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Mollys Rettung

Fohlen Molly stand im tiefsten Winter völlig verwahrlost mit vielen anderen Pferden auf einer Weide. Ihre Mutter war bereits 25 und starb wahrscheinlich an Entkräftung. Jessica Tramm, Vorsitzende des Vereins „Tierrettung Hufe und Pfoten“, schildert Mollys Geschichte.

von Jessica Tramm

Eines morgens im Winter, es lag Schnee und die Temperaturen lagen bei eisigen – 14 Grad, erreichte mich ein Anruf einer ehemaligen Kundin. Sie fragte mich, ob ich mir einen Tierschutzfall anschauen könnte. Es handelte sich um ein Fohlen, das in einem sehr schlechten Zustand war und in ihrer Nähe auf einer Weide stehen sollte.

Ich fuhr sofort los und begutachtete die Situation. Der Anblick war schrecklich. Es handelte sich um eine gemischte Herde: Hengste, Stuten und Fohlen wurden alle zusammen auf einer Weide gehalten, ohne gestreuten Unterstand, ohne Wasser und ohne Futter, im kältesten Winter. Ganz in einer hinteren Ecke der Weide sahen wir das Fohlen mit seiner Mama stehen, beide völlig entkräftet, die Stute schon sehr abgemagert. Sie hatte offenbar Schmerzen. Von Anwohnern wussten wir, dass die Stute schon weit über 25 sein soll. Der Halter wurde wohl bereits mehrmals beim Veterinäramt angezeigt, ohne dass etwas passiert wäre.

Wir versuchten verzweifelt das ganze Wochenende über, Hilfe von der Polizei und dem Veterinäramt zu bekommen, leider ohne Erfolg. Jede Nacht hatten wir Angst, dass das Kleine die kalte Nacht nicht überleben würde. Wir fuhren mehrmals zur Weide, die Autos voller Wasserkübel, und tränkten die Pferde, die uns die Behälter aus der Hand rissen vor lauter Durst. Weiter durften wir nichts machen und mussten einige Tage abwarten. In der Zwischenzeit verstarb  die Mutterstute, das arme rund drei Monate alte Fohlen wurde alleine zwischen den Hengsten zurückgelassen. Niemand kümmerte sich um die Versorgung des Tiers!

Foto: Tierrettung Hufe und Pfoten

Als wir wieder bei der Weide eintrafen, sahen wir ein Bild, dass jeden Tierfreund zum Weinen bringen würde. Das kleine Fohlen stand vorne am Zaun, daneben lag eine leere Infusionsflasche vermutlich von der Mutter. Die Kleine trat von einem Vorderbein auf das andere, wie es die Mutterstute, vermutlich aufgrund der Schmerzen, auch immer getan hatte. Die kleine Stute sah uns verzweifelt an, wir konnten die Trauer und die Hilflosigkeit in ihren Augen sehen. Nach ganz viel hin und her, Streitereien und Beschimpfungen bekamen wir einige Tage später endlich das „Go“, dass wir die Kleine von der Weide holen dürften. Wir verluden sie. Sie war so schwach und unterernährt, dass sie einfach mit uns mitkam. Da es eine längere Fahrt in ihr neues Zuhause war und die Straßenverhältnisse  durch das Eis schwierig waren, riefen wir von unterwegs noch unseren Tierarzt an, dass er direkt vor Ort sein sollte, wenn wir mit dem Fohlen eintreffen. Keiner wusste, ob sie die Fahrt übersteht. Angekommen öffneten wir den Anhänger. Die kleinen zwei schwarzen Augen sahen uns fragend an.

Wir führten das Pferdekind in seine neue Box, die wir dick mit Stroh eingestreut hatten, damit es sich aufwärmen und hinlegen kann. In der Ecke lag schon ein großer Batzen Heu. Wir waren alle sehr erstaunt, was dann geschah – die kleine Stute ging wie selbstverständlich in die Box, zu ihrem Heu, und fing sofort an zu fressen! Das war ein gutes Zeichen, aber sie war immer noch sehr schwach und musste monatelang vom Tierarzt behandelt werden. Sie hatte Lungengeräusche und andere gesundheitliche Probleme. Wir päppelten sie mit Ersatzmilch und vielen Zusatzstoffen auf, damit sie zu Kräften kommen kann, da sie auch noch eine OP benötigte. Langsam erholte sich die Kleine. Es hat uns viel Schweiß und Nerven gekostet, da wir ständig in der Angst leben mussten, dass es doch noch zu schwerwiegenden Komplikationen kommt. Probleme traten auch immer wieder auf, aber sie hat immer weiter gekämpft und es schließlich geschafft.

Heute ist sie eine gesunde lebensfrohe Stute, die sehr dankbar ist, dass wir sie gerettet haben. Wir tauften sie auf den Namen „Molly“.

Molly (links) beim Spiel mit Balu, der ebenfalls gerettet wurde. (Foto: Tierrettung Hufe und Pfoten)

Molly (links) hat Glück gehabt. Hier ist sie beim Spiel mit Kumpel Balu, der ebenfalls gerettet wurde, zu sehen. (Foto: Tierrettung Hufe und Pfoten)

Was wir für Molly getan haben, tun wir heute praktisch täglich mit der  „Tierrettung Hufe und Pfoten“. Wir retten regelmäßig Tiere aus schweren Notsituationen, transportieren kranke oder verletzte Tiere zum Tierarzt oder in die Klinik und kümmern uns um die Vermittlung von Waisenfohlen.

 Weitere Infos über uns:

Jessica Tramm
Tierpsychologin (ATN), Leiterin und 1. Vorsitzende der
Tierrettung Hufe und Pfoten e.V.

Hauptstr. 11
21698 Bargstedt-Ohrensen

Tel.: 0172/4540945

Email: info@tierrettung-hufe-und-pfoten.de

Web: www.tierrettung-hufe-und-pfoten.de

Category: Besondere Themen

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