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Youngster Fütterung

von Constanze Röhm +++ TEASER & LESEPROBE aus Feine Hilfen 53 +++

In den ersten Lebenswochen sollte ein Fohlen nichts außer Stutenmilch zu sich nehmen. (Foto: Shutterstock/ Iuliia Khabibullina)

Die Fütterung legt den Grundstein für ein gesundes Wachstum. Es lohnt sich bereits vor der Bedeckung der Stute einen Blick auf die Ernährung zu werfen. Tragzeit, Laktation, Absatzfohlen, Jungpferd und Remonte – in jedem Alters- und Entwicklungsabschnitt verändert sich der Bedarf des Pferdes. Aber Vorsicht: Viel hilft nicht viel, sondern schadet mehr als es nützt. Die Kunst der Jungpferdefütterung liegt also im rechten Maß und der Geduld das Pferd in seinem Tempo wachsen zu lassen. 

Wünscht man sich ein Fohlen, sollte man zuallererst auf die Gesundheit der Mutterstute achten. Dazu gehört eine vernünftige Grundbilanzierung, damit die Mutterstute ihr Idealgewicht erreicht. Sowohl über- als auch die unterernährte Stuten bringen tendenziell ein schwaches, krankes und lebensschwaches Fohlen zur Welt, weswegen beide Extreme zu vermeiden sind. Die Anzahl übergewichtiger Stuten hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. Eine adipöse oder bereits metabolisch erkrankte Mutterstute kann und wird dies an ihr Fohlen weitergeben. Unterernährte Stuten sind sehr viel seltener geworden – meist ist das der Fall, wenn die Stute alt oder krank ist oder auf die Grundernährung überhaupt nicht geachtet wird. 

Die tragende Stute versorgt ihr ungeborenes Fohlen normalerweise mit allem was es braucht. Dazu benötigt sie erst einmal nur gutes Raufutter, meist ad libitum, oder Gras sowie ein auf die Situation und dieses Grundfutter angepasstes Mineralfutter. Ob und wieviel Kraftfutter eine tragende Stute benötigt, ist abhängig vom Energie- und Eiweißgehalt des Grundfutters, der Rasse und des Alters der Stute. Bei großen, sehr sportlich betonten Rassen halten die meisten Stuten zu wenig eigene Masse vor, sodass man vor allem in den letzten drei Monaten vor dem Abfohlen deutlich sehen kann, wie die Stute abbaut. Dem muss man zeitnah entgegen wirken, da sich eine Unterversorgung negativ auf das Wachstum des ungeborenen Fohlens auswirken kann. 

Es stimmt zwar, dass eine tragende Stute für Zwei fressen muss, allerdings wird dabei zu oft vergessen, dass das Fohlen sich zunächst aus einer Eizelle entwickeln muss. In den ersten beiden Trächtigkeitsmonaten entwickelt es sich bis zur Größe einer Erdnuss, im dritten und vierten Monat bis zu einem Gewicht von rund einem Kilogramm. Nach der Hälfte der Tragzeit ist es allerhöchstens so groß wie ein Zwergpudel. In den letzten Wochen vor dem Geburtstermin wächst das Fohlen dann vergleichsweise „rasant“. Daher ist es zu diesem Zeitpunkt wichtig, darauf zu achten, dass die aufgenommene Ration ausreichend, aber nicht übermäßig viel Eiweiß, Mengen- und Spurenelemente enthält. Zu viele Nährstoffe würden unnötigerweise die Niere und die Leber der Stute stark belasten und können bei tragenden Stuten sogar zu einer Hufrehe führen. Zudem gilt auch für tragende und laktierende Stuten die Obergrenze an zugeführter Stärke von zwei Gramm pro Kilo Körpermasse Idealgewicht. 

Der Energie- und Eiweißbedarf der tragenden Stute steigt nach Coenen und Vervuert in den letzten Wochen um den Faktor 1,2-1,5 (Energie) und Faktor 1,3-2,0 (Eiweiß). Diesere Anstieg schreitet, je nach Rasse und Größe graduell fort.

In den letzten Trächtigkeitsmonaten steigt der Bedarf an Kalzium und Phosphor bei einer 550kg schweren Warmblutstute graduell von rund 20g Kalzium und 10g Phosphor auf 70g Kalzium und 45g Phosphor an. Beides flacht bereits nach vier Wochen der Laktation wieder deutlich ab. Der Mehrbedarf an Magnesium und Natrium fällt mit wenigen Gramm deutlich geringer aus, sollte aber trotzdem Beachtung finden. 

Die Ernährung der Stute

Bei tragenden Stuten sollten Über- und Unterversorgungen vor allem bei Jod und Selen, Kupfer, Mangan und Zink vermieden werden. Es drohen Fehlbildungen oder lebensschwache Fohlen. Die Prüfung der Spurenelementezufuhr hilft, massive Entgleisungen in der Bilanz zu vermeiden, die Auswirkung auf die Fohlengesundheit haben könnten. 

Nach dem Abfohlen steigt der Bedarf der Stute an Energie und Eiweiß durch die Laktation noch einmal zügig an, flacht dann aber nach etwa acht Wochen kontinuierlich ab. Das spiegelt sich im Großen und Ganzen auch im Proteingehalt der Milch wider, der in den ersten vier Laktationswochen seinen Höchststand erreicht. Dieser Mehrbedarf an Energie und Eiweiß in den letzten Trächtigkeitswochen und der Laktation kann bei sehr großen und schlanken Stuten eine Zufuhr an Kraftfutter notwendig machen. Bei der Fütterung sehr großer Mengen stark proteinhaltiger Futtermittel wie Soja oder Luzerne ist immer zu beachten, dass diese den Milchfluss auch negativ beeinträchtigen könnten. Hier bringt die Mischung von Soja und Luzerne mit Hafer und Gerste bessere Ergebnisse da das Verhältnis der Nährstoffe besser geeignet ist.

Die Ration muss bei Bedeckung daraufhin überprüft werden, ob die Stute für sich allein alles hat, was sie braucht. Sobald man weiß, wo die Stärken und Schwächen einer Ration liegen, kann man sich gut auf das letzte Trächtigkeitsdrittel vorbereiten und kann einem starken Masseverlust der Stute, Überfütterung und Belastung von Niere und Leber oder einer Unterversorgung des Fohlens vorbeugen. 

Das heißt zusammenfassend: je nach Belastung benötigt eine Stute in den ersten Monaten der Trächtigkeit zu ihrer Grundration aus Rau- und Mineralfutter wenig, bis kein zusätzliches Kraftfutter. Auch gibt es Stuten, etwa bei Haltung auf einer reichhaltigen Weide, die selbst nach dem Abfohlen in der Laktationsphase kein zusätzliches Futter benötigen. Dies kann man vor allem bei eher kräftigen und nativen Rassen, wie Shetlandpony, Norwegern und Haflingern, beobachten. Diese Stuten halten oft allein durch ad libitum Heu und Gras ihr Gewicht, sodass nur eine geringe Zufuhr an Mineralfutter und keine oder lediglich eine sehr geringe Zugabe von Kraftfutter notwendig ist. Bei reiner Heufütterung muss man genauer hinschauen, da hier der Bedarf an Vitaminen vermutlich durch ein vitaminisiertes Mineralfutter gedeckt werden muss. 

Fohlenfütterung

In den ersten Lebenswochen darf ein Fohlen kein Getreide erhalten. Generell sollte es in dieser Zeit nichts außer Stutenmilch zu sich nehmen, da sich das Immunsystem zu diesem Zeitpunkt erst noch entwickeln muss und die Darmbarriere noch nicht geschlossen ist. Das bedeutet, dass Umgebungskeime ungehindert in das Fohlen gelangen können. Eine zu frühe Fütterung kann den Grundstein legen für schwere Allergien und die Neigung zu massiven Darmerkrankungen, die ein Leben lang bleiben. Kraftfutter, Mash, Zusätze, Mineralfutter, Leckerchen, Möhren, Heucobs, Salzleckstein oder Leckschalen sind für Saugfohlen schlicht tabu. Erst mit fortschreitendem Alter beginnen Fohlen langsam am Gras zu nibbeln oder probieren mal einen Halm des Heues. Eine solch langsame Gewöhnung ist immens wichtig. Die Milchaufnahme nimmt mit den Monaten ab und der Verdauungstrakt des Fohlens stellt sich von Milch auf Festnahrung um. Fohlen verdauen Milchzucker mit Hilfe des Enzyms „Lactase“. Mit der langsamen Umstellung auf Festnahrung wird dessen  Produktion zugunsten des Frucht- und Traubenzucker spaltenden Enzyms Saccharase immer weiter verringert. Dieser Prozess ist etwa drei Monate nach dem Absetzen abgeschlossen, was bedeutet, dass das Pferd nun nicht mehr in der Lage ist, Milchzucker zu verwerten. Das Fohlen lernt in dieser Zeit der schrittweisen Umstellung von seiner Mutter sowie anderen erwachsenen Pferden die ersten Schritte in ein gesundes Fressverhalten (Fressgeschwindigkeit, Selektion von Pflanzen und Fresstechnik). 

Absetzen und Fressverhalten

Junge Pferde werden meist im Herbst und Winter abgesetzt. Glücklicherweise ist es mittlerweile bei seriösen Züchtern Standard, Fohlen frühestens mit sieben, besser erst mit neun Monaten von ihren Müttern zu trennen.  (…)

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Constanze Röhm

… ist studierte Pferdewissenschaftlerin und führt die größte unabhängige wissenschaftliche Beratung für Pferdeernährungs- und Gesundheitsfragen in Deutschland sowie das Tierwissenschaftliche Institut, einer der führenden Einrichtungen für

Aus- und Fortbildungen im Tierbereich. Als Referentin und Dozentin hält sie Vorträge und Seminare für Pferdebesitzer, Stallbetreiber, Therapeuten und Tierärzte. Als Expertin und Autorin mehrerer Bücher berät und schreibt sie für namhafte Fachzeitschriften zu Fragen der Ernährungs- und Trainingslehre.

 
Weitere Infos (Foto: privat)
 
 

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Category: Dressur

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