierkommunikation beschäftigst, dann solltes Du diese Antwort schon längst bekommen haben? Oder hast Du es überhört, weil das eigene Bedürfnis stärker ist, als das Flüstern des Pferdes?
      Auf dieser Seite sind unsere Zentren aufgelistet:
      http://www.academialiberti.de/en/

      Warum brauchen diese Pferde keine Unterhaltung unserseits, sonder leben ihr Leben ganz ohne den „Unterhaltungsprogramm“ von den Menschen?
      Oder sind die Pferde in allen diesen Zentren ganz anders als Deine Pferde?
      Man wird immer so weit sehen können, wie man bereit ist zu sehen. 😉
      In diesem Sinne, liebe Grüße
      P.S. Angesichts dem, was mit den Pferden um uns herum geschieht, haben Deine Pferde sicherlich ein Traumleben. Meine Antwort ist eine Animation um einen Schritt weiter zu gehen und noch mehr zu erfahren und soll bitte nur als solche verstanden werden. Finde ich toll, alles was Du beschrieben hast und es hört sich nach einer tollen Haltung an. 🙂