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Die Balance des Pferdes vom Boden aus fördern

Pamela Sladky

In der Piaffe zeigt sich, wie balanciert das Pferd ist.

… eine Leseprobe aus „Feine Hilfen“, Ausgabe 2 | Ruth Giffels |

Die „Harmonie des Körpers“ bringen viele Pferde schon ungeritten mit. Doch zu Balancestörungen führen nicht nur Gebäudemängel wie zum Beispiel eine stark überbaute Hinterhand. Wenn man Balance als das Gleichgewicht in der Bewegung definiert, so können mehrere Arten von Gleichgewicht beschrieben werden: das zwischen der rechten und der linken Körperhälfte sowie das zwischen der vorderen und der hinteren – zwischen Vorhand und Hinterhand. Ein Drittes ist das Seelische: schwierig zu orten, doch das Fehlen stört sehr.

Natürliche Asymmetrie

Völlig symmetrisch sind weder Menschen noch Pferde: Bei den Menschen unterscheiden wir Rechts- und Linkshänder, auch hat jeder ein stärkeres Bein und je nach Körperbau einen unterschiedlichen Schwerpunkt.

Wer seine Balance erspüren will, kann einfach für ein paar Momente auf einem Bein stehen, mitzählen und vergleichen, auf welchem Bein er stabiler steht. Bei den Pferden ist es genauso; hier zeigt sich die Asymmetrie in einer hohlen und einer gewölbten Hals- und Körperseite, natürliche Schiefe genannt. Unterschiedlich stark sind meist die Hinterbeine, auch die Schultern und die Muskulatur können verschieden ausgeprägt sein. Zudem ist das Gewicht nicht gleichmäßig zwischen Vor- und Hinterhand verteilt, die Vorhand trägt verschiedenen Messungen zufolge ca. 65 Prozent des Gewichts.

Um Pferde auch unter der Last des Reiters möglichst lange gesund und gehfreudig zu erhalten, versucht der Reiter, die Asymmetrie durch Gymnastizierung zu verringern. Dazu dienen Übungen, die die verkürzte Hals- und Körperseite dehnen. Das schwächere Hinterbein soll gekräftigt und dem stärkeren angeglichen werden. Meist schiebt ein Hinterbein mehr, das andere wird oft besser gewinkelt und trägt mehr. Das Geraderichten ist eine Lebensaufgabe.

In der dressurmäßigen Arbeit wird zudem angestrebt, das Gewicht von der Vorhand in Richtung Hinterhand zu verlagern, sodass möglichst die größere Last von den Vorderbeinen genommen wird.

Das Reiten erfordert Arbeit an der Balance

Solange keine reiterliche Einwirkung sie dabei behindert, können Pferde sich meist auch in ihrer Schiefe gut ausbalancieren und auf ihren vier Beinen halten.

Will man die Balance des Pferdes fördern, gibt es viele Möglichkeiten, das vom Boden aus zu tun. Sei es, dass man ein junges Pferd vorbereiten, einem älteren, schon gerittenen Abwechslung verschaffen möchte oder vielleicht wegen unpassender Größen- oder Gewichtsverhältnisse gar nicht zum Reiten kommt. Auch vom Boden aus kann man sehr viel erreichen. Das zeigen eindrucksvoll immer wieder Bilder von Pferden, die sich in der Handarbeit oder am langen Zügel ausdrucksstark präsentieren. In der Freiheitsdressur sieht man ebenfalls schöne Bilder mit gut bemuskelten Pferden. Doch auch wer keine hohen Dressuraufgaben anstrebt, kann sein Pferd gut von unten fördern.

Zunächst sollte man sein Pferd sehr gut beobachten: Wie bewegt es sich frei laufend, auf der Weide, im Auslauf? Zeigt es alle Gangarten oder bevorzugt es Trab oder Galopp? Oder Tölt? Wie bewegt es sich in Rechts-, wie in Linkswendungen? Wie stark balanciert es mit dem Hals? Tritt es mit den Hinterbeinen in die Spur der Vorderbeine? Oder seitlich daran vorbei? Auf welcher Seite weicht es vermehrt aus? Wie weit ist der Raumgriff? Wie sieht die gesamte Oberlinie aus? Wie wechselt es die Gangarten – weich, fließend oder aufwendig?

Eine Vorstellung entwickeln 

Diese Beobachtungen sind die Grundlage für das Bild, das ich mir von meinem Pferd mache. Daraus entwickle ich ein Wunschbild: Wie könnte dieses Pferd sich entwickeln?

Eine klare Vorstellung, ein inneres Bild zeichnet sich ab – wie schön, wie stark, wie ausdrucksvoll kann dieses Pferd werden? „Der Ausbilder visualisiert das Pferd im Gleichgewicht, er schließt die Augen und sieht, wie dieses Pferd aussehen könnte, wenn seine Ausbildung beendet ist. Darin gleicht er einem Maler oder Bildhauer, der sich das fertige Werk vorstellt, ehe er Pinsel oder Meißel in die Hand nimmt (Dominique Barbier: „Wege zur Leichtigkeit in der klassischen Dressur“, S. 139).“

Aus diesen Beobachtungen folgt die Gestaltung der Arbeit mit dem jeweiligen Pferd. Dabei sind ein großes Spektrum und viel Erfahrung hilfreich, um gegebenenfalls den Aufbau der Ausbildung variieren zu können. Wer erst anfängt, Pferde auszubilden, kann sich durch Hineindenken und -fühlen in die jeweilige Aufgabe verbessern, seine eigene Analyse mit einem Lehrer seines Vertrauens besprechen. Die Hilfe eines Lehrers ist unverzichtbar, damit sich nicht unbemerkt Fehler einschleichen.

… lesen Sie weiter in „Feine Hilfen 2“, Print-Version Seite 16; iPad-Version Seite 21 …

 

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Category: Aktuelle Themen

Comments (1)

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  1. Hallo,

    Ich würde gerne den Artikel von Monika Buhl kommentieren. Gleich am Anfang schreibt sie: „Wir brauchen Hilfszügel, Clickertraining und Kappzaum statt Körperpräsenz. […]. Und je mehr wir uns in „Hilfsmittel“ flüchten, mit denen wir unsere „Hilflosigkeit“ demonstrieren, desto mehr vergessen wir unsere körpereigenen Ausdruckmittel.“

    Ich weiß nicht, weshalb die Autorin „Hilfsmittel“ und „Hilflosigkeit“ in Anführungszeichen setzt. Vielleicht weil die aufgezählten Mittel, nicht wirklich Hilfsmittel sind? Mir ist es völlig unverständlich, und deshalb irreführend, weshalb die Autorin Clickertraining in einem Atemzug mit Dingen wie Hilfszügeln und Kappzaum nennt. Das sind vollkommen unterschiedliche Dinge beziehungsweise Konzepte. Das eine sind Dinge, die man in einem Reitsportgeschäft kaufen kann, anfassen kann, während Clickertraining ein Ausbildungskonzept, tatsächlich ein Kommunikationsmittel ist. Die Autorin spricht selbst davon, wie wichtig Kommunikation ist, und sie meint damit die Kommunikation mittels Körpersprache. Clickertraining ist ebenfalls Kommunikation mittels eines Markersignals, das dem Pferd sagt, wann genau es etwas richtig gemacht hat. Das ist etwas komplett anderes als ein Hilfsgerät, das ich im Reitsportgeschaft kaufen kann. Abgesehen davon, ersetzt ein Kappzaum keine Körpersprache. Wenn ich ein Pferd mittels Kappzaum ausbilde, muss ich immer noch meine Körpersprache korrekt einsetzen.

    Es scheint mir, dass die Autorin kein eingehendes Wissen über Clickertraining hat. Das ist äußerst Schade, denn tatsächlich ist vieles, das sie in ihrem Artikel als wichtig und positive beschreibt, wichtiger Bestandteil des Clickertrainings. Und ich könnte mir vorstellen, dass sie Clickertraining positiver bewerten würde, wenn sie es besser kennenlernen könnte. Zum Beispiel sagt sie: „Das Geheimnis liegt in der Freiwilligkeit, aber Freiwilligkeit erreicht man nur durch Körperpräsenz.“
    Während ich dem ersten Teil des Satzes absolut zustimme, so bin ich bei dem zweiten anderer Meinung. Sicher, nur mit Freiwilligkeit erreiche ich die angestrebte Harmonie mit dem Pferd. Und Clickertraining erstrebt genau das. Indem ich die Trainingsschritte in kleine Einheiten zerlegen, richtige Antworten sofort mit dem Marker (dem Click) dem Pferd verständlich mache („Das war genau richtig!“), und danach belohne, stelle ich sicher, dass das Pferd freiwillig, gerne und frustrationslos lernt. Mit Clickertraining bekomme ich ein äußerst motiviertes Pferd, dass sich über jede Trainingseinheit freut und das absolut freiwillig. Im Clickertraining gibt es keinen Zwang. Mit einem cleverem Trainingsplan bemerkt das Pferde gar nicht, dass es gerade eine Trainingsstunde hat, es hat einfach nur Spaß. Und der Trainer auch.

    „Körperlogik“ oder Biomechanik, passen wunderbar zum Clickertraining. Als Clickertrainer kann ich dem Pferd helfen die gesunde Haltung und Bewegung zu finden. Ich kann mit dem Pferd zum Beispiel eine der von der Autorin beschriebene Übung machen, und in dem Moment, in dem das Pferd die gewünschte Haltung oder Entspannung oder Bewegung zeigt, zum Beispiel entspanntes Kauen, oder Fallenlassen des Halses, oder Untertreten mit innerem Hinterbein etc., in genau dem Moment clicke ich, gefolgt von einer Belohnung. Die gewünschte Aktion wird gefolgt von einer Belohnung durch den Trainer – aber das Körpergefühl des Pferdes selbst ist belohnend (Entspannung, Balance). Durch diese Belohnung (wissenschaftlich: positive Verstärkung) wird das Pferd dieses gewünschte Verhalten öfters zeigen. Es hat gelernt. Der Click hilft bei der Präzision. Ein Wortsignal trifft meist nicht den genauen Moment. Zum Beispiel das Wort „gut“: während es ausgesprochen wird, macht das Pferd viele Bewegung: der Fuß hebt sich und senkt sich bis das Wort fertig gesprochen ist. Ein Click aber markiert ganz genau zum Beispiel das Heben des Beines. So kann ich das Heben verstärken mit einer enormen Klarheit für das Pferd.

    Alles in allem denke ich, dass die Autorin, und alle Leser, vielleicht mehr über Clickertraining lernen sollten, bevor sie es als etwas beschreiben, das es nicht ist. Es ist tatsächlich ein sehr hilfreiches, zwangloses und effektives Kommunikationsmittel.

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