An die Verantwortlichen der FEI
Sehr geehrte Damen und Herren,
mir ist bewusst, dass ich als kleine Reitlehrerin, Buchautorin, Richterin und Verfechterin pferdegerechten Reitens für eine Organisation wie die Ihre absolut uninteressant bin.
Trotzdem habe ich mich vor ziemlich genau zehn Jahren entschlossen , mich an Sie und etliche Ihrer Funktionäre zu wenden. Das war, als der Workshop zur Hyperflexions- Trainingsmethode zu der etwas unverständlichen Schlussfolgerungen führte, dass die Hyperflexion keine erstrebenswerte, aber wenn durch Fachleute ausgeführt, tolerierbare Methode wäre. Da noch zu wenig über negative Folgeerscheinungen bekannt sei, wüssten die Fachleute, was sie tun.
Die FEI hat sich damals durch vorschnelle Fehlinterpretationen noch nicht veröffentlichter wissenschaftlicher Untersuchungen, die Präsentation von Röntgenfotos, Beschreibungen der Methode durch deren Anwender selbst und eine sehr professionell angelegte PR-Kampagne zu dieser Schlussfolgerung bringen lassen. Man sprach davon, dass mehr Untersuchungen über die Auswirkungen geplant wären.
Etwas später wurde dann eine „Hyperflexion Light“- Regel eingeführt. Das Pferd „Low Deep and Round“(allerdings noch immer in Hyperflexion) dürfe weniger als zehn Minuten in einem Stück geritten werden, wenn keine Anzeichen von Gewalteinwirkung wahrnehmbar wären.
Damals habe ich mit Video-Dokumentationen reagiert, die gezeigt hatten, wie diese Trainingsmethode tatsächlich abläuft, dass es sehr wohl zu Schmerzen, Stress und Gebrauch von Gewalt (mit der Kandare) kommt, um diese Position erwirken und halten zu können. Inzwischen sind mehr als 50 Studien zum Thema Halsposition des Pferdes und seine Auswirkungen publiziert und diese Untersuchungen wurden auch kritisch analysiert (ISES Rapport und Vortag bei en Göttinger Pferdetagen). Schädliche Auswirkungen auf Bewegungsmechnismen, Psyche und körperliche Funktionen des Pferdes sind inzwischen bekannt.
Die EM in Aachen hat gezeigt, dass Reiter, diese Methode vor den Augen der Öffentlichkeit dann mal zehn Minuten und nochmal zehn Minuten und mit Einwirkungen tun, die dem Laien und „Nichtwissenschaftler“ schon klar vor Augen führen, dass dies nicht ohne Schmerz und Nachteile für das Pferd ablaufen kann.
Es wurde, (ob nach vielfachen Protesten oder spontan) von einem FEI-Steward eingeschritten, was als sehr positiv zu werten ist. Nur das Einschreiten bei tierschutzrelevantem Verhalten wird durch die momentane FEI Regelung sehr erschwert.
Dazu kommt, dass alles, was „noch gerade erlaubt“ ist auch als Standard und Vorbild für viele Reiter an der Basis übernommen wird, obwohl auch diese Formen sich inzwischen als das Pferd nicht fördernd sondern schädlich und auch tierschutzrelevant erwiesen haben. Ein bisschen schwanger kann man nicht sein, genauso wenig wie man ein bisschen „Rollkuren“ kann.
Ich hoffe es kommt nicht dazu, dass die Reiterlobby, die LDR anwendet, erreicht , dass die FEI Regel „Nase vor der Senkrechten“ verändert wird, um diesen Reitern noch mehr Chancen auf hohe Platzierungen und die pferdergercht arbeitenden Reitern ihre Chancen immer mehr schwinden sehen. Dann werden sich immer mehr Reiterfür diese Methode entscheiden. Es würde ihrer Organisation gut zu Gesicht stehen, die Ereignisse in Aachen zum Anlass zu nehmen, die wissenschaftlichen Studien und die Erkenntnisse der letzten Jahre in Ihre Überlegungen aufzunehmen und die pferdeverachtende und nicht zum Ziel der FEI-Dressur passende Trainingsmethode eindeutig zu verbannen und zu ahnden. Diese Methode entwickelt nämlich nicht das, was noch immer Ziel der FEI Dressur sein sollte: einen „Happy Athlete“ der sich nach den Kriterien der FEI im Viereck bewegt .
Ich, und mit mir viele andere hoffen sehr auf eine diesbezüglich Reaktion Ihrer Organisation im Sinne der Pferde
Dr.Ulrike Thiel
Institut für Equitherapie und Hippisiche Sportpsychologie
Cranendonck Niederlande