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Wären Sie gern Ihr Pferd?

Leseprobe aus Feine Hilfen Ausgabe 8 (Dezember 2014)
von Marlitt Wendt

Nur ein sebstbewusstes Pferd behält seine natürliche Ausstrahlung. (Foto: Christiane Slawik)

Nur ein sebstbewusstes Pferd behält seine natürliche Ausstrahlung. (Foto: Christiane Slawik)

Wer will nicht im Sinne seines Pferdes handeln und es nach dem Vorbild der Natur trainieren?
Schaut man sich im dichten Geflecht der unterschiedlichen Pferdetrainingsmethoden um, so wimmelt es nur so von „pferdefreundlichen“ und „naturnahen“ Möglichkeiten der Erziehung und Ausbildung. Oft genug sind diese an sich schönen Attribute keine wirklichen Kennzeichen der Methode, sondern letztlich leere Worthülsen, die einfach gut klingen. Sie sollen implizieren, dass wir uns moralisch korrekt verhalten, da wir das Bestmögliche zu leisten versuchen. Doch wie so oft liegt die Wahrheit über eine Vorgehensweise im Auge des Betrachters. Was der eine positiv sieht, erlebt der andere als Zumutung und als fast schon tierschutzwidrige Handlung. Um für sich selbst entscheiden zu können, welche Trainingsmethoden tatsächlich naturnah und im Sinne des Pferdes sind, hilft es, Ausbildungskonzepte kritisch zu hinterfragen.

Folgende Fragen können uns vielleicht helfen, ethisch vertretbare Umgangsweisen zu identifizieren und den Wahrheitsgehalt der Aussagen der Pferdetrainingsindustrie zu bestimmen.
Stimmt das, was ich sehe, mit dem überein, was mit blumigen Worten dargestellt wird? Sehe ich einen mir unbekannten Pferdetrainer bei der Arbeit, so stelle ich mir zunächst immer die Frage, was ich wahrnehmen würde, wenn ich ohne jegliche Erklärung, nur meinem Gefühl und dem gesunden Menschenverstand vertrauend, diese Vorführung beobachte. Sehe ich wirklich ein „Touchieren“ oder ist es doch eher ein Schlagen? Wird das Seil wirklich nur geschwungen oder könnte man doch eher vom Zielen auf den Kopf sprechen? Sehe ich hier ein Tier, das freiwillig und mit Freude mitarbeitet, oder eines, das emotional gestresst wird? Wird das Pferd gescheucht, eingeschränkt oder auf engstem Raum am kurzen Seil oder in einem kleinen Roundpen bedrängt? Welche Hilfsmittel werden eingesetzt und wie werden sie verwendet? Würde ich die Umgangsformen des Trainers als motivierende Handlungen bezeichnen? Und vor allem: Würde ich selbst gern die Rolle des Pferdes einnehmen?
Oft genug haben Kinder einen herrlich unverstellten Blick auf die Realität. Bei einer großen Pferdemesse sagte ein Kind zur Arbeit eines bekannten „Pferdeflüsterers“ trotz tosendem Applaus des fachkundigen Publikums: „Warum ängstigt der Mann das Pferd?“ Es hat damit die wichtigste Frage zum Pferdetraining gestellt: Darf der Mensch das Pferd schlecht behandeln und ihm seinen Willen aufzwingen, um bestimmte Trainingsziele zu erreichen? Unsere Tierliebe und unsere Verantwortung einem anderen Lebewesen gegenüber besteht darin, eigene Ziele im Einklang mit dem anderen zu erreichen und nicht auf dessen Kosten. Dafür müssen wir auf unser Gefühl vertrauen und uns empathisch auf die Empfindungen des Pferdes einlassen und dürfen uns nicht von blumigen Worten oder der Inszenierung mit Musik und Kostüm ablenken lassen. Egal ob es nun „Horsemanship“, „Gentle Art“ oder „Einhornzauber“ genannt wird, entscheidend ist nicht der beschönigende Markenname, sondern welche Umgangsformen sich dahinter verbergen.

 Welche Lernform herrscht vor?

Allen Pferdetrainingsmethoden gemein ist ihr Ziel, dem Pferd etwas beizubringen. Natürlich muss ein Pferd nicht lernen, rückwärtszugehen oder still zu stehen, das kann es von Natur aus schon. Es soll lernen zu erkennen, wann der Mensch welches Verhalten sehen möchte. Es lernt also die Kommandos oder Signale des Trainers gewissermaßen als Vokabeln kennen. Wissenschaftlich betrachtet gibt es unterschiedliche Lernformen. Ob wir wollen oder nicht, ob wir es so benennen oder es dem „Feeling“ und Können des Trainers zuschreiben: Pferde lernen immer und ständig und ihr Lernverhalten unterliegt den biologischen Naturgesetzen des Denkens. Neben vielen anderen Lernarten herrschen im allgemeinen Pferdetraining sogenannte Konditionierungsprozesse vor. Pferde lernen aus den Folgen des eigenen Handelns und merken sich Dinge besonders gut, die gleichzeitig stattgefunden haben. Dabei gibt es prinzipiell vier verschiedene Lernmöglichkeiten: Entweder lernt das Pferd, dass auf ein Verhalten etwas Angenehmes folgt. Es wird daraufhin seine Bemühungen wiederholen oder intensivieren. Diese Lernform nennt man positive Verstärkung. Das Wort „positiv“ ist hier mathematisch zu verstehen, es bezeichnet, dass etwas, was das Verhalten des Tiers verstärkt, also wahrscheinlicher macht, hinzugefügt wird. Wird dem Tier etwas Angenehmes entzogen, so wird ein Verhalten seltener gezeigt werden. Erlebt das Tier in einer Situation Unbehagen oder gar Schmerz, so wird es diese Situation in Zukunft versuchen zu meiden. Wird eine unangenehme Erfahrung beendet, so wird das Pferd erleichtert sein. Jede Pferdetrainingsmethode lässt sich auf seine bevorzugte Lernart hin in einen dieser vier Bereiche einordnen. Arbeitet der Trainer vornehmlich, indem er Druck aufbaut und nachlässt, das Pferd weichen lässt oder sonst wie bedrängt, so arbeitet er nach wissenschaftlicher Definition hauptsächlich im Bereich der sogenannten positiven Strafe und der negativen Verstärkung. Arbeitet er mit Futterbelohnungen, Streicheln und Zuwendung, so handelt er im Sinne der positiven Verstärkung. Alle Lernarten funktionieren grundsätzlich zur Erarbeitung neuer Lektionen, sie haben nur sehr unterschiedliche Auswirkungen auf das Wohlbefinden des Lernenden, seine Lerngeschwindigkeit und die möglichen psychischen Nebenwirkungen. Wer über Druckmethoden arbeitet, muss sich darüber im Klaren sein, dass diese ebenso wie Belohnungsmethoden nur dann funktionieren, wenn die Grundregeln des Lernverhaltens beachtet werden. Daher müssen bei Druckmethoden bei Nichtbefolgen der Wünsche des Trainers die Druckstufen erhöht werden, und „Fehlverhalten“ wird dann aus Sicht des Menschen direkt mit Strafe geahndet. Die Belohnungsmethoden setzen im Gegensatz dazu darauf, kleinschrittig das erwünschte Verhalten zu erarbeiten, indem es schon für geringe Fortschritte in die richtige Richtung belohnt wird, ohne jemals Strafe oder Druck zu verwenden.

Aus der Wahl der Lernform ergibt sich die Trainingshistorie des Pferdes. Es wird mit dem Menschen, den Kommandos oder allgemein gesprochen der gesamten Trainingssituation seine Erfahrungen gemacht haben und je nachdem, welche Lernform vorherrschte, seine ganz eigene Lerngeschichte mit all ihren Konsequenzen abgespeichert haben. Oft genug bedeutet Training Stress für das Pferd. Es weiß zunächst einmal nicht, was wir von ihm möchten. Empfindet das Pferd die Erwartungshaltung des Menschen negativ, so kann es aus Angst oder Überforderung in Stress geraten. Unter Stress lernen nun aber alle Lebewesen wesentlich schlechter als in entspannter Atmosphäre. Deshalb lohnt es sich, dem Pferd die Zeit zu geben, die es zum Verstehen benötigt, statt es unter Druck zu setzen und ein Verhalten zu erzwingen. Betrachten wir einmal Trainingseinheiten genauer, so werden wir feststellen, dass die Pferde am Ende der Einheit oder bei einer Aufführung immer noch nicht viel mehr wissen als zuvor. Oft genug haben sie beispielsweise gar nicht ein Zeichen für vorwärts oder rückwärts gelernt, sondern haben nur gelernt, dem Druck des Menschen – entweder durch aggressive Körpersprache initiiert, mit einem schwingenden Seil untermauert oder über eine Peitsche verstärkt – unbedingt auszuweichen. Sie laufen in die Richtung, in der sie dem Druck entgehen. Meist sind solche Pferde für den geübten Betrachter leicht zu erkennen. Sie haben nur Augen für eben jenes Gewaltinstrument, fixieren also beispielsweise den Strick des Trainers und richten ihren Körper genau daran aus, um dem zu erwartenden Schmerzreiz zu entkommen. So gesehen „funktionieren“ auch diese Pferde sehr gut. Sie haben aber eben nicht verstanden, dass es neutrale Signale für eine bestimmte Körperbewegung gibt. Positiv über Belohnungen trainierte Pferde führen ihre Lektion mit Begeisterung aus, da ihre Trainingsgeschichte als eine angenehme Erinnerung abgespeichert wurde. Sie haben beim Erlernen der einzelnen Übungen Spaß gehabt und freuen sich darauf, das Gelernte präsentieren zu können.

Wie ist der Umgang mit „Fehlern“ des Pferdes?

Um zu entscheiden, wie pferdefreundlich eine Trainingsform tatsächlich ist, bietet es sich an zu überprüfen, wie mit vermeintlichen „Fehlern“ des Pferdes umgegangen wird. Wie reagiert der Trainer, wenn das Pferd sich nicht so verhält, wie er es sich vorstellt? Wenn es nicht schnell genug auf ein Kommando reagiert? Versucht der Trainer nun die Aufgabenstellung zu modifizieren oder wird einfach der Druck auf das Tier immer weiter erhöht, bis es zur Reaktion kommt? Bei der Druckerhöhung muss man sich die unbequeme Frage stellen lassen, wie weit man wohl gehen würde, um seinen Willen durchzusetzen. Der eine würde vielleicht dem Pferd einen „Klaps“ mit der flachen Hand auf den Po geben und das als gerechtfertigt betrachten, ein anderer würde sogar so weit gehen, das Pferd mit der Peitsche zu schlagen. Wir müssen uns dabei aber immer bewusst sein, dass die Arbeit mit Druckmethoden zwangsläufig immer den Weg in eine Gewaltspirale bedeutet, denn sowohl der Mensch wie auch das Pferd stumpfen bei dieser Arbeit emotional ab und eine benötigte Steigerung der Einwirkung kann dann nur noch über stärkeren psychischen Druck und gesteigerte Schmerzreize erfolgen. Handelt ein Trainer nach diesem Lernprinzip, kann wohl kaum noch von einem gemeinsamen Miteinander im Sinne des Pferdes gesprochen werden, sondern der Umgang ist dann geprägt von den egoistischen Wünschen des Menschen, die durch Androhung von Strafe dem Pferd abgerungen werden.

Wie wissenschaftlich korrekt werden Begriffe verwendet?

Vielen Pferdetrainern gemein ist die Tatsache, dass sie Begriffe verwenden, um ihr Tun zu rechtfertigen, damit ihre Methoden einen wissenschaftlichen Anstrich haben und die vermeintliche „Natürlichkeit“ der Methode unterstreichen sollen. Dabei ist bei allen Begrifflichkeiten, die natürliche Struktur der Pferdeherde oder die artspezifische Körpersprache betreffend, Vorsicht geboten. Nicht alles, was sich auf den ersten Blick schlüssig anhört, ist nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auch tatsächlich korrekt. Beispielsweise orientieren sich viele Pferdetrainer nach wie vor an der sogenannten Dominanztheorie. Sie gehen davon aus, dass sie mittels Dominanztraining zu einer Führungspersönlichkeit werden, der das Pferd gerne folgt. Dabei nehmen sie als natürliches Vorbild die angebliche hierarchische Ordnung innerhalb der Pferdeherde an. Danach sollen Pferde in einer linearen sozialen Ordnung leben, bei der das Alphatier als führendes Pferd oben steht und alle anderen Tiere sich diesem dann unterordnen. Es ist jedoch ein Mythos, dass Pferdegruppen streng hierarchisch geordnet sind, wie die Verhaltensbiologie schon seit Jahrzehnten nachgewiesen hat. Sie weisen im Gegenteil sehr komplexe soziale Strukturen auf, die zudem von Herde zu Herde äußerst vielgestaltig sind. Dreiecksbeziehungen, Paarbindungen und Freundschaften bestimmen das Gesamtbild der Pferdeherde. Ein Beispiel für eine Dreiecksbeziehung wäre, dass Pferd A sich dominant gegenüber Pferd B verhält, Pferd B gegenüber Pferd C, Pferd C jedoch dominant gegenüber Pferd A. Oft gibt es auch Freundschaftsmuster: Ist beispielsweise Pferd A mit Pferd B eng befreundet und Pferd B direkt anwesend, so verhält sich Pferd A dominant gegenüber Pferd C. Ist B allerdings gerade nicht zugegen, so verhält sich C dominant gegenüber A. Es handelt sich also vielmehr um ein dynamisches Beziehungsgeflecht und nicht um eine starre Liste mit fest fixierten Positionen. Es gibt kein Pferd, das innerhalb der Gruppe immer unter allen Umständen die Führung übernimmt, sondern die Tiere handeln im Sinne ihrer Persönlichkeit und in Bezug auf die anderen Tiere der gesamten Gruppe. Dabei sind die Positionen innerhalb der Gruppe situationsabhängig, hormonellen und jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen und abhängig vom Pferdetyp und von ökologischen Lebensbedingungen.
Dominantes Verhalten ist lediglich eine Momentaufnahme im Sozialkontakt von zwei oder mehr Individuen der gleichen Art, die miteinander zu einem bestimmten Zeitpunkt um Ressourcen konkurrieren. Nach dieser wissenschaftlichen Definition ist es gar nicht möglich, dass Pferd und Mensch eine Dominanzbeziehung eingehen. Sie gehören nun mal weder derselben Tierart an, noch konkurrieren sie um dieselben Ressourcen. Der Begriff der Dominanz und der Rangordnung ist somit ein falsch verwendeter Begriff für die Beziehung zwischen Pferd und Mensch.
All diese wissenschaftlichen Termini werden nur verwendet, um als eine Rechtfertigung für die Handlungen der Trainer herzuhalten und ihre wahren lerntheoretischen Mechanismen zu verschleiern. Im Sinne dieser etablierten Dominanztheorie ist dann anscheinend so ziemlich alles erlaubt, um die „Alphaposition“ des Trainers zu untermauern. Dabei wird vollkommen außen vor gelassen, dass es heute wesentlich modernere und effektivere Trainingsmethoden gibt als die längst überholten Druckmethoden der „Dominanztheoretiker“.

Wird auf mögliche Nebenwirkungen hingewiesen?

Die schöne neue Welt der Pferdetrainer verspricht alles, und das möglichst schnell. Dabei werden natürlich keine möglichen Gefahren oder Risiken beschrieben, die jedoch aus wissenschaftlicher Sicht in der Natur der Sache liegen. Wer Druckstufen immer weiter steigert, der muss damit rechnen, dass Pferde auch darauf nur dann reagieren, wenn sie keine andere Möglichkeit haben. Ist aber beispielsweise der Zaun des Roundpens nicht massiv und hoch genug, so wird manches Pferd sich entscheiden, dem Zugriff des Menschen zu entkommen und den Zaun zu überwinden. Dabei sind schon diverse gravierende Unfälle geschehen. Auch wird jedes unterdrückte Lebewesen irgendwann eine Entscheidung treffen: Wenn es nichts mehr zu verlieren gibt, dann setzen unter Druck stehende Pferde alles auf eine Karte. Auch die ansonsten so friedliebenden Tiere können durchaus zu Gegenaggressionen übergehen, und statt zu fliehen und vor dem Druck des Seils wegzulaufen, entscheiden sie sich dann, ihren Peiniger anzugreifen. Auch lernen Pferde oft nur, das „Problemverhalten“ in Anwesenheit des Trainers nicht zu zeigen, nicht aber generell ein neues alternatives Verhaltensmuster zu entwickeln. Diese Erfahrung mussten schon viele Besitzer machen, die ihr Pferd zur Korrektur abgegeben haben, die aber dann den vom Trainer eingesetzten Druck zu Hause nicht aufrechterhalten konnten und wollten. Es kann darüber hinaus passieren, dass das Pferd den psychischen oder physischen Druck nicht mit dem eigenen Verhalten verknüpft, sondern mit den beteiligten Personen, dem Ort oder mit den zufällig gleichzeitig hörbaren Geräuschen. Die Umgebung wird infolgedessen negativ wahrgenommen. Die Tragik dieser Tatsache spiegelt sich in der häufig gehörten Aussage wider: „Mein Pferd arbeitet nicht gern auf dem Reitplatz.“ Der Reitplatz ist leider für viele Pferde eben der Ort, an dem sie schon so viele negative Erfahrungen gesammelt haben. Ein durch positive Methoden ausgebildetes Pferd arbeitet gern und geht auch entspannt auf den Reitplatz, da dieser immer ein Ort der Freude und Anerkennung war.
Tragischerweise gewöhnen sich Pferde an den alltäglich gewordenen Druck. Immer drastischere Methoden und Gerätschaften werden nötig, um dasselbe Ergebnis zu erzielen. Erst tut es noch die normale Trense, dann werden diverse Hilfszügel verwendet, um schließlich zu immer schärferen Gebissen zu kommen. Diese althergebrachte Praxis und abgestumpfte Pferde findet man leider zu Tausenden in deutschen Reitställen. Eine traurige Bilanz, die vermutlich anders ausfallen würde, wenn sich die Reiter der Risiken und Nebenwirkungen ihrer gewählten Trainingsmethode selbstkritisch stellen würden.

Den gesamten Artikel lesen Sie in Feine Hilfen Ausgabe 8

Category: Besondere Themen

Comments (3)

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  1. Nina Fischer sagt:

    Guten Tag Allerseits,

    ja, das spricht mir aus dem Herzen, danke für diesen Beitrag, Marlitt Wendt! Ich habe vor vielen Jahren sehr gute HIlfe eines Western Horseman bekommen, um mit meinem damals jungen Hengst gut umgehen zu können. Vor diesem Training war er es der mich führte. Überzeugt hat mich dieses Training damals, weil er seinen vollen Stolz behielt, aber mir klar „zuhörte“. Sein langes Leben lang habe ich die Führung immer gerade so viel übernommen, dass wir ein gutes Team waren. Dabei ging es um gutes, sicheres Handling, auch in Reitergruppen und als Führpferd. Mit ihm konnte ich wunderbar Ritte führen. Und einst hatte ich mich für dieses Pferd entschieden, WEIL er so mutig war und situativ sehr souverän allein entschieden hat, wenn es im Gelände darauf ankam.

    Damals war die Idee der Dominanz noch normal. Seit einigen Jahren arbeite ich nun viel mit Menschen frei in der Pferdeherde. Und wir und ich lernen und lernen und lernen. Als allererstes fiel das Wort Dominanz aus meinem Sprachschatz und es geht seither einfach um Führen und auch geführt werden. Genau wie in der Herde. Das oder die Alphatier/e, die eruieren wir im Seminar immer noch, da ihr Verhalten sehr lehrreich und ja auch oft plakativ ist. Aber eine weitere Rangordnung, die versuchen wir nicht wirklich herauszufinden, sondern erleben jedes Pferd in seiner Beziehung zur Herde, zu einzelnen anderen Pferden und zu den Menschen.

    Was ich aber für den Menschen gut finde ist, in seine Selbstführung und Selbstempfindung zu kommen. Hier, um ein vertrauenswürdiger Partner für das Pferd zu werden.

    Herzliche Grüße,
    Nina Fischer

  2. Sorry, aber ständig wird hier in diesem Artikel auf „wissenschaftliche“ Erkenntnisse verwiesen.
    Dabei sollte doch eigentlich klar sein, dass heutige wissenschaftliche Erkenntnisse schon morgen wieder
    überholt sein können. Denn es wird ja ständig auf allen erdenklichen Ebenen geforscht.
    Oft werden dabei historische Erfahrungen als „alte Zöpfe“ abgetan, ungerechtfertigt.

    Denn schon seit Jahrtausenden beschäftigt sich der Mensch mit dem Wesen Pferd und ist bis heute nicht auf
    allgemein gültige „ewig“ haltbare Erkenntnisse gestoßen.

    Also bevor hier verschiedene Trainer verunglimpft werden, weil sie Erfahrungen weitergeben, mit denen sie
    gute und beste Ergebnisse erzielt haben, so ist es eher angebracht die Handlungen dieser Trainer anzusehen und zu prüfen.
    Wenn dann der normale Menschenverstand sagt, hier etwas unklar läuft , dann einfach hinterfragen.

    Denn es ist ja sowieso erst möglich Trainingsweisen zu beurteilen, wenn man selbst ausreichend Erfahrung gesammelt hat.
    Wissenschaftliche Erklärungen helfen einem Einsteiger hier auf keinen Fall weiter!

    Wer zu Reiten beginnt, oder sich mit dem Gedanken trägt auf eine andere Reitweise umzusteigen, sollte einfach Leute fragen, die damit schon Erfahrungen gemacht haben.
    Wir alle sind in der Lage, aus verschiedenen Meinungen eine eigen zu bilden.

    Also schön brav am Boden bleiben und nicht nur immer nach „wissenschaftlichen Erkenntnissen“ suchen, die oft schon in ein paar Jahren überholt sind.

    Viel Spaß und Erfolg beim „Erfahrung sammeln“
    Westerntrainer und Systemischer Tierkommunikator
    Andreas Gruber
    (Österreich)

    • Lydia Kämpfe sagt:

      Sehr geehrter Herr Gruber,

      Clickern und im Übrigen ja auch NHS gehen beide auf die behavioristische Verhaltenslehre zurück, gründen also auf „wissenschaftlichen Erkenntnissen“, die wir nicht erst gestern erlangt sondern die sich seit gut einem Jahrhundert bewährt haben. Versuche haben dabei auch gezeigt, dass V+ bessere Lernerfolge erzielt, als V-. Mir ist keine Studie bekannt, die zu einem anderen Ergebnis gelangt. Jetzt mag ein Pferd keine Maus in einer Blackbox sein – aber als Anwender und Laie finde ich es sehr sinnvoll, zunächst den wissenschaftlichen Hintergrund zu verstehen, als blind irgendeinem Trainer zu vertrauen. Ich persönlich finde es furchtbar und gefährlich, wie Laien versuchen umzusetzen, was der NHS-Trainer als Hausaufgabe „dagelassen“ hat und sich dabei nur auf die „Anwendungsanleitung“ verlassen, als das dahinter stehende System zu verinnerlichen. Ich muss zugeben: Leider bin ich bisher in diesem Bereich nur schwarzen Schafen begegnet.

      Beste Grüße

      Lydia Kämpfe

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