Häufige Sitzfehler: Steife Hüften und geringe Rumpfspannung
(Foto: Shana Ritter)
Dr. Thomas Ritter ist nicht nur ein sehr guter klassischer Ausbilder, er ist auch seit der ersten Ausgabe Feine Hilfen- Autor und einer der vier Dozenten unseres Feine Hilfen-Symposiums am 10. und 11. September zum Thema „Der Sitz des Reiters“.
Wir haben ein Kurzinterview mit ihm zum Thema Sitz geführt.
Feine Hilfen: Was wäre das perfekte Exterieur für einen Reiter? Gibt es das überhaupt? Und was kann man machen, wenn man diesem Ideal nicht entspricht?
Ritter: Kurzer Oberkörper mit langen Armen und Beinen ist am besten. Schlank, sportlich und beweglich ist ein großer Vorteil. Fast noch wichtiger als das Exterieur ist ein gutes Körpergefühl, gute Koordination und gutes Balanciervermögen. Reiter, die weniger ideal gebaut sind, müssen eventuell länger an sich arbeiten und manchmal den Standardsitz etwas abwandeln, um auf dem Pferd „funktionstüchtig“ zu sein. Reiter mit langem Oberkörper und kurzen Armen sind z.B. gezwungen, ihre Hände etwas höher zu tragen als im Lehrbuch steht, damit ihr Ellbogen noch einen Winkel aufweist.
Feine Hilfen: Welche Sitzfehler begegnen Ihnen am häufigsten?/Was müsste praktisch jeder Reiter verbessern?
Ritter: Steife Hüften und zu geringe Rumpfspannung sind die Ursache für die meisten Sitzprobleme (Stuhlsitz, klappendes Gesäß, unruhige Hände und Schenkel). Der Reiter muss v.a. lernen, seine Muskeln differenziert und unabhängig von einander anspannen und loslassen zu können. Sonst spannt der Reiter bewusst einen Muskel an und sein Körper spannt zusätzlich unerlaubterweise zusätzlich noch mehrere andere an. Oder der Reiter versucht, einen bestimmten Muskel loszulassen und sein Körper spannt andere mit ab, die vielleicht angespannt bleiben sollten.
Feine Hilfen: Viele Reiter plagen sich mit dem Aussitzen des Trabs. Woran kann das liegen und wie kann man dieses Problem lösen?
Ritter: Meistens sind die Rumpfmuskeln zu wenig aktiv, wodurch die Arm- und Beinmuskeln zu stark angespannt werden. Wenn der Reiter nicht durch seine Rumpfmuskulatur im Gleichgewicht gehalten wird, kompensiert er, indem er sich mit Händen und Beinen anklammert. Sobald die Rumpfmuskeln die Wirbelsäule des Reiters in der Bewegung stabilisieren, kann der Reiter die Arm- und Beinmuskulatur loslassen und die Bewegung des Pferderückens mitmachen. Hüft-, Knie- und Knöchelgelenke des Reiters sind seine Stossdämpfer. Ist eines dieser Gelenke nicht frei beweglich, wird er auch nicht zum Sitzen kommen.
Den geschmeidigen Balancesitz erwirbt man am besten durch Sitzunterricht an der Longe. Dieser Unterricht kann sehr sinnvoll am Boden unterstützt werden durch die Feldenkrais Methode, die Alexander Technik, Pilates und Yoga.
Infos zum Feine Hilfen-Symposium und zum Kartenverkauf findet ihr hier.
Category: Dressur