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Ist Dominanztraining artgerecht?

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Ein Tritt und die Fronten sind geklärt. Pferde brauchen kein stundenlanges Dominanztraining.

Der Mensch ist Chef. Wann immer es um Pferdeerziehung geht, ist schnell von Dominanz und dem alltäglichen Kampf um die Rangordnung die Rede.  Damit das Pferd nicht auf die Idee kommt, den „Chefstatus“ des Menschen anzuzweifeln, macht dieser Dominanztraining. Er baut Druck auf und gibt nach, wenn das Pferd in seinen Augen richtig reagiert. Tut es das nicht, verstärkt er den Druck.
Das Pferd lernt, dass die unangenehme Einwirkung erst verschwindet, wenn es tut, was der Mensch möchte. In der Lernpsychologie heißt das negative Vestärkung. Konsequent und sensibel angewandt muss das Druck-Nachgeben-Prinzip nichts Schlechtes sein, solange das Pferd keine Angst bekommt und genügend Erfolgserlebnisse hat. Für ungeübte Menschen dürfte aber schwer zu erkennen sein, wann das Pferd tatsächlich  unter kontraproduktiven Stress gerät.
Erklärt, fast schon entschuldigt, werden verschiedene Dominanztrainings-Methoden gern damit, dass Pferde miteinander ebenso umgehen. Es gäbe feste Regeln in der Herde, die befolgt werden müssten, sonst knallt´s. So natürlich die Theorie vom Dominanztraining klingt – sie orientiert sich nicht an neuesten verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnissen. Pferde üben keine halbe Stunde Druck aufeinander auf: Kein Herdenchef jagt seine „Untegebenen“ im Kreis um sich herum, damit sie sich ihm zuwenden. Pferde legen die Rangfolge situationsbedingt fest, dann kehrt wieder Ruhe ein. Auch Tiere, die als rangniedrig gelten, dürfen in die Nähe der „Chefs“. Auch Pferde schließen übringens Freundschaften, in denen sie sich gegenseitig deutlich mehr erlauben als anderen Herdenmitgliedern. Die Frage ist, was wir wollen – einen Untergebenen oder einen Partner?

Was meinen Sie? Ist Dominanztraining pferdegerecht?

 

Video und Artikel zum Thema:

Linda Parelli unterrichtet einen Schüler

Artikel über Dominanztraining

Verhaltensbiologin Marlitt Wendt über Dominanz

 

Am 5. April 2015 veröffentlichte Verhaltensbiologin Marlitt Wendt einen weiteren interessanten Blogbeitrag:

„Kaum ein Reiter kommt an ihm vorbei, dem Mythos um den sagenumwobenen Leithengst. Ausgehend von der Annahme, dass es in jeder Pferdeherde einen Leithengst gäbe, der als eine Art Herrscher und Beschützer die Geschicke der Gruppe leitet, orientieren sich viele Pferdetrainer an diesem Bild, um zu erklären, warum auch der Mensch diese Chefposition übernehmen soll. Erst wenn der Mensch als Alphatier bzw. Führungspersönlichkeit anerkannt wird, soll angeblich ein fügsames, unkompliziertes Pferd folgen. Nun hat sich in der wissenschaftlichen Forschung herausgestellt, dass es den Leithengst so gar nicht gibt. Jede Pferdegruppe ist ein stark individualisierter Verband, in dem jedes einzelne Tier seine Aufgaben hat und bestimmte Rollen einnimmt. Es wurde etwa nachgewiesen, dass durchaus auch Stuten Führungsrollen übernehmen und dass es je nach Situation, Jahreszeit, Motivation und vielen anderen für uns unsichtbaren Gründen mehr mal das eine mal das andere Pferd die Rolle des Anführers übernimmt, die man früher vereinfacht lediglich dem Leithengst zugeordnet hat. Sogar Jungpferde können dabei in bestimmten Situationen solche Aufgaben wie die Erkundung neuer Areale oder die Absicherung der Gruppe übernehmen.“

Den ganzen Artikel finden Sie unter: www.pferdsein.de

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Category: Besondere Themen

Comments (5)

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  1. Franziska sagt:

    Der Vergleich mit den wildlebenden Pferden hinkt. Die leben artgerecht, können im Winter uU verhungern, im Sommer kilometerweit nach einer Wasserstelle suchen müssen und ein verletztes Tier zurücklassen müssen das somit zu „Raubtier“futter wird, weil kein Vet in der Nähe ist. Sobald ich ein Tier domestiziere, greife ich in seine natürliche Lebensweise ein. Dann ist es mir aber lieber auf respektvoll, führende Weise – von mir aus „dominant! – als mit Hilfszügeln und Gerten, die zuschlagen.
    Was mir an diesem Artikel aber wirklich fehlt ist die Alternative. Was ist besser als Horsemanship? Bitte liebe Redakteure recherchiert und schreibt euren nächsten Artikel darüber!!!
    @ Sarah: beim Horsemanship geht es genau darum, dass der Mensch das Pferd in unsicheren Situationen führt und ihm im wahrsten Sinn des Wortes den Weg zeigt.
    Es geht auch genau darum, gerecht zu sein und einen „Partner Pferd“ zu haben, keinen „Sklaven Pferd“ wie man sie auf vielen Turnier- und Reitschulplätzen sieht. Pferde von echten Horsemännern und -frauen haben wache und neugierige Augen und einen entspannten (Körper-)ausdruck. Dominant geführte Pferde hingegen nicht.
    Seinen Instinkten kann es nachgehen, aber bitte auf der Koppel und nicht neben mir! Diesen Unterschied muss mein Pferd lernen, da steh ich dazu. Dafür gebe ich ihm Sicherheit, regelmässige Pflege und Futter.

    • Christian sagt:

      Sehr gutes Kommentar. Dem schließe ich mich gern an.
      Ich finde es gut, dass es dir nicht reicht, wie es nicht sein sollte, sondern dass du darum bittest im nächsten Artikel lesen zu können, wie denn besseres Horsemanship aussehen könnte.

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