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Der Kampf um Amerikas Mustangs – ein (anderer) Ansatz

Interview mit William E. Simpson II von Sylke Schulte +++ TEASER & LESEPROBE aus Feine Hilfen 47 +++

(Foto: William E. Simpson)

Sie symbolisieren Freiheit, Wild-West-Romantik und Schönheit – doch die wilden Pferde der USA sind durch die Viehzucht und andere kommerzielle Interessen bedroht. Zum Glück finden sich auch in den USA Menschen, die diese wild lebenden Vierbeiner schützen wollen und sich für sie einsetzen. Die Ansätze und auch die Ziele, die dabei verfolgt werden, sind vielfältig, und nicht alle „Anwälte der Mustangs“ haben auch tatsächlich nur das Interesse der Pferde im Sinn. FEINE HILFEN hat mit einem dieser Fürsprecher der Mustangs gesprochen: Capt. William E. Simpson II ist Autor und Abenteurer. Er ist ein pensionierter Offizier der U.S. Merchant Marine, kommerzieller Flugzeug- und Hubschrauberpilot, Master Scuba Diver, Gemmologe und Universitätsdozent (University of Hawaii – Maui Campus). Derzeit lebt Simpson auf seiner Wildnis-Ranch abgeschieden inmitten einer Herde von Wildpferden im Soda Mountain an der Grenze zwischen Oregon und Kalifornien, wo er die Verhaltensökologie von Wildpferden in Wäldern und bei Waldbränden untersucht. Er ist ein Autor mehrerer Bücher und hat außerdem mehr als 100 Artikel zu Themen im Zusammenhang mit dem Management natürlicher Ressourcen verfasst – mit einem Schwerpunkt auf Wildpferden.

FEINE HILFEN: Was hat Ihr Interesse an den Wildpferden und deren Schicksal geweckt?
William E. Simpson II: Als ich mich vom Offshore-Expeditionssegeln zur Ruhe setzte, wollte ich einen autarken Lebensstil in der Wildnis mit einem möglichst geringen Kohlenstoff-Fußabdruck führen. Also kaufte ich 2014 eine Ranch, die wir später Wild Horse Ranch nannten – in der Gegend der Soda Mountain Wilderness an der Grenze zwischen Oregon und Kalifornien. Die Wild Horse Ranch liegt nicht allzu weit von der ehemaligen Arbeitsranch meiner Familie entfernt. Damals in den 1960er-Jahren benutzten wir auf der Familienranch Pferde für die Arbeit, die Viehzucht und in meinem Fall auch als einfaches Transportmittel zur Ranch meiner Freundin, die fünf Meilen entfernt war. Schon wenige Tage nach dem Umzug auf die Ranch fielen mir die Wildpferde auf meinem Land auf. Sie verhielten sich ungewöhnlich – eher wie Rehe als Pferde. Ihr Verhalten weckte meine Neugierde, und so be­gann ich mit meinen Beobachtungen. Ich hatte Naturwissenschaften an der Oregon State University studiert, und je mehr ich über Wildpferde las, desto in­teressierter wurde ich, besonders als ich sah, dass viele neuere veröffent­ lichte wissenschaftliche Erkenntnisse im Widerspruch zu den Aussagen des Bureau of Land Management (BLM) und des United States Forest Service (USFS) standen. Bewaffnet mit Hinter­grundwissen in Ranching, Holzfällerei und Wissenschaft, vertiefte ich mich systematisch in die Materie. Gleichzei­tig begann ich mit einer sehr nahen Beobachtungsstudie der lokalen Wild­pferde, die den Einsatz einer High­tech-Drohne und zahlreicher hochauf­lösender Tag­ und Nachtkameras bein­haltete. Die Wildpferde akzeptierten mich quasi als Symbiont in ihrem Le­bensraum, was mir eine einzigartige Studienmöglichkeit bot.

FEINE HILFEN: In Deutschland ist nicht besonders viel über den Kampf um die amerikanischen Wildpferde bekannt. Könnten Sie unseren Lesern die Bedrohung durch den Menschen erklären?

William E. Simpson II: Wildpferde sind hochintelligente, empfindsame Wesen mit Familienstruktur. Alle heute auf der Welt lebenden Pferde haben sich ursprünglich vor 55 Millionen Jah­ren in Nordamerika entwickelt und sind eigentlich eine auf dem nordamerikani­schen Kontinent heimische Art. Darü­ber hinaus legen die neuesten wissen­schaftlichen Erkenntnisse (Kulturar­ chäologie, Paläontologie und Genetik) nahe, dass die Wildpferde in Nordame­rika niemals vor zehn­ bis fünfzehntau­send Jahren vollständig ausgestorben sind, wie bisher angenommen.
Zum Beispiel finden Paläontologen jetzt Pferdefossilien, die 5.000 Jahre alt sind und einige möglicherweise sogar noch jünger. Diese Wahrheiten sind unbe­quem und widersprechen der veralteten Wissenschaft und den Mythen, die von Konzernen gefördert wurden, die mehr als einen fairen Anteil an der Nutzung des öffentlichen Landes wollen, ein­schließlich des Bureau of Land Manage­ment und des United States Forest Service. Diese Behörden und die Vieh­zuchtindustrie behaupten fälsch­licherweise, dass Wildpferde in Nord­amerika „nicht heimisch“ sind, um ihre Bedeutung auf öffentlichem Land zu marginalisieren. Das Ziel dieser Men­schen, Unternehmen, des BLM und der USFS ist es, die profitable Nutzung von öffentlichem Land zu maximieren, wo­ bei sie sich wenig um den Verlust des ökologischen Gleichgewichts und des Wohlbefindens der Wildtiere kümmern, das durch die symbiotische einheimi­sche Spezies amerikanischer Wild­pferde gewährleistet wird, die als „Schlüsselpflanzenfresser“ in der Land­ schaft von entscheidender Bedeutung sind. Erschwerend für die Zukunft der Wildpferde in Amerika ist die Tatsache, dass einige der gemeinnützigen Akti­visten­ und Befürworter-Organisationen wohl sehr gut von der Notlage der Wild­pferde leben. Die großen Gehalts­schecks, die einige „Aktivisten“ erhal­ten, schaffen einen Interessenkonflikt, denn wenn die Situation der Wildpferde in Amerika mit einem kosteneffektiven Plan gelöst wird, müssten sich diese Leute wahrscheinlich neue Jobs su­chen.

FEINE HILFEN: Ihrer Meinung nach – warum sind die Mustangs schützenswert?

William E. Simpson II: Schon im ersten Jahr meiner Studie (2014–2015) wurde mir der symbiotische Wert, den die Wildpferde für praktisch alle Lebensformen im Ökosystem lieferten, bewusst. Die gesamte Flora und Fauna profitiert von den Wildpferden: vom Mikrobiom in den Böden bis hin zu den Adlern. Inmitten der Wildpferde zu le­ben, in einem Ökosystem, das durch ihre Anwesenheit gedeiht, war auf­schlussreich und motivierend. Wie könnte jemand mit diesem Wissen zu­lassen, dass sie missverstanden, verteu­felt und sogar getötet werden?

FEINE HILFEN: Wie setzen Sie sich genau für die Wildpferde ein?

William E. Simpson II: Ich bin der Überzeugung, dass die Einbindung der Medien von entscheidender Bedeutung ist, um die Dinge richtigzustellen. Ed­ward Bulwer-­Lytton sagte einmal, dass „die Feder mächtiger ist als das Schwert“. Für mich sollte die Aufklä­rung durch die modernen Medien mein Schwert sein, um die Gier und Ignoranz der Menschen, die auf Kosten der Wild­ pferde gehen, zu bekämpfen. Zunächst produzierte ich einen dreiminütigen Mikro­dokumentarfilm namens „Wild Horses“ über die Wildpferde auf meiner und um meine Ranch. Diese Mikrodokumenta­tion erregte einige Aufmerksamkeit und ermöglichte schließlich die Produktion eines längeren Dokumentarfilms, der auf meiner Arbeit basierte und den Titel „Fuel, Fire and Wild Horses“ trägt. Dar­aufhin wuchs das Interesse der Medien, das ich nutzte, um über den Kampf un­serer Wildpferde zu sprechen.

FEINE HILFEN: Sie haben auch eine sehr interessante Studie zum Thema Waldbrandprävention durch Wildpferde vorgestellt. Wie sind Sie auf dieses Thema aufmerksam geworden?

Lesen Sie diesen Artikel zu Ende in Ausgabe 47 der FEINE HILFEN!

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Erscheinungstermin ist der 6. Juni 2021.

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CAPTAIN WILLIAM E. SIMPSON II
… ist pensionierter Offizier der U.S. Merchant Marine und lebt heute auf seiner autarken Ranch inmitten einer Herde von Wildpferden im Soda-Mountain-Wildnisgebiet an der Grenze zwischen Oregon und Kalifornien. Durch seine Untersuchungen in Bezug auf das Management natürlicher Ressourcen wurde ihm bewusst, wie wichtig Wildpferde für die Gesunderhaltung des Ökosystems sind. Er setzt sich aktiv für den Erhalt dieser Spezies ein und macht durch Bücher, Artikel und Auftritte in TV-Shows auf die prekäre Lage der amerikanischen Wildpferde aufmerksam.

(Foto: William E. Simpson II)

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Category: Aktuelle Themen

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