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Ist Reiten noch zeitgemäß?

Foto © Maksida Vogt

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… von Maksida Vogt | Meinung |

Diese Frage zu stellen, ist wie eine Tür zu öffnen – eine Tür zu einem anderen Bewusstsein. Ist es an der Zeit, diese Frage zu stellen? Sind wir kollektiv so weit, damit wir sie verstehen und uns weiterentwickeln können?

Vor etwa fünf Jahren waren wir vielleicht noch nicht so weit. Aber heute, im Angesicht so vieler Menschen, die täglich mit ihren Pferden etwas völlig anderes leben als das, was in einem durchschnittlichen Reiterstall passiert, ist diese Frage eine Konsequenz der Weiterentwicklung der Menschheit. Und trotzdem wird sie vielen als unrealistisch erscheinen, ja fast unglaublich. Wir begegnen Fragen, was wir mit den Pferden dann tun sollen oder ob die Pferde eventuell aussterben werden, wenn der Mensch sie nicht für eigene Zwecke benutzt. Nun, fast alle Reiter werden sagen, dass sie ihre Pferde lieben, nicht wahr? Hört diese Liebe etwa beim Reiten auf? Lieben wir unsere Pferde nur, weil wir sie „gebrauchen“? Und können wir dann überhaupt von Liebe sprechen? Vielleicht sind wir in unserer Gesellschaft einfach so abgestumpft, dass wir glauben, immer etwas im Gegenzug bekommen zu müssen? Dass wir nicht ein Lebewesen von Materie unterscheiden können? In der Tat gibt es sehr viele solche Menschen, die etwas anderes mit Pferden entdeckt haben, als sie zum Reiten oder für sonstige Zwecke zu benutzen: Liebe und Freundschaft.

Wenn man in einem Gefängnis der traditionellen Wahrnehmung gefangen ist, dann ist es schwer, sich eine Pferdehaltung anders als in Boxen oder auf Minikoppeln vorzustellen. Pferde sind in dieser Wahrnehmung Reittiere. Dazu gehört auch die schmerzhafte Unterwerfung der Pferde durch das Benutzen der Gebisse, um mit ihrem Schweiß und Blut den eigenen Unterhalt zu erwirtschaften. Oder aber „nur“ fürs Freizeitreiten, um ein bisschen Entspannung zu erfahren. Wenn ich in diesem traditionellen Denken gefangen bin, dann erscheint es für mich normal, wie die Menschen um mich herum handeln. Wie soll man denn auch etwas anderes denken? Zu stark sind die Ketten in der Reiterszene, es gibt Vorgaben, die man einzuhalten hat, oder man wird schnell als Außenseiter abgestempelt, der sein Pferd nicht unter Kontrolle hat. Und das Pferd muss schließlich dem Menschen gehorchen und auf die kleinste Aufforderung hin alles machen, was der Reiter möchte, nicht wahr? Es ist viel bequemer, im Reiterstübchen zu sitzen und zu plaudern, als komisch angeschaut zu werden, weil man gegen den Strom schwimmt.

Wird ein Reitschüler seinen Reitlehrer hinterfragen? Ihn fragen, woher die Information stammt, dass die Pferde auf dem Gebiss kauen sollen? Sein Wissen über die Anatomie der Pferde hinterfragen? Was macht so ein Gebiss im Pferdemaul, warum fließt der Speichel so, wenn man dem Pferd dieses Fremdobjekt ins Maul schiebt und von ihm komische Figuren zur Belustigung der Menschen abverlangt? Und wird diese/r Reitlehrer/in in der Lage sein, dieses zu erklären? Man wird üblicherweise Folgendes zu hören bekommen: „Wenn das Pferd auf dem Gebiss kaut, dann ist das ein Zeichen der Entspannung. Das ist erwünscht.“

Wenn man einmal die Gelegenheit bekommen hat, fundiertes Wissen darüber zu erfahren, dann erscheinen einem solche Erklärungen als der Gipfel der Ignoranz und man fragt sich, wie man nur so blind sein und diesen Unsinn glauben konnte. Wie konnte man seine Augen für die Leiden des Tieres verschlossen halten, das man so sehr liebt und mit dem man meist täglich zu tun hat? Und wenn man dann so weit ist, sich dessen bewusst zu werden – dann gibt es keinen Weg mehr zurück, denn dann erkennt man immer mehr. Sogar Kinder wissen, dass sie nicht gleichzeitig laufen und essen können. Auch beim Pferd löst das Gebiss im Maul automatisch Speichelbildung und Kaureflex aus, ist also mit der Nahrungsaufnahme verbunden und nicht mit körperlicher Anstrengung. Das Pferd erfährt enormen Stress, denn durch die vermehrte Speichelproduktion läuft es Gefahr, den Speichel einzuatmen. Es muss kämpfen, um atmen zu können! Der Speichel fließt und die Reiter glauben, dass es so sein soll. Wenn unsere Katze anfangen würde, so zu schäumen, würden wir sofort den Tierarzt konsultieren, nicht wahr? Warum sollte das beim Pferd anders sein?

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Pferde gesundheitliche Probleme beim Tragen der Gebisse haben und schwere Verletzungen erleiden, auch wenn der Reiter eine sogenannte „leichte Hand“ hat. Man braucht sich nur zu informieren, die Beweise sind erdrückend! Aber das größte Problem an den Gebissen ist, dass diese Tradition Jahrtausende zurückreicht, seitdem der sogenannte Vater der Reitkunst, Xenophon, den Pferden eine Stachelrolle ins Maul legte, um ihren Willen zu brechen und Gehorsam zu erzwingen. Ein Gebiss ist der Ausdruck der Angst des Reiters vor dem Freiheitswillen des Pferdes.

Was also, wenn wir diejenigen sind, die konditioniert sind, etwas Falsches zu tun? Es ist ähnlich wie mit der Einstellung bezüglich Gewalt gegenüber Frauen – einmal akzeptierte und unterstützte Praktik wird als normal betrachtet, und man erfindet Gründe, um sie zu rechtfertigen: „Ohne Gebiss macht das Pferd, was es will. Du hast es nicht unter Kontrolle.“ „Eine Tracht Prügel hat noch keiner Frau geschadet.“ Ein solcher (Irr-)Glauben erzeugt auch Akzeptanz im Opfer. Man benutzt das Gebiss, und schon hat man einen Sklaven, der mit Schmerz zu kontrollieren ist. Das Problem beim Verwenden der Gebisse ist nicht der Schmerz, es ist das Leugnen desselben.

Und genauso verhält es sich mit dem Reiten auch. Wie viele Menschen gibt es, die kein einziges Mal das Benutzen der Gebisse hinterfragt haben? Das Hinterfragen des Reitens steht noch eine Stufe höher. Man muss sich selbst weiterentwickeln, sich selbst infrage stellen und hinterfragen, um all das zu verstehen. Denn verstehen können wir etwas nur, wenn wir es erfahren. Und erfahren können wir es nur, wenn wir Neues ausprobieren. Wenn wir etwas wagen.

Es gibt kein Tier, das über die Jahre so missbraucht wird wie ein Pferd. Und es passiert alles vor unseren Augen, wir schauen zu, wir sind vielleicht sogar ein Teil davon. „Sportpferd“ ist eine Diagnose. Je nachdem, in welchem „Sport“ es eingesetzt wird, kann man ziemlich genau sagen, woran es leidet. Aber wie durchbricht man diese traditionell gepflegte Ignoranz in der Pferdeszene, wie geht man gegen eine solche gigantische Industrie vor? Viele Menschen interessiert es gar nicht, wie es den Pferden geht, sie wollen mit ihnen Geld verdienen. Der Fall Totilas passiert vor unseren Augen. Organisationen, die massenhafte Tierquälerei organisieren, sind legitim erlaubt. Menschen besuchen diese Events, sie amüsieren sich und klatschen. Sie führen ihre neuesten Hüte vor, trinken Champagner und halten Small Talk. Und die Pferde bluten. Und die Pferde sterben an den Rennbahnen. Und die Pferde sind in den Boxen eingesperrt. Nie eine Herde. Nie eine Familie. Rationiert mit Futter. Beschlagen. All ihrer natürlichen Bedürfnisse beraubt.

Das ist unser Spiegel. Wir sind krank. Wir sind so weit vom Leben entfernt, dass wir das ausüben und zulassen können. Wir haben keine Verbindung mehr mit dem Leben. Wir ehren das Leben nicht. Wir missbrauchen sogar solche sanftmütigen Wesen wie die Pferde. Solche noblen, großzügigen Tiere, von denen wir so viel lernen können, brechen wir. Wir wollen ihnen unseren Willen aufzwingen. Wir scheuen nicht davor zurück, jegliche Mittel zu nehmen, um unsere Ziele zu erreichen. Wir haben als Vorbilder die Menschen, die voll sind mit ihrem inneren Schmerz, die uns die Tortur an den Pferden vorleben und uns aufmuntern, das Gleiche zu tun. Die üblichen Bilder aus den Reithallen tanzen vor meinen Augen. Menschen auf den Pferderücken üben ausgedachte Figuren. Versuchen etwas nachzumachen, die Pferde in bestimmte Positionen zu bringen; die Reitlehrer schreien, die Pferde kämpfen. Gebogene Genicke, angespannte Körper, unerträgliche Schmerzen, angsterfüllte Augen, Verzweiflung … und die Menschen sind blind. Sie fühlen nicht. Sie folgen.

Ist dieses Reiten, das wir überall um uns sehen können, noch zeitgemäß? Passt das zu dem Aufwachen der Menschheit? Es ist zu brutal, zu schmerzerfüllt, zu unterdrückend und ignorant, damit es überleben kann. Die Menschheit ist spirituell unterernährt, sie will mehr wissen, mehr fühlen und mehr leben. Es ist nicht möglich, einem anderen Wesen Schmerz zuzufügen und trotzdem auf Erleuchtung zu hoffen.

Wir suchen die Wege der Heilung, denn wir spüren, dass wir herauswachsen aus den bestehenden verkrusteten Strukturen. Dieses führt uns zu einem anderen Denken und Handeln. Das, was gestern noch normal war, erscheint heute grotesk. Es ist nur ein kleiner Schritt und wir sehen die Welt vollkommen anders. Die Pferde können unsere Begleiter auf diesem Weg sein und uns die Richtung weisen – wenn wir den Mut finden, ihren freien Willen zu respektieren und uns selbst zu befreien. Wir wollen frei sein, die Pferde wollen es auch.

Nein, Reiten ist nicht mehr zeitgemäß, es ist ein Relikt aus der Vergangenheit. Sich dem zu stellen ist ein Teil unserer Heilung. Wie wunderbar, dass wir uns die Frage stellen können.

Maksida Vogt ist Autorin des Buches „Befreie dein Pferd – befreie dich selbst“, das im Frühjahr 2013 bei Cadmos erscheint.

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Wir freuen uns auf eine niveauvolle Diskussion. Bitte teilen Sie uns Ihre kompetente Ansicht zu der Frage „Ist Reiten noch zeitgemäß?“ mit. Frau Vogt wird Ihre Kommentare beantworten. Bitte geben Sie der Autorin und unserer Redaktion dafür ein paar Tage Zeit. Sie werden verstehen, dass wir nur qualifizierte und zum Thema passende Kommentare veröffentlichen. Auf unserer facebook-Page wird zu diesem Thema keine Diskussion geführt.

Danke für Ihr Verständnis. 

 

Category: Besondere Themen

Comments (115)

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  1. Janina sagt:

    Liebe Frau Vogt,

    ein spannender Artikel, auf den ich leider erst etwas spät gestoßen bin. Ich finde die Frage, ob reiten noch zeitgemäß ist, sehr spannend. Nachdem ich erst letztes Wochenende auf einem „Turnier“ war, wäre meine spontane Antwort „nein“. Ich habe mehrere Jahre in verschiedenen Sparten des Reitsports gearbeitet und habe es irgendwann aufgegeben, weil ich das Elend Leid war. Ohne Zweifel wären viele, viele Pferde besser dran, wenn ihre Reiter mit beiden Beinen fest am Boden bleiben würden.

    Wenn Sie jedoch sagen, Sie hätten noch nie ein Pferd gesehen, das Spaß an der Arbeit hat, möchte ich Ihnen mein Beileid aussprechen. Es gibt sie zwar selten, doch es gibt sie: die Pferde, die mit Feuereifer bei der Sache sind. Und es gibt wirklich nichts schöneres, als wenn man spürt, das der vierbeinige Partner kaum erwarten kann, das es endlich los geht.

    Es ist keine leichte Aufgabe, ein Pferd glücklich zu machen, aber ich glaube, es gibt mehr als einen Weg dorthin. Die Herausforderung unserer Generation liegt darin, diese Wege zu finden. Mir gefällt ihr Ansatz sehr, aber vielleicht sollten Sie sich ein wenig Offenheit für Alternativen erhalten. Der Glaube, es gebe nur den einen, richtigen Weg ist im Reitsport schon zu weit verbreitet.

    • Maksida Vogt sagt:

      Liebe Janina,

      ich hatte sicherlich zu meinen Reiterzeiten solche Pferde gesehen, von denen ich damals glaubte, dass sie Spaß am Arbeit hatten.
      Nun, mit verschiedenen Erfahrungen und vor allem mit der Gelegenheit, mit der Pferdeherde eng zusammen zu leben, sie auf eine größere Fläche zu erleben, wo sie wandern können, wo sie ihre wahre Natur leben können – hat meine Ansichten von damals gründlich korrigiert. Es ist alles eine Sache der Erfahrung. WAS habe ich erleben dürfen? Wie ist meine Ansicht über die Pferde, die auch mein Handeln diktiert? Wenn ich das niemals erleben dürfte, was ich hier und in meinem Buch beschreibe – dann kenne ich die Pferde nicht. Ich kenne die Gefangenen, die „gerne“ arbeiten. Ab und zu. Die gerne erwarten, dass es los geht … Ja, die Erinnerungen stimmen mich traurig im Angesicht dessen, was ich heute weiß.
      Das hat nichts mit der Magie und Natur der Pferde zu tun.
      Ich wiederhole nochmal, das sehe ich nicht als MEIN Weg. Ich bin unwichtig. Ich sehe es, als das Geburtsrecht der Pferde, das wir ihnen weg genommen haben. Die Herausforderung und die Aufgabe unserer Generation, ist dieses wieder richtig zu stellen. 🙂 Beste Grüße.

  2. Liebe Fr. Vogt,
    ich habe seit über 30 Jahren mit Pferden zu tun, habe als kleines Mädchen in einer Reitschule angefangen und irgendwann mit 20 Jahren habe ich mir ein eigenes Pferd gekauft. Aus der heutigen Sicht weiss ich das ich mit meiner armen Stute die noch immer meinen Weg begleitet, jetzt allerdings schon lange nicht mehr geritten wird, sehr viel falsch gemacht habe. Als ich sie damals bekam machte man sich über Haltung, Reiten usw. nicht wirklich viele Gedanken, sie hatte zwar immer Weidegang, aber Raufutterversorgung und auch das Reiten waren sicherlich nicht pferdegerecht. Dem Tuniersport habe ich nie etwas abgewinnen können, dass empfand ich selbst als Kind schon als Tierqäulerei!!!!! Seit 2 1/2 Jahren besitze ich nun ein New- Forest Pony das ich ge-kauft habe weil er mir unendlich Leid tat, da er schon durch einige Hände gegangen war, sprich Schulbetrieb, Händler, der Zufall es so wollte das ich bei einem Termin dabei war, als er als Verkaufspferd angeboten wurde. Aufgrund seines Zustandes habe ich ihn dann mitgenommen. Er hatte vor allem Angst, vorm Satteln, Hufschmied, Hänger, jede hektische Bewegung und ich habe ihn dann erst einmal lange nur Ruhe gegeben. So ist es passiert das ich immer wieder auf der Suche bin dem Pferdchen weiteres Leid durch den Menschen zu ersparen, was mir sicher bis Heute noch nicht immer gelungen ist, auch wenn wir schon riesen Fortschritte gemacht haben. Über Horsemanship bis was weiss ich habe ich mich informiert. Auch ich bin der Meinung das kein Pferd auf der Wiese steht und sagt „Reite mich“, dass reden sich viele Menschen ein. Ich habe viel an der Hand mit ihm gemacht, bin sparzieren gegangen usw.. Über den Film der Weg des Pferdes bin ich dann auf Mark Rashid gestossen, dessen Bücher ich wirklich super finde, denn auch er spricht nicht ständig von Dominanz oder Leittier!!! Das ist etwas was mich total stört. Er spricht über jahrelange Erfahrung mit Pferden und zwar seine eigenen und welche Schlüsse er daraus gezogen hat. Was ich an ihm unglaublich gut finde ist, dass er alle anderen nicht mit du musst, du darfst nicht ansonsten…… sondern er zeigt anhand von Geschichte (Beispiele) was seiner Meinung nach der richtige Weg ist, akzeptiert aber auch andere Meinungen. Nicht falsch verstehen, auch ich bin gegen Gewalt, Druck, Schmerzen zufügen und bewundere Alle die dies aufzeigen. Ich habe ihr Buch Befreie dein Pferd, befreie dich gelesen und habe wirklich viele gute Informationen erhalten. Was mich einfach stört ist das es teilweise ehr wie der Versuch einer Gehirnwäsche rüber kommt. Gerade mit so Begriffen wie Meditatio- Lektion oder der Wortwahl :“Fühlst du dich berufen!“ Ich denke es ist wichtig aufzuzeigen, was Gewisse Dinge im Pferdekörper, dessen Psyche auslösen und welche Folgen es hat, aber man muss sensible mit solchen Themen umgehen, auch wenn man der Meinung ist das etwas völlig falsch ist. Aber zu sagen löse dich von allen deine vorherigen Dingen und gehe nur meinen Weg, den einzig richtigen, dass hat so ein Sektenbegeschmack, denn es gibt nie nur den einzigen richtigen Weg. Viele Leute sind heute auch echt misstrauisch geworden, denn angefangen von Monty R. der ja angeblich so gewaltfrei mit dem Pferd kommuniziert, bis hin zu Hempfling der sich ja wohl auch zum Guru hochgearbeitet hat, sehr viel Geld verdient hat, natürlich alles im Sinne des Pferdes??????Letztendlich geht es doch nur um Geld verdienen. Keiner der ach so nette Gedanken für dein armes, gequältes Pferd hat kommt auf dich zu und sagt ich helfe dir unendgeldlich. Ein Monty R., Pet Perelli,Geitner, Hempfling und wie sie alle heißen haben unendlich viel Geld mit dem „armen Pferden “ verdient, genau wie andere durch prutale Sportarten, letztlich leiden doch bei all diesen Dingen die Tiere. Ich habe mir viel angesehen, dass Ausmass von Gertenhiebe bei Pferderennen, Schäden durch Gebisse etc. Ich finde es ernsthaft grausam, genau wie Massentierhaltung, schlechte Bedinmgungen bei Schlachttransporten etc. . Letztlich muss aber jeder Mensch mit einem gesunden Menschenverstand, der wirklich noch ein Mitgefühl für etwas im Stande ist aufzubringen solche Dinge abschäulich finden, dennoch bin ich der Meinung das man immer wieder auf Missstände hinweisen sollte und keine Diktatur oder seine Überzeugung als die einzig wahre aufstellen sollte. Dies kann bei labilen Menschen enorme psychische Auswirkungen haben und das empfinde ich als genauso wenig richtig. Der Weg zu sagen, dass passiert wenn ihr ein Gebiss benutzt, so wirkt der Sattel und das Reitergewicht, dass ist dem natürlichen Lebensraum am ähnlichsten finde ich in Ordnung, weil das sind Fakten die für sich sprechen. Was jeder einzelne daraus macht bleibt ihm letztlich überlassen, wie man Jemanden pesönlich wahrnimmt auch und ob man sich mit dem Jenigen umgibt auch. Letztlich sollte der Gesetzgeber den Wert anderer Lebewesen vielleicht einfach mal besser schützen, statt solche Dinge zu unterstützen.
    Mal ehrlich, was gibt es sanfteres als das Wesen Pferd, was körperlich in der Lage wäre uns zu zerlegen und es trotz aller Gewalt die wir gegen sie wenden nicht einsetzt, um sich einfach nur mal zu wehren. Nein, sie kommen immer wieder zu einem und stehen einem bei. Pferde sind einfach zu lieb!!!
    LG Nicole

    • Maksida Vogt sagt:

      Liebe Nicole,

      ich stimme Ihnen mit vielem was Sie sagen zu.
      Mit Mark Rashid, stimme ich auch zu, prinzipiell sehe ich das Problem bei vielen Pferdetrainer, dass sie eines reden, aber anderes leben. Das heißt, es wird viel von Respekt gegenüber dem Pferd geredet, keine Gewalt, etc, aber dann geht man hin, schiebt ein Gebiss in das Pferdemaul und setzt sich darauf um das Pferd für eigene Belustigung, Befriedigung und Ehrgeiz zu benutzen. Deswegen bin ich nicht ein Freund der schönen Worte sondern vielmehr ein Freund der schönen Taten.:)
      Es freut mich, dass mein Buch Ihnen gefällt. Wenn ich das richtig sehe, kritisieren Sie mein Schreibstil? Nun, ich erkläre das immer folgendermaßen, wenn man weiß, dass es verwerflich ist, die Kinder zu missbrauchen – wie ist der richtige Weg dieses zu kommunizieren?
      Ich würde gerne ein Kommentar, den ich über mein Buch bekommen habe, auch hier reinstellen. Vielleicht hilft dieser Kommentar (ich habe viele ähnliche Emails bekommen, aber diese hat mich besonderes berührt) um zu verstehen, was ich mit meinem Buch bewirken wollte und dass ich die Menschen tiefer berühren wollte:

      „Ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll, was dein Buch betrifft, was das mit mir macht. Ich weiss noch, als ich das erste mal, ich glaub über Larissas Profil, von dir las, von der „Idee“, sein Pferd nicht zu reiten, sagte ich zu meinem Mann „seltsam… da befasse ich mich jahrelang damit, herauszufinden, WIE ich reiten kann, ohne dem Pferd zu schaden (als Resultat bin ich so gut wie gar nicht geritten, seit Jahren), und dabei liegt es doch auf der Hand: einfach GAR nicht reiten.“ Dieser Gedanke war mir bis dato ernsthaft nicht gekommen!!! Dabei schien es so einfach. Aber so einfach der Gedanke war, er hat auch Widerstände in mir ausgelöst, über die ich zu dem Zeitpunkt nicht bereit war, nachzudenken oder mich reinzufühlen. Es war einfach wie- „ja, das fühlt sich richtig an, aber irgendwas stört da noch.“ geprägt durch die Gesellschaft und mein Aufwachsen auf dem Pferderücken- und auch, wenn ich dankbarerweise mit meinem Pony, meinem allerbesten Freund als Kind, durch die Wälder streifen durfte, anstatt von meiner Mutter auf Turniere gekloppt zu werden und sie mir immer den größten Respekt vor den Pferden als Individuen gelehrt hat, habe ich doch konventionell reiten gelernt mit Gebiss, Gerte und anderen vielen unschönen Dingen, und hunderttausend Fehler gemacht. Reiten, das gehörte einfach dazu, und auch wenn ich schon lange vehement verteidige, dass Pferde eine „Daseinsberechtigung“ haben, wenn sie nicht reitbar sind, war da dieser Widerstand in mir- nie wieder aufs Pferd?? Geht das???? Oh Gott.
      Dein Buch habe ich zur Hälfte durch und bereits die ersten Seiten erfüllten mich mit verstehen. Der Wunsch, „getragen zu werden“…. wie oft hab ich das schon irgendwo gelesen, wenn es um therapeutisches reiten oder dergleichen ging- aber dass dies mein EIGENES Bedürfnis und das der anderen Reiter da draussen ist, war mir BEWUSST nicht klar, also schon im Kopf und im Herz, aber eben nicht bewusst gedacht.
      Ich wurde beim lesen traurig, wehmütig, glücklich, weil ich verstand, froh, einen Ansatz zu bekommen, erkennend, innerlich ruhig, aufgeregt- voller Ambivalenz aber meinem Ursprungsgefühl nach dem ich schon so lange „grabe“, näher denn je. Endlich.
      Und DOCH war bis heute morgen IMMER noch ein winziger Widerstand da, was das Reiten angeht, ich dachte, ach, wenn mich das Pferd einladen würde….. heute morgen war ich auf einem Isländerhof in der Nähe von Schneeverdingen, und ich kann gar nicht in Worte fassen, wie mich dieser Besuch verletzt, verwirrt, ich weiß nicht… hat. Auf den ganzen Hof nur Elend und Qual, traurige Pferdeaugen…. ich war fassungslos. Ich dachte immer nur „ich brauch meine Kamera, das müssen doch auch andere sehen!“ aber jetzt, ein paar Stunden später, denke ich, dass meine Augen eh anders gesehen haben, schließlich habe ich bis morgens um 4 dein Buch gelesen… alle Isis waren beschlagen…. standen in winzigen, winzigen ! matsch paddocks, verzweifelt… dann lief Reitunterricht, ein einziger Horror… ich brauche das nicht weiter in Worte fassen, du weisst selbst am besten, wie sowas aussieht. Jedenfalls hab ich gemerkt, wie das letzte Bröckchen Widerstand in mir, der noch „ich kann doch nicht ernsthaft gar nicht mehr reiten“ gedacht, gefühlt hat, weggebröckelt ist, bei dem Anblick und dem Gedanken, nein, ich möchte da nicht zugehören…. er ist weg. Und ich fühle mich besser…. auch wenn der Schmerz der Pferde in mir nachhallt…. seltsam… es war ja weiß gott nicht das erste Mal, dass ich so etwas gesehen und darunter gelitten hab… aber heute war es trotzdem anders.
      Und um mich selbst zu beruhigen hab ich an deine Worte gedacht, dass diese Menschen denken, es richtig zu machen, das Leben nicht fühlen und auch nicht sich selbst und alles um sie herum, ihr Pferd nicht fühlen… und das hat mir geholfen, mit meinen Hass-Gefühlen besser klar zu kommen. Und ja du hast recht, auch das, also die Hass- und Verurteilungs-Gefühle, spiegeln einen selbst wieder, denn ich scheine zwar in dem Moment den Reiter, den Besitzer, zu verachten und fälle vernichtende, verurteilende Gedanken, aber letztendlich geht davon sovieles in meine eigene Richtung!! Ich verachte mich selbst für meine Fehler und habe in dem Moment eine Fläche zur Projektion gefunden.
      Alleine sich dessen Be-Wusst zu werden ist schon ein guter Schritt, so fühlt es sich an. Mein Hass und Schmerz haben mich so oft gelähmt, wohl wissend, dass das niemandem nützt aber trotzdem nicht in der Lage, etwas daran zu ändern.
      Danke!!!!
      Du siehst, du bewegst
      Puh da hab ich dich aber vollgelabert. Danke dass ich das kann, durfte, es hat perfekt gepasst weil ich in diesem seltsamen Zustand an den Computer gegangen bin und da war die Nachricht von dir und ich konnte mich mitteilen.
      Maksida, danke. Und übrigens hast du eine sehr verständliche Art, deine Gedanken in Worte zu fassen…. und ich war freudig überrascht, so viel Spiritualität zu finden.
      Ich habe das Gefühl, etwas wichtiges gefunden zu haben.“

      Liebe Nicole, ich hoffe, dieser Kommentar berührt Dich genauso, wie er mich berührt hat. Im Übrigen, ich und andere Menschen aus Academia Liberti haben vielen, vielen Pferden und Pferdebesitzern unentgeltlich geholfen! Und das tun wir auch heute noch. Ich glaube fest an die menschliche Größe und Güte! Alles liebe!

  3. Liebe Frau Vogt,

    Zwangsreiten und Tierquälerei war noch nie zeitgemäß, noch nicht mal als das Leben vom Können der Pferde abhing – oder ich sage lieber: gerade dann nicht. Alle großen Reitlehren setzten auf eine jahrelange, langsame Ausbildung der Pferde. Diese waren dann schlichtweg zu wertvoll, um verheizt zu werden. Auch wurden die schnellen Ausbildungswege dort immer angeprangert.

    Dieses Heft heißt „Feine Hilfen“ und wendete sich damit sowieso an Menschen, die das Standardreiten überdenken. Auch ich habe, sicher wie viele der Leser, der Reitschulzwangsreiterei vor Jahrzehnten den Rücken gekehrt, um meinen eigenen Weg mit meinen Pferden zu gehen. Natürlich bedeutete das oftmals Krach mit Tierarzt und Hufschmied. Mein Squire of Risham ist nun 32 Jahre alt, seine Schwester Sqirrel 30. Die beiden „Jungen“ auch nun über 20. Squire wurde gerne geritten. Woher ich das weiß? Gehen Sie auf die Weide, halten das Reithalfter hoch und klimpern Sie damit. Wenn Ihr Pferd dann wiehernd angaloppiert kommt und es sich noch auf der Weide anlegen lässt, kann es ihm nicht unangenehm sein. Jaja, geglaubt hat man mir das nur, wenn man es selbst gesehen hat. Die normale Reaktion der Pferde ist abhauen. Da gebe ich Ihnen recht.

    Aber es geht auch anders. Ich finde die Pauschalisierung im Artikel unfair den Autoren und Lesern gegenüber, die ihr Leben mit Bedacht und in Freundschaft mit ihren Pferden verbringen. Und schade um die Vierzehnjährige, die nun der Möglichkeit beraubt ist, es besser zu machen. Für Ihre traumatischen Erfahrungen kann sie nichts.

    Ich werde also nicht dieses Heftchen abbestellen, nicht aufhören, mich reiterlich weiter zu bilden und Ende diesen Jahres langsam mit der Ausbildung von Príncipe beginnen. Ich werde auf sein Wohlergehen achten, so wie ich es, unter ich unterstelle wie alle Leser DIESES Heftes auch, bei allen meiner Pferde mache und ein Leben in Freundschaft mit ihm verbringen. Und wenn er dann 30 ist, bin ich 80. Dann reiten wir beide zahnlos durch den Wald.

    Übrigens: das Heft ist nicht werbefrei, wie vorher erwähnt, zumindest der Cadmosverlag und seine Autoren machen hier Werbung für ihre Bücher oder Stiftung.

    • Maksida Vogt sagt:

      Liebe Frau Reeber-Isariuk,

      ich wünsche Ihnen alles Gute auf Ihrem Weg. Beste Grüße