Hufbeschlag – ein Fall für den Tierschutz?
… von Maksida Vogt | Meinung |
Je mehr man sich mit dem Thema Hufbeschlag beschäftigt, desto mehr ist man über die Tatsache entsetzt, dass das Beschlagen immer noch erlaubt ist. Die Fakten, die den Schaden im Organ Huf verursachen, sind wissenschaftlich belegt und unumstritten. Angefangen von der reduzierten Blutzirkulation im Huf über den eingeschränkten oder zerstörten Hufmechanismus, über Aufprallschäden im Huf und in den Gelenken, über die Folgeschäden an der Muskulatur durch die falsche Stellung bis zu den Zwanghufen, um nur ein paar davon zu nennen.
Pferde werden beschlagen, weil sie „fühlig“ gehen. Und was machen wir? Wir behandeln die Symptome und machen das Pferd reitbar für UNS. Es wäre hier vielleicht die Frage angebracht: Warum sind die Hufe empfindlich? Oder ist das schon so normal für uns, eine schnelle Lösung zu suchen, nur damit wir das Problem schnell beseitigen, ohne uns zu viel damit auseinandersetzen zu müssen? Oder liegt es daran, dass wir die Antwort gar nicht wissen möchten? Es könnte nämlich sein, dass wir uns eingestehen müssen, dass die Haltung, die die meisten Pferde fristen dürfen, ihre Hufe krank macht. Dass die Pferde in den eigenen Ausscheidungen in der Box stehen müssen und das aggressive Ammoniak das Horn zerstört. Oder dass ein großer Mangel an Bewegung in den winzigen Paddocks und Koppeln besteht. Vielleicht müssten wir uns eingestehen, dass die empfindlichen Hufe eine logische Konsequenz sind, wenn sich das Pferd nur auf der weichen Weide bewegen darf und man dann von ihm verlangt, auf den Schotterwegen zu gehen? Hufe müssen sich auf den Untergrund einstellen, auf dem sie laufen sollen. Dementsprechend brauchen die Pferde die Bewegung auf verschiedenen Böden, damit die Hufe gehärtet werden. Es ist keineswegs andersherum, dass das Pferd mit den kranken oder empfindlichen Hufen beschlagen werden muss, damit es reitbar ist.
Woran liegt es, dass die Reiter darüber nicht aufgeklärt werden? Die Antwort könnten wir finden, wenn wir uns das Wort „Hufschmied“ näher anschauen. Im Englischen ist das noch deutlicher, dort wird das Wort „farrier“ verwendet (vom lateinischen „ferrum“ = Eisen).
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Der Schwerpunkt hier liegt in der Eisenverarbeitung und der Anbringung an den Huf. Die Funktionen und Aufgaben des Hufes als Organ werden so gut wie nicht beachtet. Wenn das der Fall wäre, dann denke ich, dass kaum ein Hufschmied so skrupellos sein würde und das Pferd beschlagen würde. Ganz im Gegenteil, sobald Hufschmiede dieses Wissen erlangen, nehmen viele vom Beschlagen der Pferde Abstand. Die Zahl solcher Hufschmiede wächst täglich, ich persönlich kenne einige. Wie sollten sie auch anders reagieren? Schließlich möchten sie ihren Beruf korrekt ausüben und die Gesundheit der Hufe (die auch ein metabolisches Organ sind) gewährleisten. Sind es letzten Endes dann doch die Reiter, die den Hufbeschlag zu verantworten haben, weil sie um jeden Preis reiten möchten, und die diejenigen Hufschmiede, die ihnen die Wahrheit über den Hufbeschlag erklären möchten, nicht mehr beschäftigen, falls sie sich weigern, ihr Pferd zu beschlagen?
Lesenswert ist der Artikel des ehemaligen Hufschmieds John Graves: »Meine Wandlung – Reise eines Hufschmieds zu der natürlichen Hufpflege«. Er beschreibt seine Erfahrungen als Hufschmied, der den Weg zur natürlichen Hufpflege gefunden hat, die ihm wiederum erst ermöglichte, den Pferden wirklich zu helfen.
Er sagt: »Der Schmerz und die Leiden, welche ich gesehen habe, die die Pferde durch die ›gut gemeinte‹ übliche Hufpflege zu erleiden haben, müssen beendet werden. Ich weiß, warum die Hufschmiede tun, was sie tun, und warum die Tierärzte anordnen, was sie anordnen. Ich bin die gleichen Methoden und Glaubenssysteme gelehrt worden. Für manche ist es Ignoranz bezüglich des Hufmechanismus und der Physiologie. Für die anderen ist es die Sicherheit des Arbeitsplatzes und finanzielle Notwendigkeit. Für manche ist es sicherlich auch die Sucht nach dem Metall – sie müssen die Befriedigung bekommen, eine Arbeit auszuüben, die sehr alt und schwierig ist. Fast alle Hufschmiede werden Ihnen sagen: ›Es geht ums Pferd‹ an irgendeinem Punkt in der Diskussion über das, was sie eigentlich tun. Manche glauben das sogar. Für andere ist das nur Lippenbekenntnis. Sie alle glauben, ihr altehrwürdiger Beruf sei ein nobles, ehrliches Unterfangen. Und das wäre auch richtig, wenn er nicht auf dem Grundstein von falschen Informationen stehen würde, die Tausende Jahre alt sind. Wenn mich die Pferdebesitzer fragen, warum ich glaube, dass es falsch ist, Pferde zu beschlagen, dann sage ich ihnen, dass der Beschlag für Pferde erfunden worden ist, als die Menschen glaubten, dass die Erde flach ist und das Zentrum des Universums.«
Jetzt wissen wir, dass die Erde rund ist; wir haben sogar die Aufnahmen, die sie im Weltall zeigen. Und wir haben Fotos, Videos und Fakten, die den Schaden in dem beschlagenen Huf genau dokumentieren. Wir haben sogar das Internet, und das Aneignen des Wissens war nie einfacher. Was genau hindert uns nun daran, zu lernen und dieses Wissen anzuwenden?
Maksida Vogt ist Autorin des Buches „Befreie dein Pferd – befreie dich selbst“, das im Frühjahr 2013 bei Cadmos erschienen ist.
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Category: Besondere Themen
mein Hufschmied hat mir sogar gezeigt das selbst mit Hufeisen der hufmechanismus funktioniert …. vorrausgesetzt die eisen passen ….zumal ich mein reitpony beschlagen lassen muss da ihr hufhorn so weich ist das sie sich das in kürzester zeit selbst auf der wiese bis auf die ballen abreibt und sie dann 2 Wochen lahm geht das Tier haben wir jetzt sieben jahre und haben 5 jahre lang versucht mit der Unterstützung von huforthopäden mehreren Tierärzten/Klinik die hornqualität zu verbessern ok die risse sind verschwunden und das horn wächst besser …aber weich bleibt es und wir haben alles versucht selbst homöopatie usw …..also ich bleib beim beschlag
Hallo Joan,
das kenne ich, mir hat mein Hufschmied auch damals gezeigt, wie der Hufmechanismus bei einem beschlagenem Huf angeblich funktioniert. Das konnte er mir so lange erzählen, bis ich mir das Wissen diesbezüglich angeeignet hatte und seit dem miterleben dürfte, wie Pferdehufe bei einem korrektem Hufschnitt heilen und wie das gesunde Horn nachwachst. Also widerspricht sich der Hufschmied doch selbst – bei einem funktionirenden Hufmechanismus wächst das gesunde Horn, und nicht das kranke. Was Sie anscheinend bisher für Ihr Pony nicht hatten, ist der fähige Hufpfleger, das ist alles. Tierärzte oder Tierkliniken sind gänzlich ungeeignet, wenn es um die Hufe der Pferde geht. Homöopathie hilft da auch nicht, nur ein korrekter Schnitt hilft. Wenn Sie möchten, schreiben Sie mir Ihren Wohnort unter: academialiberti@googlemail.com und ich kann schauen ob es in Ihrer Nähe einen guten Hufpfleger gibt. Beste Grüße
http://www.academialiberti.de/de/articles/read/5/Abhandlung-ber-den-Hufschmiedberuf.-Part-I/
Sehr geehrte Autorin dieses wunderschönen Artikels!
Zunächst lassen Sie mich bitte einen kleinen Irrtum Ihrerseits berichtigen: DIe „Aufnahmen aus dem Weltall“ beweisen keineswegs, daß die Erde rund ist. Sie zeigen einfach nur eine Scheibe. Zumindest wüsste ich noch von keiner 3-D Aufnahme, die man sich mit einer entsprechenden bunten Brille ansehen könnte, um auch nur zu erahnen, daß es doch anders sein könnte, sprich, daß die Erde etwas anderes als flach sein könnte.
Scheint aber doch ein recht treffender Vergleich in Bezug auf den Inhalt Ihres Artikels, denn ähnlich dieser Argumentation, sagen wir mal, etwas „durch die bunte Brille“ sehe ich auch das Thema Beschlag abgehandelt.
Denn die Notwendigkeit eines Beschlages bemisst sich nicht alleine an der Unfähigkeit des Besitzers, dem Tier die richtigen Untergründe für die Ausbildung eines belastbaren Hufes zur Verfügung stellen zu können, sie hat ihre Ursachen vor allem auch in einer nicht „pferdegemässen“, im Sinne des sich in nicht menschengebundener Umgebung berwegenden und demzufolge auch weder reiterlich noch sonstwie genutzten Haltung sowie in der heute allzu oft praktizierten, nach dem Kontext Ihres Beitrages wohl am ehesten „Qualzucht“ zu benennenden bunten Durchmischung verschiedenster Rassen alleine mit dem Fokus auf bestimmte sportliche oder äusserliche, „modische“ Eigenschaften, ohne auch nur im geringsten die Notwendigkeiteines tragfähigen Fundamentes mit einzubeziehen, sowie, und hier wird es im Sinne Ihres Artikels besonders pikant, dem Erhalt des Lebens auch von Individuen der Art um jeden Preis, wenn sie eigentlich alleine aufgrund ihrer Gliedmaßenstellung oder der Ausprägung ihrer Hufe alleine keinerlei Chancen hätten, zu überleben.
Nicht zuletzt zu nennen sei die Nutzung dieser Tiere ohne Rücksicht auf die nötige Eignung des Individuums, die sich unter anderem ebenfalls wieder aus der jeweiligen Ausprägung der Hufe und des gesamten Fundamentes ergäbe…
Lassen Sie die oben genannten Mängel „beseitigen“ und wir werden keinerlei Notwendigkeit mehr haben, irgendeine Art Schutz unter die Hufe der Pferde zu bringen.
So lange jedoch ohne Rücksicht auf Verluste weiter gezüchtet, künstlich am Leben erhalten und mehr oder weniger sinnfrei genutzt wird auf Teufel komm raus, wird auch der eine oder andere Beschlag nötig sein, um diese Rücksichtslosigkeiten nicht in schiere Tierquälerei ausarten zu lassen.
Denn anders als von dem von Ihnen zitierten ehemaligen Hufschmied und heutigen Barhuf-Konvertiten John Graves handelt es sich beim Beschlag nicht um ein Glaubenssystem, sondern um ein, dem guten Hufschmied durchaus als solches bekannte „notwendiges Übel“, das er im richtigen Falle wegzulassen keinerlei Problem hat. Vielmehr kann man die alleinige Hin-Richtung auf das Barhuflaufen um jeden Preis getrost als Glaubenssystem bezeichnen, denn nur hier zeigt sich die solchen Systemen immanente absolute Alternativlosigkeit, die man beim guten Huffachmann nicht findet.
Ich selbst kann es jedenfalls nicht mit ansehen, wie sogenannte „überzeugte“ Barhuf- oder Naturhufbefürworter ihren und den Pferden anderer monate- und jahrelanges Leid in Form von Lahmheiten aufgrund von Abszessen, Sohlenlederhautentzündungen, Prellungen etcetera zufügen, indem sie auch Pferde „aus Überzeugung“ auf das Barhuf laufen müssen umstellen, obwohl die aus den oben genannten Gründen nicht im Ansatz die dazu geeigneten Hufe besitzen.
…nur mal so zum nach-denken…
Wolf Busch
Sehr geehrte Herr Busch,
vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich hoffe, Sie werden jetzt nicht anzweifeln, dass die Erde keine Scheibe ist? 🙂
Sobald man sich mit den anatomischen Beschaffenheiten des Hufes beschäftigt, die wissenschaftliche Basis dazu sieht – dann ist es einfach die Zusammenhänge zu verstehen. Aber Sie sprechen ein paar wichtige Aspekte an, auf die ich gern eingehen würde. Obwohl ich Ihnen bezüglich der Zucht und ihren sonderbaren Auswüchsen zustimmen mag, trotzdem möchte ich gern daran erinnern, das dies alles trotzdem PFERDE sind. Es entsteht keine andere Spezies. Also haben wir es immer noch mit der Spezies Pferd zu tun, mit allen ihren anatomischen und biomechanischen Eigenschaften. Sie haben alle den selben Huf und die Erkenntnisse eines korrekten physiologischen Schnitts basieren auf dem uns verfügbaren Wissen aus Histologie, Anatomie, Physiologie, Hippologie, Physik und Mathematik. Natürlich gibt es Rassen, die leider von den Menschen so manipuliert (gezüchtet) sind, dass sich ihre weiten, großen, relativ platten Hufe vielmehr für einen weichen Untergrund eignen und andersrum, aber wir sprechen hier über eine Körperverletzung (dem Beschlag), die hier den Pferden aus Unwissen zugefügt wird. Künstlich am Leben erhalten – ja… stimme ich zu. Kann man überall in unserer Gesellschaft sehen, somit also ein Gesellschaftsproblem? Von Ihnen angesprochene jahrelange Behandlung, mit Lahmheiten und anderen Begleiterscheinungen, kann ich genauso wenig wie Sie gut heißen. Hier haben wir es mit unqualifizierten, unerfahrenen oder übereifrigen Hufpflegern zu tun. Das kann nicht Sinn der Sache sein, manchmal muss man abwägen ob man dem Pferd lieber seinen „natürlichen“ Huf lässt, bevor man das Pferd durch die Schmerzen jagt um bestimmte Form zu erreichen, auch wenn diese gesünder wäre. Aber ein Hufbeschlag sehe ich zu keinem Zeitpunkt als eine Alternative, außer man weiß sich nicht anders zu helfen und hat keinen geeigneten Hufpfleger. Diese Voraussetzungen aber dürfen trotzdem nicht der Grund sein, dem Pferd durch den Beschlag weiteren Schaden zuzufügen. Mittlerweile haben wir in Deutschland genügend qualifizierte Hufpfleger. Beste Grüße
Sehr geehrte Frau Vogt,
sicherlich nicht, bei den von Ihnen vertretenen Thesen könnte man jedoch in Verbindung mit Ihrem Vergleich durchaus wieder vom rechten Glauben (also dem an die Kugel) abfallen. 🙂
Nachdem ich nun auch etwas mehr über Ihre Philosophie und insbesondere Ihre Methodik des richtigen Hufschnittes gelesen habe, kann ich das Ganze nun auch etwas besser einordnen.
Es beschleicht mich jedoch nach wie vor ein ziemlich ungutes Gefühl bei Ihren Ausführungen, denn gerade in den von Ihnen zitierten Wissenschaftszweigen erscheinen mir die meisten Barhufbefürworter doch nicht so sonderlich bewandert, oder sagen wir besser, wenn man etwas genauer nachfragt, erweisen sich viele dieser „wissenschaftlichen Nachweise“ doch eher als relativ kurz gegriffene Thesen denn als physikalisch oder auch nur empirisch nachvollziehbare Tatsachen.
Nehmen wir doch beispielsweise die These von der Minderdurchblutung des Hufes infolge der Einschränkung des „Hufmechanismus“:
Sie gehen ja in Ihrem Artikel, den Sie hier auch verlinkt haben, davon aus, daß der Huf durch einen Beschlag (welchen genau meinen Sie damit eigentlich? jede Art von Beschlag, oder nur den mit Hufeisen, oder auch mit reinen Kunststoffbeschlägen, oder mit Kombinationsbeschlägen, Beklebungen?) soweit in seinem Hufmechanismus eingeschränkt würde, daß eine Durchblutungsfunktion ebenfalls nur noch eingeschränkt möglich sei.
Nun besehen wir uns das Ganze einmal nur rein empirisch: Wie kann es sein, daß die Amplitude der seitlichen Querschnittsveränderung der Hornkapsel im seitlichen und hinteren Wandbereich auf einem normalen Eisenbeschlag grösser ist als bei einem Barhuf auf natürlichen Untergründen?
und daß diese Amplitude beim Barhuf, wiederum abhängig von der art des Untergrundes, auf dem sich das Tier bewegt, sogar gegen null gehen kann, beim mit Eisen beschlagenen Huf jedoch weitestgehend gleich groß bleibt?
Diese Ergebnisse sind übrigens gemessen und auch jederzeit an jedem beliebigen Huf erneut nachvollziehbar. Wichtig dabei ist nur, daß man den Barhuf nicht zu Demonstrationszwecken auf einer Glasplatte belastet. Weshalb das wichtig ist, wissen Sie selbst aufgrund Ihrer Kennbtnisse der Physik sicherlich selbst. Ansonsten der Tip: Sehen Sie mal bei Wikipdia unter dem Stichwort „Reibungskoeffizient“ nach…
Und genau dieser Reibungskoeffizient, in Verbindung mit einigen weiteren physikalischen Größen wie Körpermasse, Beschleunigung etcetera.., ist es auch, der zu den für Sie vielleicht eher paradox erscheinenden Ergebnissen in punkto „Hufmechanismus“ führt.
Ich habe aber auch ein Idee für Sie: Um die Durchblutung (vielmehr ist es eine Entblutung) der Lederhaut zu gewährleisten, ist es gar nicht nötig, riesengrosse Amplituden der Querschnittsveränderungen zu erreichen, denn es geht, wie schon so schön der Name sagt, um ein Kapillarbett, also feinste Arteriolen und Venolen im Bereich der Wandlederhaut, die lediglich mit Druck beaufschlagt und wieder entspannt werden müssen, um ebendiese Durchlutung zu bewirken. (>Kapillarwirkung)
Wenn nun aber eine wie von Ihnen behauptete Einschränkung eigentlich gar nicht stattfindet, kann es also auch nicht zu einschränkungsbedingtem Schmerzverhalten kommen.
Wenn man sich nun jedoch das Kunstwerk Huf einmal in seiner Gänze besieht, kann man, sofern man nur mit offenen Augen durch die Weltgeschichte läuft und nicht mit Scheuklappen (Die ich nicht nur für Pferde, sondern auch für Menschen als nicht artgerecht strikt ablehne!!) sozusagen halbblind durch die Gegend tapert, erkennen, daß der „Hufmechanismus“ aus sehr viel mehr einzelnen Mechanismen besteht als nur aus dieser doch recht zweifelhaften seitlichen Amplitude!
Dieser Mechanismus als Hauptfaktor der Durchblutung des Hufes beginnt bereits bei unterschiedlicher Beugung des Hufgelenkes, die wiederum bestimmte arterielle Zugänge zum Huf selbst eröffnet oder verschliesst und zieht sich weiter über den Kronsaum, der je nach Ausgestaltung des Huftragerandes ebenfalls wieder mehr oder weniger druckbeaufschlagt wird bis hin zum sogenannten „vertikalen Hufmechanismus“, der darin besteht, daß der Huf dazu in der Lage ist, sich bspw. auf unebenen Untergründen vertikal zu verwinden und so zum einen eine stark dämpfende Funktion, die vor allem die Zehengelenke entlastet, zum anderen aber auch eine recht stark direkt pumpende Funktion über die inneren und äusseren Venenplexi im Bereich innerhalb und ausserhalb der Hufknorpel (hier sitzt sie also, die „echte“ hufpumpe!!!) fördert…
Es mag also ein Beschlag durchaus die Durchblutung insgesamt verringern, jedoch mit Sicherheit nicht aus dem von Ihnen benannten Grunde. Um nun zu sehen, welche Art von Beschlag in welchem Falle etwas negatives bewirkt, muß man sich schon die Mühe machen etwas näher hinzusehen.
Gleiches gilt nun leider auch für die These vom Huf, der, egal, welches Pferd welcher Rasse und Ausprägung man nun vor sich habe, immer „der gleiche“ sei:
Denn leider kann man auch dies nicht so pauschal behaupten, ich fürchte, etliche Besitzer beispielsweise von klassischen Vollblütern, die mehr oder weniger erfolgreich versucht haben, ihr Tier auf das Barhuflaufen umzustellen, werden Ihnen hier ihr Leid, oder vielmehr das ihrer Pferde klagen können, denn die Ausprägung einzelner Bereiche deren Hufe weist durchaus teils eklatante Unterschiede auf im Vergleich zu anderen Pferderassen. So haben diese Tiere in der Regel zwar recht hartes und widerstandsfähiges Harthorn an Hufwand und Hornsohle, sind jedoch nicht dazu in der Lage, eine „normal“ dicke Wand- oder Sohlenstärke auszuprägen. Mag ein Ergebnis der Zucht hin zu möglichst geringer bewegter Masse sein, lässt sich jedoch zumindest an den derzeit lebenden Exemplaren leider nicht verändern und hat zwangsläufig zur Folge, daß bei entsprechendem Abrieb oder auch nur entsprechend rauhen Untergründen ein schmerzfreies Leben für diese Tiere ohne zusätzlichen Schutz kaum bis nicht möglich ist. Selbstverständlich gibt es auch hier, wie immer und überall, Ausnahmen, die jedoch nicht dazu führen dürfen, alle über den allzu oft schmerzhaften Kamm einer ideologischen Gleichmacherei zu scheren!
Und leider gibt es mittlerweilen auch die von mir bereits im letzten Kommentar genannten echten Qualzuchten, bei denen menschliches „Geschmacksempfinden“ in der Zucht zu solch perversen Entgleisungen führt, dass bereits junge Tiere aus entsprechenden Zuchten noch nicht mal mehr auf ihren natürlichen Untergründen und ganz ohne zusätzliche (reiterliche) Belastung schmerzfrei laufen könnten. Sieher manche Quarterlinien…Habe ich leider während meiner doch recht langen „Hufkarriere“ auch schon das eine oder andere mal erlebt.
Ich denke, vor allem hier wäre ein richtiger und sinnvoller Ansatzpunkt zu suchen, wenn man sich für diese Tiere engagieren möchte, denn nur auf dieser Schiene lassen sich die Fehler, die der Mensch vor allem über die letzten Jahrzehnte gemacht hat, korrigieren.
Und nicht im Polemisieren gegen eine komplette Berufsgruppe, die im übrigen durchaus sich weiter zu entwickeln imstande ist. (siehe bspw. Vereinigungen wie den Freundeskreis Huf e.V., in dem sich Huffachleute aller Sparten miteinander für eine bessere und pferdegerechtere Arbeit am Huf engagieren)
Bleibt nun nur noch zu bedenken, was wir mit den Tieren tun, die eben diese Handicaps bereits mitgebracht haben und für das Leben, wie Sie es vorschlagen, einfach nicht ausreichend ausgestattet sind?
Oder, um hier einmal in meiner bayerischen Direktheit auch ein bisserl zu polarisieren:
Schlacht ma´s oder bschlog´n ma´s?
Mit herzlichen Grüßen,
Wolf Busch
Hallo Herr Busch,
vielen Dank für Ihren ausführlichen Beitrag. Sie sind mir richtig sympathisch aber hier bekommen wir langsam Schwierigkeiten. 😉
Denn, ich halten mich für keinen Hufexperten, aber ich glaube den Hufmechanismus verstanden zu haben.
Denn Ihre Idee mit der Kapillarwirkung in der Durchblutung des Hufs hat nämlich einen entscheidenden anatomischen Fehler. Warum? Wie funktioniert denn die Kapillarwirkung, was bewegt das Blut? Wie funktionieren die Venen und Bluttransport zum Herzen? Welche Muskeln helfen in diesem Prozess ihrer Theorie nach?
Natürlich passt sich ein Barhuf dem Boden an und dementsprechend weitet er sich, das ist ja auch der Sinn, würde ich sagen.
Die Messungen, von denen Sie sprechen, würde ich gern sehen, damit ich Ihnen antworten kann, haben Sie Studie für mich?
Mit der Polemik gegenüber der kompletten Berufsgruppe – wie wir in den Kommentaren sehen können, gibt es durchaus Hufschmiede, die barhuf arbeiten und dieses Wissen leben und verbreiten. Aber wenn wir ehrlich sind, die meisten Hufschmiede sind bereit ein Pferd zu beschlagen ohne mit den Wimpern zu zucken (oder die Reiter gar dazu ermutigen). Aber, ich muss auch erwähnen, dass ich durch diese Kommentare sehen konnte, dass es die Unwissenheit der Reiter ist (oder vielleicht andere Gründe), die das Beschlagen ihrer Pferde fordern. Trotzdem bleibt es die Verantwortung der Hufschmiede, die Reiter aufzuklären und notfalls das Beschlagen zu verweigern. Mir ist klar, dass es für viele um Existenz geht und, dass man die Angst hat, wenn ich es nicht tue, dann tut es ein anderer. Meine Artikel sollten dazu beitragen, dass wir uns selbst hinterfragen und das verbessern, was wir verbessern können. Denn mit einem erweiterten Bewusstsein, sieht man eben mehr (als wenn die Scheuklappen trägt, in der Tat) und wenn wir mehr sehen, dann können wir auch mehr erfahren. Wir können andere Erfahrungen machen.
Bezüglich der Zucht bin ich ganz Ihrer Meinung, nicht nur die Hufe haben darunter zu leiden.
Sie erwähnen auch die gescheiterten Versuche das Pferd barhuf zu bekommen. Meine Erfahrung nach (inkl. der Erfahrung der Academia Liberti, denn wir haben ja einen regen Austausch über diese Problematik und Praxis, erheben aber nicht den Anspruch alle Erfahrungen gemacht zu haben) wächst das Horn gesund nach, wenn man den Huf in seiner physiologisch korrekten Form ausschneidet. Daher muss man sich jeden Fall individuell anschauen, damit man sehen kann, was die eigentliche Ursache dafür ist, dass der Huf bei einem bestimmten Pferd nicht heilt und barhuf „nicht funktioniert“.
Mit den anderen Aussagen – ich bleibe dabei, jeder Huf hat gleiche anatomische Struktur und es gelten die gleiche Gesetze für jedes Pferd, denn die Knochen stehen in einem bestimmten Winkel und wir können diesen Winkel nicht so manipulieren, wie es uns gerade passt. Hier gibt es nur einen Maßstab und das ist die Natur und physiologische Form eines Wildpferdes (wenn wir jetzt rein über die Form sprechen). Und wir können diskutieren so lange wir wollen, aber am Ende ist nur eins wichtig – die Gesundheit des Pferdes. Oder ich kann sagen:
Mir bschlogn´s Pferd net, mir hoaln´s. 😉
Beste Grüße Ihnen Herr Busch
vielen dank für diesen beitrag,mehr sage ich dazu nicht da eine diskussion mit solchen leuten keinen sinn macht,ich muß mich immer wieder mit solchen dingen rumärgern,und das sind die wirklichen schattenseiten meines geliebten berufes.sie sprechen mir aus der seele,aber ich könnte ihnen ein buch zu diesem thema und den ewigen diskussionen schreiben,leider fehlt mir hierzu die lust da ich meine gesamte begeisterung und hingabe der gesunderhaltung und dem wohlbefinden der rasse der equiden gewidmet habe. ich bin hufschmied aus überzeugung. es zeigt sich leider immer wieder,das man scheinbar in 7 wochenend seminaren mehr lernen kann als in einem mindestens 2jahre langem ausbildungsgang(praktikum). was man in jedem fall lernt in einem solchen seminar ist eine(aus deren sicht unanzweifelbare) redegewandheit. ich für meinen teil diskutiere nicht,sondern lasse taten sprechen, denn viele durch korrekt ausgeführten hufbeschlag „gerettete“ pferde können nicht irren. nochmals vielen dank für ihren umsichtigen beitrag
Lieber Herr Immink,
vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich stimme Ihnen absolut zu, Hufe sind ein sehr umfangreiches Thema und meiner Meinung nach braucht man sicherlich MINDESTENS 2 Jahre um die wichtigsten Zusammenhänge zu studieren und lernen, und dann mindestens noch 2 Jahre Praxis und Weiterbildung um die Theorie auch in der Praxis zu verstehen und die Möglichkeit haben, verschiedene Fälle zu behandeln und den Genesungsprozess einzuleiten, zu begleiten und zu erleben. Schön, dass Sie sich dem Wohl der Pferde verschrieben haben, ich wünsche Ihnen alles Gute. Beste Grüße
Hmmm, ich finde, dass ist etwas einseitig betrachtet – was ist mit jenen Pferden, die aufgrund degenerativer Erkrankungen nur mit einem entsprechenden Beschlag schmerzfrei sind (Arthrose-Beschläge) – und damit meine ich nicht ausgediente Turnierpferde, sondern Pferde bei denen die Arthrose aufgrund einer Verletzung oder dgl. entstanden ist, durchaus auch junge Pferde. Soll man die dann statt beschlagen einfach so herumlaufen lassen, im vollen Bewußtsein, dass man dem Pferd durch einen entsprechenden Beschlag das Leben wesentlich verbessern kann? Sicher: barfuß ist immer noch am besten, durch ein entsprechendes Bewußtsein für die Bedürfnisse von Pferd und Huf bei Reiter, Stallbesitzer und Schmied ist dies die optimale Version für’s Pferd. Aber BITTE: nicht alle Beschläge sind ausschließlich für den Reiter da – und nicht alle Schäden am Pferd sind durch den momentanen Besitzer verursacht bzw. beseitigbar, sondern unter Umständen nur verbesserbar – wenn nötig, auch mit Beschlag!
Liebe Katja,
der Hufbeschlag ist eine der Hauptursachen für die Arthrose bei den Pferden. Wenn Sie also möchten, dass ihr Pferd ein ewiger Patient bleibt, dann beschlagen Sie weiter. Es gibt keinen „schmerzfreien“ oder „geeigneten“ Beschlag. Bitte, informieren Sie sich dringend, was ein Hufbeschlag bei einem Huf verursacht. Ich weiß, es wird einem vieles erzählt und wenn man sich nicht auskennt (es ist eine riesen Materie, nicht jeder kann sich hier weiterbilden), dann muss man glauben. Wenn etwas einem Arthrose erkranktem Pferde helfen kann, dann doch barhuf. Stellen Sie sich nur die Vibrationen in dem Huf und an der Arthrose erkrankten Gelenken vor, wenn der Eisenbeschlag auf den Boden trifft uns sich das auf die Gelenke überträgt. Es gibt nichts mehr da, das einen Aufprall abfangen kann, denn das kann nur der Hufmechanismus und er funktioniert in einem beschlagenem Huf nicht. Es ist doch alles untersucht und belegt, diese Fakten sind wissenschaftlich untermauert, es gibt keine wissenschaftliche Widerlegung dieser Fakten. Ein korrekt ausgeschnittener Huf, eine optimale Haltung mit einem Offenstall und mehreren Hektar Weide, das ist wie Sie ihrem Pferd helfen können, aber der Hufbeschlag behandelt nur Symptome. Sie denken, dem Pferd geht es besser nur weil sie es nicht mehr SEHEN. Aber der Schaden im Huf und an den Gelenken geht weiter.
http://www.academialiberti.de/de/articles/read/5/Abhandlung-ber-den-Hufschmiedberuf.-Part-I/ Beste Grüße
Liebe Kat,
ich muss Frau Vogt aus eigener Erfahrung voll und ganz zustimmen. Ich habe selbst ein Pferd, das in jungen Jahren Arthrose bekam (ohne Beschlag) und jagrelang lahm ging. Mit entsprechender, ausschließlich naturheilkundlicher Behandlung, und weiterhin ohne Beschlag läuft es jetzt wieder klar und beschwerdefrei! (Der Tierarzt, der die Röntgenbilder machte und die Diagnose stellte machte dagegen eine absolut negative Prognose…)