Bericht: Germany´s Finest Rider
Am 22. August fand zum sechsten Mal „Germany´s Finest Rider“ in Odenthal auf der Anlage Gut AmtmannScherf statt. Zu sehen gab es: Feines Reiten, strenge, aber leidenschaftliche Richter und Freudentränen bei der Siegerin…
(aus einer Pressemeldung der Veranstalter)
„Normale“ Reiter denken vielleicht: Ausgerechnet die Westernreiter wollen den feinsten Reiter unter sich ausmachen?! Ja, die Idee kam von einem Westernreiter, und das Event hat sich etabliert.
Die Atmosphäre war schon ein wenig anders als sonst auf Westernturnieren. Entspannte Reiter und weitestgehend auch entspannte Pferde. Man fühlte, dass hier ein anderer Geist vorherrschte, eine andere Zielvorstellung.
Das Abreiten findet unter den Augen der Richter statt, und wer negativ auffällt, bekommt Minuspunkte, die für die Gesamtwertung zählen – wo gibt’s das sonst? Keiner darf vorher in den Sattel – Longieren ja, aber in der Bahn darf erst abgeritten werden, wenn die Richter bereit sind.
Erstmal mussten alle ein Pflicht reiten. Das war neu. Keine schwierigen Manöver – ein Trail-Tor, dann eine Aufgabe, die bei jeder Horsemanship vorkommen könnte. Trab, Jog, Anhalten, 90-Grad-Hinterhandwendung, Rechtsgalopp, einfacher Wechsel, Linksgalopp, Jog, Backup – aber da sieht man’s: Das wirklich FEIN zu reiten UND auf den Punkt, fiel dann doch nicht allen so leicht… Wie die Siegerin nachher sagte: „Der Pflichtteil war durch viele Übergänge und schwierige Knackpunkte anspruchsvoll und raffiniert.“
Beim Hauptanliegen dieses Events, der Förderung feinen Reitens, soll eine solche Pflicht mit simplen Anforderungen noch mehr Gewicht auf das eigentliche Reiten und die gediegene Grundausbildung der Pferde legen. Diesen Effekt scheint es auch zu haben. Und die Pflichtaufgabe ist von den meisten Teilnehmern durchaus positiv aufgenommen worden.
Leider war der „Erfinder“ des Events, Hardy Oelke, der das Ganze sonst mit Anja Beran zusammen richtet, krankheitsbedingt abwesend. Western-Richterin Birgit Bayer war als zweite Richterin eingesprungen.
Die Klassisch-Ausbilderin Anja Beran als Richterin bei einem Westernturnier? Auch das gehört zu dieser Idee! Sie hat sich dankenswerterweise bis jetzt immer dafür freigenommen und dieses Event nach Kräften unterstützt. Ihr geht es immer um die Pferde und um feines Reiten, sagt sie, egal wo und in welchem Outfit.
Die Anlage Gut AmtmannScherf in Odenthal ist sehr schön und bot reichlich Platz, das Wetter war bestens, der Ablauf reibungslos, die Zuschauer waren sehr interessiert. Das reiterliche Niveau war recht gut, wobei immer mal einer dabei ist, der seine Hausaufgaben nicht gemacht zu haben scheint…
Nach der Pflicht kam das Besondere bei Germany’s Finest Rider®: die Kür. Mit Musik! Die Musik dazu ist kein Muss, aber alle scheinen Spaß daran zu haben, zu einer Begleitmusik ihrer Wahl reiten zu können.
Die Gewinnerin der Pflicht, eine junge Dame, die auf Gut AmtmannScherf arbeitet, hatte sich in der Pflicht einen so großen Vorsprung herausgeritten, dass sie in der Kür nur noch schwer einzuholen war. Alle mussten sich sehr bemühen. Manche versuchten es mit schwierigen Lektionen, die sich aber negativ auswirken, wenn sie nicht leicht und fein gezeigt werden.
Die Pferde waren überwiegend Quarter Horses, außerdem zwei Paint Horses – aber auch ein Andalusier (PRE) war dabei, der immerhin auf den vierten Platz kam. Über zwanzig Pferde waren gemeldet, letztlich gingen 14 an den Start. Es war nicht die absolute Dominanz des weiblichen Geschlechts, wie man bei einer solchen Veranstaltung vielleicht vermutet hätte, sondern es gab immerhin auch vier männliche Teilnehmer. Aber: Noch nie hat bis jetzt ein Mann dieses Event gewonnen…
Es tat gut, zu sehen, wie alle Reiter um Harmonie und feines Reiten bemüht waren. „Wir wollen keine abgerichteten Pferde sehen, sondern Pferde, die per reiterlichen Hilfen geritten werden und reell arbeiten“, erklärte Anja Beran.
Die Teilnehmer waren für die Kür in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe durfte nochmal abreiten, und die Richter schauten genau hin. Wie gut das tut, im Vergleich zu den Bildern, die man sonst auf Abreiteplätzen ertragen muss!
Jedes gutgerittene Pferd hat eine Chance, solange es wirklich fein vorgestellt wird und seine Sache korrekt macht.
Es gab überwiegend ansprechende Ritte. Am Ende bewahrheitete sich, was vermutet werden konnte: Bianca Baumgart gewann, die sich in der Pflicht ein so großes Punktepolster herausgeritten hatte.
Reserve Champion wurde Astrid Schon mit ihrer Fliegenschimmelstute. Bei dieser Färbung kommt man nicht so ohne weiteres darauf, dass sie eine registrierte Paint Horse-Stute ist.
Die drittplatzierte Alexandra Feuerpeil konnte mit ihrem Quarter Horse-Hengst German Chic Olena an ihren Erfolg 2012 anknüpfen, wo sie Reserve Champion geworden war.
Germany’s Finest Rider® ist offen für alle Rassen. Aber offensichtlich nicht nur in der Theorie – auch die Richter haben sich allen Pferden gegenüber offen gezeigt: Der vierte Platz wird von dem Andalusier belegt!
Bei der Siegerehrung wurde deutlich: Wo sonst kann man so viel gewinnen?! Ein Trophy-Sattel, der sich wahrlich sehen lassen kann, gesponsert von Gomeier’s World of Saddles, und eine Trophy, eine handgefertigte Skulptur von Hardy Oelke. Eine solche gab es auch für den Gewinner der Pflicht, und in diesem Fall war das ein und dieselbe Person: Bianca Baumgart mit ihrer 13-jährigen Quarter-Stute Sissi Austria, die von Prince Skipie ist (Doc Olena, Ima Cool Skip) und aus Lily Cool (Ima Cool Skip/Leo).
Der Reserve Champion erhielt ein Paar maßgeschneiderte Siering-Sporen, gesponsert von Siering Bits, und 100 Euro, gesponsert von der Americana. Der Drittplazierte bekam eine Freikarte für die Americana-Abendschau und ebenfalls100 Euro, gesponsert von der Americana. Auch für den vierten Platz gab es eine von der Americana gesponserte Freikarte für die Americana-Abendschau, und für den fünften Platz gab es wahlweise ein Abo für WESTERN HORSE oder ein Buch der Wahl aus dem Kierdorf Verlag.
„Ich finde, Germany’s Finest Rider® ist ein tolles Turnier“, bekannte Richterin Birgit Bayer. „Da möchte man am liebsten selber mitreiten! Eine Kür – wo gibt‘s das sonst schon im Westernsport? Und dass man zur Musik reiten und sie sich selbst aussuchen bzw. zusammenstellen kann, finde ich auch sehr attraktiv. Ich finde auch die Pflicht gut, die in diesem Jahr erstmals dazugenommen wurde. Mein Vorschlag wäre aber, die Aufgabe erst kurz vorher bekanntzugeben. Dann können die Pferde nicht darauf gedrillt werden, so dass sie die Prüfung quasi auswendig kennen und von alleine laufen.“
Dasselbe würde auch Anja Beran gern umgesetzt sehen:
„Ich bin für alles, was die solide reiterliche Ausbildung fördert und die Leute wegbringt vom Drillen und Abrichten“, erklärt sie. „Was gefordert wird, sollte vorher feststehen: alle drei Gangarten, Galopp auf jeder Hand, Übergänge und Tempounterschiede, auch mal eine Hinterhandwendung, aber in welcher Reihenfolge, dass sollte erst am Tag des Turniers bekanntgegeben werden.
Ansonsten freue ich mich, dass dieses Event immer mehr Zuspruch findet und dass wir durchaus auch Fortschritte bei manchen Reitern erkennen können. Die Zielsetzung von Germany’s Finest Rider® ist eindeutig und unbedingt unterstützenswert.“
Große Freude bei Bianca Baumgart bei der Siegerehrung. Sie konnte Freudentränen nicht unterdrücken. Mit sechs Jahren hatte sie mit Voltigieren begonnen, hat dann auf einem Ponyhof geritten. Mit neun konnte sie sich ihre Sissi von ihrem Kommunionsgeld kaufen, die damals zweieinhalb Jahre alt war. Nach anderthalb Jahren intensiver Bodenarbeit hatte sie die Stute dann unter Anleitung angeritten und danach ausschließlich selber ausgebildet. Turniere reitet sie seit 2007. Sie konnte eine ganze Reihe von EWU-Rheinlandmeister-Titeln erringen und erhielt 2011 aufgrund ihrer Turniererfolge das Silberne Reitsportabzeichen.
„Mein tatsächlich wichtigster Erfolg ist allerdings der Titel ‚Germany ́s Finest Rider‘, den ich heute erringen konnte!“, sagte sie.
Auch Reserve Champion Astrid Schon war happy. Sie erklärte, dass ihre Kür für das Alter ihres Pferdes nicht so anspruchsvoll war wegen einer Verletzung, die am Mittwoch vorher noch behandelt worden war:
„Ich hatte deshalb meine Galoppwechselstrecke aus der Kür genommen. Die waren bei Bianca jedoch enthalten und auch sauber geritten worden. Ich habe mich aber über den schriftlichen Kommentar von Frau Beran auf meinem Score Sheet gefreut: ‘sehr fein geritten’“.
Obwohl sie in der Kür genauso gut war wie die Siegerin und nur auf den zweiten Platz kam, weil sie in der Pflicht nicht so gut gepunktet hat, findet Astrid Schon ebenfalls den Pflichtteil gut und richtig:
„Ich persönlich finde das gut und auch, dass er mit in die Bewertung einfließt. Aus einem einfachen Grund: weil man in der Kür nur das Beste seines Pferdes herausstellt, gibt es aber einen Pflichtteil, muss man auch Elemente sauber und mit feinen Hilfen reiten, die einem nicht so liegen.
Alles in allem fand ich es ein tolles Turnier, mit super Preisen, einer wundervollen Atmosphäre, netten Leuten, tollem Publikum und durchgängig fairen Bewertungen.“
Astrids Paint-Stute Miss Impass J Bar ist ein 1997er Modell (Black Continental x Miss Impass Blaze QH. Sie war ein völliges Wrack und eigentlich nicht reitbar, als Astrid sie übernahm. Mit viel Geduld hat sie sich mit der Stute über die Jahre zusammengerauft.
„Gerade auch deswegen bin ich stolz wie Bolle, diesen 2. Platz gewonnen zu haben“, sagte sie.
Was schätzt sie besonders an Germany’s Finest Rider?
„Das reelles Reiten belohnt wird, dass genau hingeschaut wird, ob die Pferde versammelt am losen Zügel laufen und eben nicht auf spektakuläre Manöver Wert gelegt wird. Ganz besonders jedoch, das das Abreiten miteinbezogen wird. Es gibt ja viele erfolgreiche Reiter, die nur Mitfahrer sind, jedoch eigentlich keine Erfahrung haben, geschweige denn Ahnung, wie man ein Pferd korrekt und gesund reitet und das über lange Jahre, die nicht gelernt haben, sauber und fein zu korrigieren, dem Wohl des Pferdes zuliebe. Die Geld genug haben, lassen den Trainer abreiten und setzen sich dann für die Prüfung auf einen eingeschüchterten Selbstfahrer – und gewinnen u. U. auch noch! Ich habe davon genug gesehen, weswegen ich auch keine (der üblichen) Turniere mehr bestreite… Und genau deswegen gefällt mir Germany’s Finest Rider sehr gut. Wenn alles gut geht, werden wir nächstes Jahr wieder dabei sein!“
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