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Muss man fit sein, um gut reiten zur können?

+++ Leseprobe aus Ausgabe 15 +++ von DR. CHRISTINE HEIPERTZ-HENGST

Die Aktivität Reiten wirkt sich auf den ganzen menschlichen Organismus aus: den Stütz- und Bewegungsapparat, die Herz-, Kreislauf-, Atmungs- und Stoffwechselreaktionen, das Nervensystem und die Psyche.

© cynoclub/shutterstock.com _492549319_ cynoclub

Das Ausmaß der Belastung ist durch zwei Faktoren bestimmt; einerseits vom Reiter und seinen individuellen körperlichen Voraussetzungen, seinem
aktuellen Trainingszustand und seiner persönlichen Bewegungserfahrung sowie seiner Stressresistenz; andererseits von der Art und Weise des Reitens:
Reitweise und Sportdisziplin, die Lektionen und die Gangart, in der sie ausgeführt werden, der Typ, Ausbildungsstand und die Rittigkeit des Pferdes, das Tempo und die Zeitdauer des Reitens, die dabei herrschenden Umwelteinflüsse und Situationen, um nur einige Bedingungen aufzuzählen. Daraus resultieren bestimmte körperliche Anforderungen. Muss ein Reiter also „fit“ sein und kann die Hilfengebung durch Bewegungstraining verbessert werden?

Zur Beantwortung dieser Fragen werden weitere sportwissenschaftliche Begriffe geklärt und auf das Reiten bezogen. In welchem Ausmaß sind beim Reiten die motorischen Hauptbeanspruchungsformen der Beweglichkeit, Koordination, Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit gefordert? Für sie ergibt sich eine Skala von ganz wenig bis hoch intensiv – praktisch erfragt durch:

  • „Schwitzen Sie beim Reiten?“
  • „Kommen Sie dabei aus der Puste?“
  • „Geht Ihr Puls nach oben?“
  • „Sind Sie nach dem Reiten müde?“

Werden diese Fragen durchweg mit „Ja“ beantwortet (sobald wir unser Pferd traben und galoppieren, dürfte das der Fall sein), setzt optimales Sitzen und Einwirken unter all den bereits genannten Bedingungen Kondition voraus, einfacher als „Durchstehvermögen“ benannt. Die konditionellen Fähigkeiten lassen sich ebenfalls in zwei typische Bereiche aufteilen: Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit sind physisch (körperlich) und energetisch (stoffwechselabhängig) festgelegt. Alle koordinativen Fähigkeiten haben mit dem Nervensystem, den Sinneseindrücken und der Wahrnehmung zu tun, denn sie sind sensomotorisch (neurologisch) und psychomotorisch determiniert sowie informationsorientiert. Die Beweglichkeit stellt quasi das Bindeglied beider Bereiche dar, da sie einerseits von anatomischen Gegebenheiten abhängt, andererseits koordinativ bestimmt ist.

Der Reiter benötigt ein hohes Maß an Koordination

(etwa 45 Prozent) und sportartspezifischer Beweglichkeit
(etwa 30 Prozent), aber auch eine gute Grundkondition
(etwa 25 Prozent).

Kondition

Die Komponenten der Grundkondition erläutere ich hier im praktischen Zusammenhang:
Kraft – ist ein Leistungsmerkmal der Skelettmuskulatur innerhalb aller Halte-/Haltungsarbeit und Bewegungsvorgänge beim Reiten.
Schnelligkeit – hier als die komplexe Fähigkeit, Bewegungsanforderungen gegebenenfalls schnellstmöglich, also mit Aktionsschnelligkeit, zu bewältigen, zusätzlich aber auch im Sinne von Wahrnehmungs- und Reaktionsschnelligkeit.

Ausdauer – ist auch beim Reiten als Basisanforderung anzusehen, da sie im Sinne der „Ermüdungswiderstandsfähigkeit“ alle reiterliche Qualitäten und körperlich-motorischen Anforderungen in der direkten Bedeutung des Wortes „sicherstellt“. Alle drei konditionellen Komponenten sind miteinander verknüpft: Kraftausdauer – ist die Fähigkeit, Kraft auch über längere Zeiträume mobilisieren zu können; Schnellkraft – ist die Fähigkeit, Kraft schnell, eventuell sogar explosionsartig zu entwickeln; Schnelligkeitsausdauer – ist die Fähigkeit, lange schnell sein zu können (das sogenannte „Stehvermögen“).
Kondition wird durch Training verbessert, also durch gezielte Beanspruchungen des Körpers auf Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer. Die Trainingsreize werden spezifisch gestaltet nach Qualität und Quantität (Was? Wie stark? – Wie oft? – Wie lange?) mit dem Ziel der strukturellen und funktionellen Anpassung des Körpers. Ersteres bedeutet, dass die Knochen, Muskeln, Sehnen und Bänder leistungsfähiger und belastbarer werden und sich besser regenerieren können. Zweiteres besagt, dass auch ihre zugehörigen Funktionsabläufe und Stoffwechselaktivitäten in diesem Sinn optimiert werden.

WAS KÖNNEN REITER GEZIELT TRAINIEREN?
Nachfolgend habe ich die wichtigsten konditionellen Gesichtspunkte für besseres Reiten zusammengetragen.

Reiter benötigen:
1. Einen guten (mindestens ausreichenden) Trainingszustand der Muskulatur

Muskeln, die Sie kräftigen sollten:
> Rückenstrecker und tiefe Rückenmuskulatur
> Bauchmuskulatur
> hintere und vordere Oberschenkelmuskulatur
> tiefe Schultergürtelmuskulatur

2. Gute Dehnfähigkeit
Muskeln, die Sie dehnen sollten:
> Brust- und Nackenmuskulatur

3. Eine gute (mindestens ausreichende) Grundausdauer
Empfehlung für mehr Ausdauer: Täglich mindestens kurze Ausdaueraktivitäten im Alltag, besser regelmäßiger Trainingsplan.
Vorteil: Damit reiten Sie nicht nur besser und sicherer, Sie fördern auch wirkungsvoll Ihre Gesundheit!

 

Leseprobe aus Ausgabe 15, Seiten 62 bis 67. Sie wollen den vollständigen Artikel lesen?

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Category: Reiter

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