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Hufbeschlag – ein Fall für den Tierschutz?

Foto © Maksida Vogt

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… von Maksida Vogt | Meinung |

Je mehr man sich mit dem Thema Hufbeschlag beschäftigt, desto mehr ist man über die Tatsache entsetzt, dass das Beschlagen immer noch erlaubt ist. Die Fakten, die den Schaden im Organ Huf verursachen, sind wissenschaftlich belegt und unumstritten. Angefangen von der reduzierten Blutzirkulation im Huf über den eingeschränkten oder zerstörten Hufmechanismus, über Aufprallschäden im Huf und in den Gelenken, über die Folgeschäden an der Muskulatur durch die falsche Stellung bis zu den Zwanghufen, um nur ein paar davon zu nennen.

Pferde werden beschlagen, weil sie „fühlig“ gehen. Und was machen wir? Wir behandeln die Symptome und machen das Pferd reitbar für UNS. Es wäre hier vielleicht die Frage angebracht: Warum sind die Hufe empfindlich? Oder ist das schon so normal für uns, eine schnelle Lösung zu suchen, nur damit wir das Problem schnell beseitigen, ohne uns zu viel damit auseinandersetzen zu müssen? Oder liegt es daran, dass wir die Antwort gar nicht wissen möchten? Es könnte nämlich sein, dass wir uns eingestehen müssen, dass die Haltung, die die meisten Pferde fristen dürfen, ihre Hufe krank macht. Dass die Pferde in den eigenen Ausscheidungen in der Box stehen müssen und das aggressive Ammoniak das Horn zerstört. Oder dass ein großer Mangel an Bewegung in den winzigen Paddocks und Koppeln besteht. Vielleicht müssten wir uns eingestehen, dass die empfindlichen Hufe eine logische Konsequenz sind, wenn sich das Pferd nur auf der weichen Weide bewegen darf und man dann von ihm verlangt, auf den Schotterwegen zu gehen? Hufe müssen sich auf den Untergrund einstellen, auf dem sie laufen sollen. Dementsprechend brauchen die Pferde die Bewegung auf verschiedenen Böden, damit die Hufe gehärtet werden. Es ist keineswegs  andersherum, dass das Pferd mit den kranken oder empfindlichen Hufen beschlagen werden muss, damit es reitbar ist.

Woran liegt es, dass die Reiter darüber nicht aufgeklärt werden? Die Antwort könnten wir finden, wenn wir uns das Wort „Hufschmied“ näher anschauen. Im Englischen ist das noch deutlicher, dort wird das Wort „farrier“ verwendet (vom lateinischen „ferrum“ = Eisen).

Video © The Factory, www.fotolia.de

Der Schwerpunkt hier liegt in der Eisenverarbeitung und der Anbringung an den Huf. Die Funktionen und Aufgaben des Hufes als Organ werden so gut wie nicht beachtet. Wenn das der Fall wäre, dann denke ich, dass kaum ein Hufschmied so skrupellos sein würde und das Pferd beschlagen würde. Ganz im Gegenteil, sobald Hufschmiede dieses Wissen erlangen, nehmen viele vom Beschlagen der Pferde Abstand. Die Zahl solcher Hufschmiede wächst täglich, ich persönlich kenne einige. Wie sollten sie auch anders reagieren? Schließlich möchten sie ihren Beruf korrekt ausüben und die Gesundheit der Hufe (die auch ein metabolisches Organ sind) gewährleisten. Sind es letzten Endes dann doch die Reiter, die den Hufbeschlag zu verantworten haben, weil sie um jeden Preis reiten möchten, und die diejenigen Hufschmiede, die ihnen die Wahrheit über den Hufbeschlag erklären möchten, nicht mehr beschäftigen, falls sie sich weigern, ihr Pferd zu beschlagen?

Lesenswert ist der Artikel des ehemaligen Hufschmieds John Graves: »Meine Wandlung – Reise eines Hufschmieds zu der natürlichen Hufpflege«. Er beschreibt seine Erfahrungen als Hufschmied, der den Weg zur natürlichen Hufpflege gefunden hat, die ihm wiederum erst ermöglichte, den Pferden wirklich zu helfen.

Er sagt: »Der Schmerz und die Leiden, welche ich gesehen habe, die die Pferde durch die ›gut gemeinte‹ übliche Hufpflege zu erleiden haben, müssen beendet werden. Ich weiß, warum die Hufschmiede tun, was sie tun, und warum die Tierärzte anordnen, was sie anordnen. Ich bin die gleichen Methoden und Glaubenssysteme gelehrt worden. Für manche ist es Ignoranz bezüglich des Hufmechanismus und der Physiologie. Für die anderen ist es die Sicherheit des Arbeitsplatzes und finanzielle Notwendigkeit. Für manche ist es sicherlich auch die Sucht nach dem Metall – sie müssen die Befriedigung bekommen, eine Arbeit auszuüben, die sehr alt und schwierig ist. Fast alle Hufschmiede werden Ihnen sagen: ›Es geht ums Pferd‹ an irgendeinem Punkt in der Diskussion über das, was sie eigentlich tun. Manche glauben das sogar. Für andere ist das nur Lippenbekenntnis. Sie alle glauben, ihr altehrwürdiger Beruf sei ein nobles, ehrliches Unterfangen. Und das wäre auch richtig, wenn er nicht auf dem Grundstein von falschen Informationen stehen würde, die Tausende Jahre alt sind. Wenn mich die Pferdebesitzer fragen, warum ich glaube, dass es falsch ist, Pferde zu beschlagen, dann sage ich ihnen, dass der Beschlag für Pferde erfunden worden ist, als die Menschen glaubten, dass die Erde flach ist und das Zentrum des Universums.«

Jetzt wissen wir, dass die Erde rund ist; wir haben sogar die Aufnahmen, die sie im Weltall zeigen. Und wir haben Fotos, Videos und Fakten, die den Schaden in dem beschlagenen Huf genau dokumentieren. Wir haben sogar das Internet, und das Aneignen des Wissens war nie einfacher. Was genau hindert uns nun daran, zu lernen und dieses Wissen anzuwenden?

Maksida Vogt ist Autorin des Buches „Befreie dein Pferd – befreie dich selbst“, das im Frühjahr 2013 bei Cadmos erschienen ist.

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Wir freuen uns auf eine niveauvolle Diskussion. Bitte teilen Sie uns Ihre kompetente Ansicht zu der Frage „Hufbeschlag – Ein Fall für den Tierschutz?“ mit. Frau Vogt wird Ihre Kommentare beantworten. Bitte geben Sie der Autorin und unserer Redaktion dafür ein paar Tage Zeit. Sie werden verstehen, dass wir nur qualifizierte und zum Thema passende Kommentare veröffentlichen. Auf unserer facebook-Page wird zu diesem Thema keine Diskussion geführt.

Danke für Ihr Verständnis. 

 

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Category: Besondere Themen

Comments (138)

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  1. Wolf Busch sagt:

    Hallo, liebe Frau Vogt!

    Leider hatte ich diese Sache hier etwas aus dem Fokus verloren, weil mein Beitrag ja einige Tage in der Warteschleife hing. Was ich aber selbstverständlich voll und ganz verstehe, denn es ist schon ein Aufwand, allen zu antworten…

    Schön langsam kommen wir aber zum Knackpunkt, denn, wie Sie selbst schreiben

    „Denn, ich halten mich für keinen Hufexperten, aber ich glaube den Hufmechanismus verstanden zu haben.“

    Nun, das ist so eine Sache mit dem Glauben, dem Verstehen und dem Glauben, verstanden zu haben.
    Ich halte es für wesentlich zielführender, etwas zu verstehen denn zu glauben, denn bekanntlich heisst ja glauben „nichts wissen“.

    So haben wir nun das Problem, daß ich Ihnen mehr oder weniger die komplette Hufmechanik erklären müsste, und das mehr oder weniger bis in´s Detail, denn, ohne diese Zusammenhänge verstanden zu haben, werden wir weiterhin ein bisserl aneinander vorbei schreiben, fürchte ich.
    Ich werde aber trotzdem versuchen, das in einigermaßen verständlicher Weise zu tun, mal sehen, ob´s klappt…;)
    Zunächst sind wir uns sicher einig, daß das Herz das Blut in Richtung „Verbraucher“ schickt, das heisst, in Richtung der Strukturen, in denen die von ihm transportierten Produkte ge- oder verbraucht werden bzw. umgewandelt. Je näher am „Verbraucher“, desto feiner werden die Blutgefäße (Arterien), bis sie sich am Verbraucher selbst in feinste Arteriolen verästeln. Diese Arteriolen sind nun so fein (im Durchmesser an der Huflederhaut bspw. im Bereich von wenigen nm), dass für die weitere Pumpbewegung, die nun auch nötig ist, weil das Herz kaum die Pumpleistung aufbringt, es auch durch solch feine Strukturen „durchzuschicken“, aber auch keine große Auslenkbewegung nötig ist.
    Im Endeffekt also keine echte Kapillarwirkung, bei der die Oberflächenspannung der Flüssigkeit und die Grenzflächenspannung zwischen der Flüssigkeit und der Oberfläche des Gefäßes zu einem Teil gegen die Schwerkraft anwirken können, sondern eine Pumpwirkung, die ähnlich bspw. der Peristaltik im Darm von Lebewesen wirkt.
    Anders als beim Darm, der ja einen recht großen Durchmesser besitzt, benötigt das Kapillarbett am Huf aber keine eigenen Muskeln, die eine große Auslenkung ermöglichen, es genügt bereits Druckbeaufschlagung und -reduktion zwischen Hufwand und Kapillarbett (sicherlich auch eine geringstgradige Auslenkung, die Sie aber noch nicht einmal als „Bewegung“ wahrnehmen werden), um hier den Pumpeffekt zu erzielen.

    Ein schönes Experiment für Sie zum Selbst-Erfahren dieses Effekts, das auch ganz gut zu unserem Thema hier passt:
    Gesetzt den Fall, sie haben Ihre Fingernägel nicht farbig lackiert (wovon ich ausgehe, macht im Umgang mit Pferden ja auch keinen rechten Sinn…), können Sie denselben Effekt wie beschrieben ganz einfach an ihren eigenen Fingernägeln beobachten. Drücken Sie mit dem einen Daumen auf den Fingernagel des anderen Daumens, dann entlasten Sie Ihn wieder. Sie können dabei beobachten, daß das Nagelbett unter dem Nagel abwechselnd verblasst (=Blutleere) und errötet (=Blutfüllung).

    So, gehen wir nun davon aus, daß der Rückfluss des Blutes in Richtung Herz über die Arterien gegen den Vorlaufdruck nicht stattfinden kann und vom Herzen weiterhin Blut gegen die Kapillare gedrückt wird, ergibt sich alleine aus diesem Vorgang ein Fluss des Blutes in Richtung Venolen (das sind nu wieder die kleinsten Verästelungen der Venen, also der zurück zum Herzen führenden Blutgefäße).
    Und das noch ganz ohne irgendeine messbare seitliche Auslenkung der Hufwände, sie müssen nur druckbeaufschlagt und druckentlastet werden, schon funktioniert´s wie am Schnürchen!
    Ich persönlich finde ja bereits diesen Mechanismus wirklich toll und das sicher nicht nur deshalb, weil er mir ermöglicht, einen Beschlag auf den Huf aufzubringen, ohne dabei ein allzu schlechtes Gewissen zu haben…;)

    Nun geht´s aber noch weiter mit den Wunderwerken der Natur:
    im weiteren Verlauf des Rückflusses zum Herzen hin, „entästelt“ sich diese ganze Venengeschichte wieder, die Venolen werden zu Venen zusammengefasst, die insbesondere auch innerhalb und ausserhalb der Hufknorpel nach oben verlaufen (=sogenannte innere und äussere Venenplexi).
    Die Hufknorpel wiederum sind am gesunden Huf ja nun recht elastisch und einerseits fest an den seitlichen Hufbeinästen, andererseits über die Lederhaut auch mit der Hufwand verwachsen und somit mechanisch verbunden. Die Venenplexi liegen nun sowohl ausserhalb als auch innerhalb der Hufknorpel und werden dort zwischen Saum und Knorpel bzw. Strahl/Ballenpolster und Knorpel wiederum abwechselnd druckbeaufschlagt bzw. -entlastet, je nachdem, ob der Huf gerade belastet (Druck auf innerem Venenplexus- Druckentlastung auf äusserem Venenplexus) oder entlastet (Druckbeaufschlagung andersrum…) wird. Und auch hier reicht wieder eine sehr geringe Auslenkung, denn die Knorpel wirken wie ein umgekehrter Hebel, werden sie „unten“ nur geringfügig gespreizt, lenken sie „oben“ bereits um ein gutes Stück weiter aus. Damit findet dieselbe peristaltische Pumpwirkung also an den Venenplexi statt, wie wir sie auch bereits im feinsten (Wand-) Lederhautbett gesehen haben. Um bei der Druckentlastung das „verbrauchte“ Blut nicht wieder in Richtung Verbraucher (=Wandlederhaut) zurückzuziehen, gibt´s hier übrigens eine weitere feine Erfindung der Natur, sogenannte Rückstauklappen in den Venen, das sei aber nur am Rande erwähnt.

    Nun, gottseidank funktioniert also dieser Pumpmechanismus auch bei kleinsten Auslenkungen der Hufwand (der an den Venenplexi aber insbesondere auch bei vertikaler Auslenkung der Trachten des Hufes, dem sog. vertikalen Hufmechanismus), denn ansonsten wäre es ja um die Durchblutung des Barhufes auf harten Untergründen mit hohem Reibungskoeffizienten oder in tiefen Böden, die beide zumindest den horizontalen Hufmechanismus extrem minimieren, sehr, sehr schlecht bestellt, wir müssten alle unsere Pferde beschlagen, um die Durchblutung der Hufe sicherzustellen und Barhuflaufen wäre dann schiere Tierquälerei in Ihrem Sinne…

    Das Ganze hängt nun aber natürlich auch wieder an diesen ominösen Messungen, von denen ich gesprochen habe und deren Quellen Sie gerne wüssten. Wissen Sie, ich persönlich traue immer am ehesten meinen eigenen Augen, deshalb habe ich diese Messungen zur Weitung von beschlagenen und unbeschlagenen Hufen einfach selbst durchgeführt, wenn auch es dazu bspw. Arbeiten von Fr. Hinterhofer (Uni Wien, Anfang der 2000er Jahre) gäbe.
    Und das können Sie genauso tun, um nun nicht wieder nur meiner Aussage glauben zu müssen:
    Man nehme einfach eine Schiebelehre mit langen Messschenkeln, messe die Breite des zu messenden Hufes an seiner breitesten Stelle am aufgehobenen, also entlasteten Huf, setze den Huf auf entsprechenden Untergrund (hart, hoher Reibungskoeffizient, weicher tiefer Untergrund, bspw. Sand etcetera) ab und messe an derselben Stelle nochmals, scho hamma´s! 🙂
    Achso, diese Art der Durch- und Entblutung (über die „Minimalperistaltik“) funktioniert im übrigen so auch an der Lederhaut der Sohle, dazu muss man sie nicht extra dünn schnitzen!

    Was nun Ihre eigenen Erfahrungen mit der Barhufumstellung bspw. von Vollblütern angeht, kann ich natürlich nichts sagen, ich kann Ihnen aber noch einige Geschichten zu der von Ihnen so hochgeschätzten „wissenschaftlich untermauerten“ Methodik des korrekten Hufschnittes erzählen:
    Erst letzte Woche habe ich 11 Pferde aus ebensolcher Bearbeitung übernommen, die allesamt nicht mehr so wirklich gut laufen konnten, die Hufe in teils jämmerlichem Zustand waren, weil sich über einige Jahre ein Fachmann dieser Gruppierung an den Hufen verlustiert hatte. Zuvor bereits weitere 7 solcher Tiere, die allesamt ebenfalls nicht wirklich gut liefen, alle! sehr rückständig standen, um den schmerzenden Bereich Hufsohle/Trachten zu entlasten, in dem sie extrem ausgehöhlt worden waren, um die von Ihnen propagierte Art der Hufmechanik sicherzustellen.

    Sicherlich könnte das nun wieder einer der wenigen „schlechten“ Vertreter dieser Art, Hufe zur Gesundung zu bringen, gewesen sein, ich habe da aber so meine Zweifel, denn in der ferneren Vergangenheit hatte ich bereits das, wenn auch zweifelhafte, Vergnügen, einer anderen Geschichte, die sich um ebendiese Methodik und ihre „Gründerin“ dreht, beizuwohnen:
    Dabei ging es darum, Bilder von Hufen an sie zur Beurteilung zu senden. Die Hufpflegerin, die nach dieser Methodik arbeitete und die die Bilder senden sollte, teilte mit, daß sie die Bilder so nicht senden könne, weil sie dann von Frau Dr. S. „eins auf den Deckel bekäme“, weil der Bereich der Trachtenwinkel keine blutigen Stellen vorweise und deshalb zu wenig ausgeschnitten sei.
    Das ist leider kein Witz, sondern traurige Realität.

    Auch das sehe ich nun wieder unter dem Gesichtspunkt „vieles ändert sich im Laufe der Zeit“ und vielleicht (hoffentlich) hat sich hier die Einstellung oder die Vorgehensweise verändert, jedoch bleibt dann immer noch dir Frage, inwieweit die Thesen, die als Grundlagen der Bearbeitungsmethodik dienen und die Sie als wissenschaftlich untermauert bezeichnen, noch richtig sein können, wenn bspw. die Theorie der Durchblutung nach S. fordert, daß die Hufsohle unbedingt auszuwölben sei, um ebensie (die Durchblutung) sicherzustellen…

    Oder, wie sie selbst von der bestimmten Winkelung, in der die Knochen stehen müssen, sprechen: was hilft mir der 45° Winkel (und all die anderen Winkel, die sich dann daraus der These folgend ergäben), den ja (theoretisch) alle Hufbeine von Vorderhufen an ihrer Zehenwandfläche haben, wenn ich hier und in der Praxis eins liegen habe, das ebenda 51° aufweist? Glauben Sie wirklich, dem Tier wäre geholfen gewesen, wenn man seine Hufe in den genannten, „korrekten“ Winkel ent-manipuliert hätte?
    Deshalb also nun mein Credo: Heilen? Ja, gerne, immer, aber bitte nicht um den Preis der Gesundheit der Tiere!

    Wie immer mit besten Grüßen,

    Wolf Busch

    • Maksida Vogt sagt:

      Hallo Herr Busch,

      danke für Ihr Verständnis bezüglich der verspäteten Antworten. Nun Herr Busch, dem hier nach:

      „Nun, das ist so eine Sache mit dem Glauben, dem Verstehen und dem Glauben, verstanden zu haben.
      Ich halte es für wesentlich zielführender, etwas zu verstehen denn zu glauben, denn bekanntlich heisst ja glauben “nichts wissen”.“

      scheinen Sie, mit Verlaub, sehr viel Glauben zu haben. 🙂

      Denn, jedes Mal, wenn Sie das Pferd beschlagen „müssen“, kommen Sie an die Grenzen des eigenen Wissens wie man dem Pferd helfen kann, oder? Trotzdem tun Sie alles, um das recht zufertigen. Ich verstehe nicht ganz, um ehrlich zu sein, wenn man schon nicht weiß, wie man dem Pferd zum heilen helfen kann, und es gibt Menschen, die das einen lehren können – wieso bildet man sich nicht weiter? Es gibt doch mittlerweile genug kompetente Menschen in Deutschland, die es Ihnen, und allen anderen Interessenten, zeigen können.

      Ich kann mir vorstellen, dass man die Laien mit den Sätzen:
      “ Druckbeaufschlagung und -reduktion zwischen Hufwand und Kapillarbett“ und
      „Und auch hier reicht wieder eine sehr geringe Auslenkung, denn die Knorpel wirken wie ein umgekehrter Hebel, werden sie “unten” nur geringfügig gespreizt, lenken sie “oben” bereits um ein gutes Stück weiter aus“

      sehr beeindrucken kann.
      Aber, wenn Sie einen kompetenten Hufheilkurs besuchen würden, dann würden Sie lernen, dass wegen der Vibration des Hufeisens und der Hufnägel, die Kapillaren in der Huflederhaut bereits geschädigt sind, teilweise auch zurückgebildet. Das zieht enorme Konsequenzen nach sich (unter anderem das Verstehen warum Ihre Thesen falsch sind) und das alles können Sie in einem kompetenten Kurz sehen und lernen.

      Apropos Ihr Vergleich mit dem Nagel, wenn Sie sich jemals künstliche Nägel hätten machen lassen, dann würden Sie vielleicht im Ansätz den Schaden durch den Hufeisen verstehen können. Von dem unangenehmen Gefühl des Fremdkörpers, über unbeweglichen Nägel, über Verlust des Gefühls, über ruinierten Nägel wenn man die Kunstnägel entfernt, über schlechtes, ausgedünntes Nagelhorn, welches unter dem Kunstnagel wächst (weil es sich nicht gesund bilden kann, wie beim Beschlag auch), bis zum Nagelbettentzündungen und dem Abfallen vom Nagel – alles ist dabei. Und ein Kunstnagel ist mit einem Hufbeschlag in der Schädlichkeit nicht annähernd vergleichbar, denn wenn wir Frauen dieselben Konsequenzen wie die Pferde vom Beschlag hätten, würden wir sie sicherlich kein zweites Mal anbringen.

      Ich bin mir sicher, Sie werden kein gutes Gewissen beim Beschlagen länger haben, wenn Sie sich selbst überzeugen, dass Quetschungen und Stauchungen beim beschlagenen Huf unumgänglich sind, wie auch alle die andere Konsequenzen wie Zwanghufe, Lederhautquetschungen, Hufrollenentzündugen, Stoffwechselstörungen, Hufrehe, Kapselriss – und Bruch, etc. Denn durch Ihre Ausführungen werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie einfach noch nie in der Praxis gesehen haben, wie man alle diese Krankheiten richtig behandelt und wie diese Behandlung FUNKTIONIERT. Denn wenn Sie das gesehen oder erlebt hätten, warum würden Sie jemals ein Pferd beschlagen?

      „Erst letzte Woche habe ich 11 Pferde aus ebensolcher Bearbeitung übernommen, die allesamt nicht mehr so wirklich gut laufen konnten, die Hufe in teils jämmerlichem Zustand waren, weil sich über einige Jahre ein Fachmann dieser Gruppierung an den Hufen verlustiert hatte. Zuvor bereits weitere 7 solcher Tiere, die allesamt ebenfalls nicht wirklich gut liefen, alle! sehr rückständig standen, um den schmerzenden Bereich Hufsohle/Trachten zu entlasten, in dem sie extrem ausgehöhlt worden waren, um die von Ihnen propagierte Art der Hufmechanik sicherzustellen.

      Sicherlich könnte das nun wieder einer der wenigen “schlechten” Vertreter dieser Art, Hufe zur Gesundung zu bringen, gewesen sein, ich habe da aber so meine Zweifel, denn in der ferneren Vergangenheit hatte ich bereits das, wenn auch zweifelhafte, Vergnügen, einer anderen Geschichte, die sich um ebendiese Methodik und ihre “Gründerin” dreht, beizuwohnen:
      Dabei ging es darum, Bilder von Hufen an sie zur Beurteilung zu senden. Die Hufpflegerin, die nach dieser Methodik arbeitete und die die Bilder senden sollte, teilte mit, daß sie die Bilder so nicht senden könne, weil sie dann von Frau Dr. S. “eins auf den Deckel bekäme”, weil der Bereich der Trachtenwinkel keine blutigen Stellen vorweise und deshalb zu wenig ausgeschnitten sei.
      Das ist leider kein Witz, sondern traurige Realität.“

      Hmm … Sie werden verstehen, dass ich dazu gar nichts sagen kann, ohne die Pferde gesehen zu haben. Auch kann man wenig über den einen oder anderen Praktiker etwas sagen, ohne sich direkt mit dem Fall befasst zu haben. Ich hatte die Gelegenheit Frau Dr. Straßer kennen zu lernen und mit ihr zu sprechen, wie auch einige von ihr behandelte Pferde und ihre Genesung zu verfolgen. Noch nie habe ich einen solchen Experten erleben dürfen, der mit solcher Sicherheit und Erfolg, die Pferde behandelt hätte.

      http://www.youtube.com/watch?v=_-qAH0tpxII
      http://www.youtube.com/watch?v=EjmIiGFJtAc
      http://www.youtube.com/watch?v=558TMpbPaAc

      Beste Grüße

  2. Bettina Kramar sagt:

    Herzlichen Dank für ihr qualitativ hochwertiges Magazin und das Ansprechen dieses brisanten Themas!
    Die Frage mag für viele provokativ sein. Für mich ist es provokativ, wenn Tierärzte mich schlecht beraten. Entweder weil sie die Wahrheit verleugnen oder selber in dieser Maschinerie der Unwissenheit gefangen sind. Hufschmiede werden dafür bezahlt einen schlechten Huf noch schlechter zu machen. Das will nur keiner hören. Man kann sich heute wirklich gut informieren, wenn man das möchte. Dann braucht man noch eine gute Portion Rückrat, um sich gegen Stallkollegen durchzusetzen, die sogar in Freizeitställen „hinter dem Berg“ leben.
    Zugegeben, es kann anspruchsvoll sein, sein Pferd auf barhuf umzustellen. Vor allem wenn man einen Schmied anstelle eines Barhufspezialisten ran lässt. Schließlich hat man da lange etwas verbockt! Den passenden Hufschuh für die eventuelle Übergangszeit oder für zwischendurch zu finden und auch anzuziehen, ist natürlich etwas unbequem. Viel Bewegung auf verschiedenen Untergründen und reichlich Heu, da wird es schon schwierig für den Pferdebesitzer das passende Heim für sein Pferdchen zu finden. Ich hoffe schwer daß die Anfrage nach pferdegerechter Haltung wächst und sich noch mehr Stallbetreiber in diesem Sinne umorientieren.
    Lästige Diskussionen über dicke Beine, Gelenk-und Sehnenschäden, viel zu wenig Heu, Schlamm-und Stehzeiten und on top absolut unnötige Beschläge jeglicher Art gehören bei mir der Vergangenheit an. Solche Gespräche mit eigentlich intelligenten Menschen sind wahrhaftig provokativ.
    Unsere barhuf Pferde ( 3 Warmblüter, 2 PREs, 1 appallosa, 1 Huzule ) gehen mit uns über Stock und Stein. Wir haben den Trail auf dem sie leben so naturnah wie möglich gestaltet. Sie trainieren ihre Hufe und ihren Hintern quasi selber. Happy, healthy and highly motivatet horses!

    Bettina Kramar

    • Maksida Vogt sagt:

      Liebe Frau Kramar,

      vielen Dank für Ihren Beitrag! Sie bringen es direkt auf den Punkt und sprechen sehr viele Probleme in wenigen Sätzen an. Ihr Beitrag freut mich sehr, weil Sie mit Ihrem Beispiel zeigen, dass eine natürliche Haltung und dementsprechend gesunde Hufe absolut im Bereich des Machbaren sind. Beste Grüße

  3. Sylvia Naundorf sagt:

    Liebe Pferdefreunde,

    da werde ich mich mal der Diskussion zum Fraß vorwerfen.
    iner der Aspekte, der mir in der Diskussion fehlt ist der finanzielle Aspekt. Allein aus diesem Grunde würden wohl viele Besitzer ihr Pferd sehr gerne barhuf laufen lassen. Wenn da nicht das Problem wäre, daß es dann nicht so nutzbar für den Besitzer wäre wie mit Eisen.
    Ich kann, ehrlich gesagt, nichts verwerfliches daran erkennen wenn ein Pferd zu einem bestimmten Zweck gekauft und geritten/gefahren wird. Gäbe es die „Sportreiter“, „Turnierreiter“, „Wanderreiter“, „Distanzreiter“ etc. nicht, gäbe es wohl auch heute kaum noch Pferde in diesem Ausmaß. Aufgrund mangelnden Interesses (da kein Nutzen trotz hoher Kosten) wären viele Rassen wohl heute bereits ausgestorben. Pferde (und Menschen) haben damals wie heute für ihr Futter arbeiten müssen. Genau durch diese „Arbeit“ gibt es heute überhaupt noch Pferde. Und sollte für diese Arbeit das Pferd mit Eisen/Hufschutz laufen müssen um möglichst keinen Schaden zu nehmen ist das für mich ein adäquater Kompromiss. Denn was für Menschen gilt, gilt für Pferde leider auch: „Das Leben ist nun einmal nicht immer optimal“ Damit muß Pferd genauso leben wie Mensch. Ich bitte zu bedenken: ALLE Reiter und jeder Besitzer unterstützt den Erhalt dieser Tiere. Natürlich ist da -wie überall- nicht alles Gold was glänzt und bedarf sicherlich weiterer Aufklärung. Genau diese Aufgabe der Aufklärung ist -da meist mühsam und undankbar- jedem hoch anzurechnen.

    Aber bitte Aufklärung und keine Verteufelung oder Pauschalisierung.

    Eine Alternative aufzuzeigen wäre eventuell der effektivere Weg zum Wohle der Pferde. Zum Beispiel die Nutzung von Hufschuhen in steinigem Gelände etc. wäre ein wertvoller Gedanke. Das Pferd kann ohne Eisen auf die Weide und mit Schutz ins Gelände – ein Kompromiß der im Einzelfall alle Bedürfnisse befriedigen kann.

    Mein Fazit:
    Ob mit oder ohne Eisen/Hufschutz bestimmt -meiner Meinung nach- das Pferd bzw. seine Hufe und erst in zweiter Linie der Mensch.
    UND
    Alternativen aufzuzeigen halte ich für wichtiger als die Diskussion Eisen Ja/Nein.
    UND
    Natürlich gilt es Aufklärung zu betreiben. Aufgrund dessen gibt es zumindest heute schon keine Ständerhaltung mehr.
    UND
    Ob wirklich JEDES Pferd ohne Eisen/Hufschutz die gleiche Lebensqualität hat wie mit wage ich persönlich zu bezweifeln.
    Die Aussage, daß JEDES Pferd ohne Eisen/Hufschutz besser dran ist, ist mir viel zu pauschal und berücksichtigt auch keine Hufprobleme durch Hufkrebs, Unfälle etc.
    UND
    Es gilt wie immer den Einzelfall mit seinen ganz individuellen Komponenten zu sehen und zu berücksichtigen
    Da hilft ein Ja/Nein nicht wirklich weiter – und das ist doch das Ziel, oder ?

    Mit freundlichem Gruß
    Sylvia Naundorf

    • Maksida Vogt sagt:

      Liebe Frau Naundorf,

      vielen Dank für Ihren Beitrag. Mit meinen Artikeln hoffe ich, die Güte der Menschen anzusprechen, die Pferde so zu erkennen, wie sie sind und die Geschenke, die uns diese wunderbare Geschöpfe zu schenken haben, reines Herzens annehmen zu können. Dazu muss man sich von dem materialistischen, egoistischen und traditionellen Umgang mit den Pferden abgrenzen. Pferde wird es immer geben, denn die Menschen, die sie wirklich lieben, begrenzen das Zusammenleben mit den Pferden nicht auf ihren Gebrauch, sondern richten ihr Blick auf die anderen Werte. Es gibt viele Menschen, die das bereits leben. Beste Grüße.

    • Liebe Frau Naundorf!
      Ich mag den Ansartz überhaupt nicht, dass ein Pferd für seinen Unterhalt arbeiten muß. Das Pferd kann sich dass nämlich, ganz im Gegensatz zum Menschen, nicht aussuchen. Solche Gedanken sind auch die Grundlage dafür, dass Schweine, Rinder, Hühner etc unter unwürdigsten Bedingungen vegitieren müssen und andere Arten ausgerottet wurden.
      Ihr erstes Fazit muß leider viel zu oft als Ausrede herhalten, wenn Haltungsbedingungen und Trainierungsmöglichkeiten für die Hufe noch nicht ausgeschöpft sind. Ihren restlichen Schlußfolgerungen stimme ich aber voll und ganz zu.
      greetz M. Richter